Diese Puppen sehen aus wie echte Babys
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«Ich war verzweifelt»
Warum eine St. Gallerin täuschend echte Babypuppen verkauft

Täuschend echt sehen sie aus: Reborn Babys. Kein Wunder, dass Sara R. damit für Aufsehen sorgt – online und im Alltag. Doch für sie haben die Puppenbabys eine besondere Bedeutung.
Publiziert: 08.12.2023 um 15:21 Uhr
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Sie sehen täuschend echt aus: die Reborn Babys.
Foto: zvg
Sandra Gerber

«Ich war verzweifelt», sagt Sara R.* (40) aus Gossau SG zu Blick. Misshandlungen in ihrer Kindheit und ein unerfüllter Kinderwunsch plagten sie schon seit langem.

Per Zufall stiess sie im Internet auf Kinderattrappen, die in den USA als Therapiebabys eingesetzt werden und dort als sogenannte Reborn Babys bekannt sind. Sara R. war fasziniert. Diese in der Schweiz zu bekommen, gestaltete sich aber schwierig.

Doch dann lernte die Ostschweizerin via Facebook eine Deutsche kennen, die «Rebornerin» ist, also täuschend echte Babypuppen besitzt. Die beiden Frauen verstanden sich gut, freundeten sich an. Sara R. zu Blick: «Wir hatten viel Kontakt. Durch sie habe ich mein 21-jähriges Schweigen über den Missbrauch gebrochen – denn sie hatte Ähnliches erlebt wie ich.» 

«Meine Eltern sagten, man sollte mich in die Psychiatrie einweisen»

Ihre neue Freundin verkaufte ihr schliesslich ein Reborn Baby. Und Sara R. ist überglücklich. «Das Baby hat mir gegen meine Einsamkeit und Depressionen geholfen.» Wenn es ihr schlecht geht, nimmt sie die Babypuppe zu sich. Mittlerweile geht sie auch nach draussen mit dem Reborn Baby spazieren. Sie kaufte sich dafür extra einen Kinderwagen. Dass sie sich das einmal trauen würde, hätte sie am Anfang nicht gedacht. «Ich doch sicher nicht», sagt sie heute. Inzwischen ist es für sie ganz normal.

Obwohl die meisten Reaktionen positiv sind, berichtet sie auch von unschönen Begegnungen. «Du bist krank», habe jemand zu ihr gesagt, und «so etwas gehört eingesperrt».

Auch ihr Umfeld reagierte gespalten. «Meine Eltern sagten, man sollte mich in die Psychiatrie einweisen und nie wieder rauslassen.» 

Sara R. möchte noch mal Mutter werden

Ihrem Mann fiel es zunächst ebenfalls schwer, mit den Reborn Babys warmzuwerden. Das hat sich inzwischen geändert. Mittlerweile unterstützt ihr Mann sie. «Als ich eines Tages beim Kochen war, kam er plötzlich mit dem Baby auf dem Arm in die Küche. Dann sagte er: ‹Schau mal, was das Mami macht›», erzählt die 40-Jährige sichtlich gerührt. «Wenn dir das hilft, ist das besser als die vielen Tabletten», habe er zu ihr gesagt.

Inzwischen verkauft die Ostschweizerin auch Reborn Babys. Zum Beispiel Laura. 2860 Gramm schwer und 51 Zentimeter gross. «Einen Magneten hat sie auch im Kopf, somit kann sie einen Nuggi nehmen», heisst in der Anzeige. Kostenpunkt: 270 Franken.

Sara R. hat bereits zwei leibliche Kinder. Sie möchte aber noch mal Mutter werden und ein Kind mit ihrem neuen Mann an ihrer Seite bekommen. Doch das gestaltet sich schwierig. Zwei Jahre sind inzwischen vergangen. «Wir haben alles versucht, aber es funktioniert einfach nicht.» Deshalb will sich Sara R. nun künstlich befruchten lassen – eine teure Angelegenheit. So spart das Paar für sein Babyglück, und bis dahin kümmert sich Sara R. um ihre Reborn Babys.

* Name bekannt 

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