Sonderkontingent für den harten Brexit
Briten bevorzugt

Wie soll die Zuwanderung aus Grossbritannien in die Schweiz nach einem harten Brexit geregelt werden? Wie BLICK vorher gesagt hatte, schlägt sie der Bundesrat nicht dem Drittstaaten-Topf der Amis, Inder und Chinesen zu.
Publiziert: 07.02.2019 um 18:02 Uhr
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Aktualisiert: 13.02.2019 um 15:20 Uhr
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Streben trotz Brexit eine ungebrochen enge Beziehung an: Die britische Premierministerin Theresa May und der damalige Bundespräsident Alain Berset am WEF 2018 in Davos.
Foto: Keystone
Pascal Tischhauser und Nico Menzato

Der Bundesrat hat heute ein spezielles Zuwanderungskontingent für Briten beschlossen. Wie BLICK schon zuvor berichtet hatte, sollen Arbeitszuwanderer aus Grossbritannien nach einem ungeordneten Brexit nicht als Drittstaat behandelt werden. Die Landesregierung hat für erwerbstätige Britinnen und Briten ein Kontingent für 3500 Personen geschaffen.

2100 Einheiten davon entfallen Aufenthaltsbewilligungen (B), 1400 auf Kurzaufenthaltsbewilligungen (L). Diese Höchstzahlen sollen vom 30. März weg gelten, also vom Tag des voraussichtlichen Austritts Grossbritanniens aus der EU weg.

Briten geniessen Sonderbehandlung

Britische Staatsangehörige sollen für den Fall eines harten Brexits nicht schlechter behandelt werden als EU-Bürger, die dank der Personenfreizügigkeit relativ einfach in die Schweiz einreisen können.

Ganz anders Personen werden Zuwanderer von ausserhalb Europas behandelt. Für diese gilt ein striktes Kontingent. Für 2019 hat der Bundesrat die Obergrenze bei 8500 Spezialisten festgelegt: 4500 sollen eine Aufenthaltsbewilligung (B) erhalten, weitere 4000 eine Kurzaufenthaltsbewilligung (L).

Wie die künftige Einwanderung der Briten geregelt wird, hängt er erstmal vom Ausgang der Brexit-Verhandlungen ab. Die EU lehnte bislang Änderungen am ausgehandelten Brexit-Vertrag kategorisch ab. Ein ungeregelter Austritt aus der EU wird wahrscheinlicher.

«Dann gelten die Briten als Drittstaatsangehörige, und wir müssen gemäss geltendem Recht eine Kontingentslösung machen», hatte der Staatssekretär für Migration, Mario Gattiker (62), schon früher zu BLICK gesagt.

Wertvolle Finanzspezialisten von der Insel

Nun hat der Bundesrat entscheiden, die Briten nicht mit allen anderen in einen Topf von Drittstaatlern zu werfen, sie also nicht wie Inder, Amerikaner oder Chinesen zu behandeln, sondern für die Briten ein Sonderkontingent zu schaffen, wie BLICK das vorher gesagt hatte.

Denn bei einer Konsultation hatten sich die Kantone überaus deutlich für ein Sonderkontingent für Briten ausgesprochen. Vor allem die Finanzplatzkantone Zürich und Genf wollten nicht auf die Bankspezialisten von der Insel verzichten.

34'500 Schweizer leben auf der Insel

Falls die EU und Grossbritannien sich doch noch auf ein Austrittsabkommen einigen und es also zu einem geregelten Brexit kommt, bleibt erstmal alles beim Alten. «Wenn es einen geregelten Austritt Grossbritanniens aus der EU gibt, gilt das Personenfreizügigkeitsabkommen zunächst weiter», erklärte Gattiker.

Und auch für die 41'000 Briten, die schon hier leben, ändert sich nichts – auch bei einem No-Deal: Sie behalten ihre Aufenthalts- und Sozialversicherungsansprüche, als hätte es die Scheidung nie gegeben. Die Rechte sollen wenn möglich sogar ausgebaut werden, heisst es in einem Papier des Aussendepartements. Dasselbe gilt für die 34'500 Schweizer, die in Grossbritannien wohnen.

Das entsprechende Abkommen über die Rechte der Bürger hat der Bundesrat genehmigt, es kann bald unterzeichnet werden und in Kraft treten. Die Aussenpolitische Kommission des Nationalrats hat Mitte Januar bereits grünes Licht gegeben.

Die Schweiz und Grossbritannien streben für die Zeit nach dem Brexit mit diversen bilateralen Abkommen eine ungebrochen enge Beziehung an.

Die Schritte ins Brexit-Chaos
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    London reicht in Brüssel die Austrittserklärung ein. Die Uhr beginnt zu ticken, in zwei Jahren – am 29. März 2019 – müssen die Briten draussen sein.
     
  • 18. Januar 2018
    Das britische Unterhaus stimmt dem Austrittsgesetz zu.
     
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    EU-Ratspräsident Donald Tusk betont, Grossbritannien werde nur noch wie ein Drittstaat behandelt.
     
  • 23. März 2018
    Die EU stimmt einer Übergangsphase zu. Den Briten blieben nach dem Brexit bis Ende 2020 alle Vorzüge und Pflichten eines EU-Landes.
     
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    May schwört ihr Kabinett auf einen «weichen Brexit» ein. Kurz darauf treten Aussenminister Boris Johnson und Brexit-Chefunterhändler David Davis verärgert zurück.
     
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  • 15. November 2018
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  • 15. Januar 2019
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  • 16. Januar 2019
    Die britische Premierministerin Theresa May übersteht zum zweiten Mal innert wenigen Wochen eine Vertrauensabstimmung – diesmal im Parlament. Nach dem überstandenem Misstrauensvotum ruft May das Parlament zur Geschlossenheit in der Brexit-Frage auf.
     
  • 21. Januar 2019:
    May stellt dem Parlament keinen neuen Plan vor, sondern beharrt auf ihrer Linie. Die Premierministerin wiederholte den Aufruf, dass ein harter Ausstieg verhindert werden soll. May will ferner keine zweite Abstimmung, da sie im Parlament keine Mehrheit finden würde. In den nächsten Tagen will sie mit den Abgeordneten über die Nordirland-Lösung («Backstop») diskutieren.
     
  • 29. Januar 2019:
    Bei einer zweiten Abstimmung einigt sich dass britische Parlament darauf, dass es Nachverhandlungen mit der EU braucht. Nur zwei Monate vor dem Brexit will Theresa May das mit Brüssel ausgehandelte Abkommen wieder aufschnüren. Doch Die Europäische Union lehnt die Änderung des Brexit-Vertrags nach wie vor ab.
     

  • 14. Februar 2019:
    Theresa May verliert erneut eine Abstimmung zum Brexit: Rund sechs Wochen vor dem EU-Austritt hat das britische Parlament die Beschlussvorlage der Regierung abgelehnt, welche die Entscheidungen einer Abstimmungsrunde von Ende Januar als Ganzes bestätigen sollte. Dazu gehörte auch die Ablehnung eines Brexits ohne Abkommen.

  • 26. Februar 2019
    Theresa May gibt ihren Widerstand gegen eine Verschiebung des Brexit auf und stellt einen Drei-Stufen-Plan vor: Am 12. März will sie (erneut) über den Brexit-Entwurf abstimmen. Sollten ihn die Parlamentarier ablehnen, will sie am 13. März darüber abstimmen lassen, ob Grossbritannien die EU ohne Abkommen verlassen soll (No-Deal-Szenario). Lehnen die Parlamentarier auch das ab, will sie am 14. März darüber abstimmen lassen, den Brexit zu verschieben.

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