Majlinda Sulejmani (33), Kandidatin für den Gemeinderat St. Margrethen SG, wehrt sich
Jung, engagiert, aus dem Balkan – und bedroht

Sie ist jung, engagiert, alleinerziehende Mutter und stammt aus dem Balkan. Für einige Bewohner der Rheintaler Gemeinde St. Margrethen SG Grund genug, sie anonym anzugreifen. Majlinda Sulejmani, Kandidatin für den Gemeinderat, wehrt sich gegen die Anfeindungen.
Publiziert: 23.02.2023 um 11:50 Uhr
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Aktualisiert: 24.02.2023 um 11:31 Uhr
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Nach vielen harschen Leserbriefen in den lokalen Medien wird Mitte-Gemeinderatskandidatin Majlinda Sulejmani mittlerweile von anonymen Personen in St. Margrethen SG eingeschüchtert.
Foto: zVg
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Sandro ZulianReporter News

«Ich rege mich schon gar nicht mehr auf», sagt Majlinda Sulejmani (33) gegenüber Blick. Seit sie ihre Kandidatur für die Ersatzwahl des Gemeinderats in der Rheintaler Gemeinde St. Margrethen SG bekannt gab, wurde sie angefeindet und bekam «gut gemeinte» Ratschläge von älteren Herren – und zwar ungefragt.

Jetzt hat sich die Situation für die 33-Jährige noch mal verschärft. Ein Post auf Instagram zeigt Sulejmanis kaputtes Wahlkampfplakat, daneben liegt eine Axt. Hinzu kommt: Seit einiger Zeit wird Sulejmani auch noch anonym zu Hause angerufen. Ein klares Signal an die junge Politikerin. Sie soll sich zurückziehen. Das lässt sich die alleinerziehende Mutter nicht gefallen: «Ich werde nächste Woche Anzeige erstatten.»

Sie lasse sich nicht durch solche Drohungen einschüchtern. «Ich gehe nicht davon aus, dass dies Absicht war. Eher, dass das Beil im Eifer des Gefechts aus Versehen liegen gelassen wurde. Die Anrufe gehen mir trotzdem immer wieder durch den Kopf», sagt Sulejmani, die jeweils ein Ambulatorium in Wil SG und in Flawil SG leitet.

«Die grosse bunte Majlinda-Show»

Im Rheintal ist sie keine Unbekannte. Sie engagiert sich als Kassiererin des Dorfblatts «Mosaik» und im Vorstand des FC St. Margrethen als Vizepräsidentin. Politisch verortet sie sich in der Mitte und ist Präsidentin der hiesigen Ortspartei. Ursprünglich stammt sie aus dem Kosovo.

Dass sich eine solche Person zur Gemeinderätin wählen lassen will, passt nicht allen. In einem neulich in St. Margrethen aufgetauchten anonymen Flugblatt werden die vielen angeblichen Verfehlungen von Sulejmani zusammengetragen.

Auf diesen mit «Flurgesprächen» betitelten zwei A4-Seiten wird sie angegriffen. Unter der Überschrift «Die grosse bunte Majlinda-Show» wird kritisiert, sie verbringe zu viel Zeit in den sozialen Medien und sei eine Selbstdarstellerin. Aufgrund ihres Engagements im Fussballklub wird ihr «Filz» vorgeworfen. Die unbekannte Person stellt Sulejmanis medizinische Expertise infrage, denn sie sei nur eine Pflegerin. Und: «Das Tragen eines Stethoskops bei Photoshootings alleine dürfte definitionsgemäss wohl nicht ausreichen, um diese Bezeichnung zu erfüllen.»

«Wollt ihr Zustände wie im Balkan?

Auch auf Facebook schlägt der Kandidatin für den Gemeinderat mittlerweile blanker Hass entgegen. Ein User schreibt: «Wacht auf in St. Margrethen! Oder wollt ihr Zustände wie im Balkan?» Der Kommentar wurde mittlerweile gelöscht.

Das zerstörte Plakat von Sulejmani, die Drohung mit dem Beil, die Anrufe und die plötzlich aufgetauchten Flugblätter: Das alles ist die nächste Eskalationsstufe. In den vergangenen Wochen entbrannte ein regelrechter Leserbrief-Krieg. Meist ältere Herren hauten in die Tasten und versuchten, Sulejmani zu diskreditieren.

Doch sie sieht dem Ganzen gelassen entgegen: «Mir ist bewusst, dass ich mit meinem Erscheinungsbild, meinem Namen und meinen unermüdlichen Engagements vielleicht auf diese Menschen einschüchternd wirke.» Von den Unbekannten wünscht sie sich nur, dass diese ihr Gesicht zeigen. Sulejmani zu Blick: «Ich würde es begrüssen, wenn man mich direkt anspricht. So bekomme ich die Chance, mich auch zu verteidigen, was fair wäre.»

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