Nach dem Diplom ist Endstation
Ausländer mit Schweizer Abschluss sollen bleiben können

Hoteliers suchen händeringend nach gut ausgebildetem Personal. Sie machen Druck, dass der Bund für Ausländer mit Schweizer Abschluss neu Ausnahmen einführt.
Publiziert: 14.10.2022 um 00:13 Uhr
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Aktualisiert: 22.09.2023 um 08:23 Uhr
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Doch das ist nicht so einfach. Kontingente für Drittstaatler beschränken die Zahl der Fachkräfte, die bleiben können.
Foto: Keystone
Lea Hartmann

Nach dem Diplom war Endstation für die Mitarbeiterin aus Indonesien. Die Frau hatte in der Schweiz die Hotelfachschule absolviert und eine Anstellung in einem Fünfsternehotel in Aussicht, in dem sie während der Ausbildung ein Praktikum gemacht hatte.

Doch das Staatssekretariat für Migration machte ihr und dem Berner Hotel einen Strich durch die Rechnung. Der Grund: das Kontingent. Nur 8500 sogenannte Drittstaat-Angehörige erhalten dieses Jahr eine Aufenthaltsbewilligung. Weil das Limit bereits erreicht war, musste die Frau die Schweiz verlassen. Und das Hotel eine andere Mitarbeiterin suchen. 

«Volkswirtschaftlich ist das Unsinn!»

Christophe Hans (58) vom Verband Hotelleriesuisse kennt viele solcher Fälle. Er ärgert sich über jeden einzelnen. «Volkswirtschaftlich ist es Unsinn, wenn wir jemanden in der Schweiz ausbilden, ihn nach dem Abschluss aber wieder wegschicken», sagt er. Unsinnig sei es zudem gerade angesichts des aktuellen Fachkräftemangels – auch in der Hotellerie. Eine Umfrage des Verbands Anfang Jahr ergab, dass zwei Drittel der Hotels Mühe bekunden, offene Stellen zu besetzen. 

Die Hotelbranche hofft nun aufs Parlament: Der Gastrounternehmer und Basler SP-Nationalrat Mustafa Atici (53) fordert in einem Vorstoss Ausnahmen von der Kontingente-Regelung für Fachkräfte, die in der Schweiz eine Hotelfachschule oder eine andere höhere Fachschule abgeschlossen haben – und die in Branchen arbeiten, in denen Fachkräftemangel herrscht. Er sagt: «Wir brauchen diese Leute für unser Gewerbe!» 

Vertreter verschiedener Parteien, darunter auch einige SVPler, haben den Vorstoss mitunterzeichnet, obwohl Atici damit die Umsetzung der SVP-Zuwanderungs-Initiative torpediert.

Für Uni-Absolventen gibts schon eine Ausnahme

Der Vorstoss ist denn auch keineswegs chancenlos. Schliesslich betritt Atici damit kein Neuland. Eine vergleichbare Ausnahmeklausel bei der Kontingentierung, wie der Basler SPler fordert, hat das Parlament vor einigen Jahren auch schon für Hochschulabsolventinnen und -absolventen aus Drittstaaten beschlossen – mit grosser Mehrheit.

In den kommenden Wochen wird der Bundesrat dem Parlament einen konkreten Vorschlag zur Umsetzung der Lockerung für Uni-Absolventen vorlegen. Und der Bund hat auch weitere Lockerungen der Kontingente-Regelung für Personen aus Drittstaaten angekündigt, um der Wirtschaft entgegenzukommen. Doch diese gehen der Hotelbranche noch nicht weit genug. Sie hofft auf Aticis Vorstoss.

Jede Einzelne zählt

«Die Schweiz ist immer unglaublich stolz auf ihre Berufsbildung. Aber eigentlich privilegiert sie stets die Hochschulabsolventen», ärgert sich Christophe Hans von Hotelleriesuisse. Auch Susanne Welle (51), Direktorin der Genfer und der Zürcher Hotelfachschule, kritisiert die Ungleichbehandlung zwischen Uni-Absolventen und den Abgängerinnen der Einrichtungen der höheren Berufsbildung. 

Diese Ungleichbehandlung müsse aus der Welt geschafft werden. Nicht nur eine ETH-Absolventin, sondern auch ein Hotelfachschüler soll nach erfolgreichem Abschluss in der Schweiz bleiben und arbeiten dürfen, findet sie. Man gehe davon aus, dass von der erneuten Lockerung jährlich rund 150 bis 300 Personen profitieren würden, sagt Christophe Hans. «Es wird also keine Masseneinwanderung geben», unterstreicht er. Für die Hotelbranche aber zählt jede Fachkraft, die man behalten könne. 

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