Britische Studie zu Corona-Massnahmen zeigt
Maskenpflicht bei Kindern war wirkungslos

Eine der umstrittensten Massnahmen der Corona-Politik war die Maskenpflicht für Kinder. Eine Studie zeigt nun, dass kein Zusammenhang zwischen dem Tragen einer Maske und der Ausbreitung von Covid bei Kindern festgestellt wurde. Forschende kritisieren die Politik.
Publiziert: 06.12.2023 um 19:06 Uhr
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Aktualisiert: 06.12.2023 um 19:36 Uhr
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Auch die Kleinsten mussten sich während der Pandemie an Massnahmen halten.
Foto: keystone-sda.ch
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Jenny WagnerRedaktorin News

Während der Corona-Pandemie herrschte an Schulen Masken- und Testpflicht. Viele Eltern gingen auf die Barrikaden, nahmen ihre Kinder von der Schule oder schickten sie ohne Maske zur Schule – das Thema Maske im Klassenzimmer polarisierte. Der Streit um den Mundschutz bei Schülern landete in manchen Fällen vor Gericht. Eine britische Studie zeigt nun: Die Maskenpflicht bei Kindern hatte keinen Einfluss auf die Verbreitung von Corona. 

Zu dieser Schlussfolgerung kamen Forschende in einer Meta-Studie, die am 2. Dezember in der Fachzeitschrift «Archives of Disease in Childhood (ADC)» erschien. Mikrobiologin Johanna Sandlund und ihr Forschungsteam haben 579 Studien weltweit zum Thema Maskenwirksamkeit während Corona bei Kindern analysiert. Nur 22 Studien davon entsprachen den wissenschaftlichen Standards. Sechs Studien, die einen Zusammenhang zwischen der Ausbreitung von Covid und dem Maskentragen bei Kindern feststellten, waren fehlerhaft und wiesen Risiken der Verzerrung auf. 16 weitere Studien «fanden keinen Zusammenhang zwischen Maskentragen und Infektion oder Übertragung», heisst es.

Bei einer spanischen Studie, an der 600'000 Kinder teilnahmen, wurde kein signifikanter Unterschied zwischen maskierten Sechsjährigen und unmaskierten Fünfjährigen bei der Verbreitung von Covid festgestellt. Stattdessen kamen die Wissenschaftler zur Erkenntnis, dass die Verbreitung eher mit dem Alter zusammenhänge. 

Negative Folgen für Kindesentwicklung?

Die WHO empfahl Kindern ab sechs Jahren, eine Maske zu tragen. Bei Kindern unter sechs Jahren würde die Maske nicht korrekt sitzen, so die Organisation. In einem Merkblatt des Kinderspitals Zürich (Kispi) hiess es, beim Maskentragen bei Kindern «müssen die psychosozialen Bedürfnisse und Meilensteine in der Entwicklung von Kindern altersentsprechend in Betracht gezogen werden». Denn Kinder lernen Sprechen, indem sie Gesichtsgesten und Mimik wahrnehmen. Somit könnte das Tragen einer Maske in jungen Jahren Folgen in Bezug auf das Lernverhalten des Kindes haben.

Laut der Meta-Studie könne das Tragen einer Maske auch zu Angststörungen und Depressionen führen. Weitere negative Folgen seien «Atembeschwerden, Kopfschmerzen, Dermatitis, allgemeines Unbehagen und Schmerzen». Die britische Studie macht deutlich, dass bei der Maskenpflicht bei Minderjährigen Risiken und Nutzen womöglich nicht hinreichend abgewogen wurden. «Es besteht ein dringender Bedarf, Empfehlungen für die Pandemiepolitik auf solide wissenschaftliche Daten zu stützen», schlussfolgert Sandlund.

Da Kinder ethisch geschützt werden müssten, sei es wichtig, dass der Nutzen bei einer solchen Massnahme überwiegt. «Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Kindermaskenpflichten einer grundlegenden Risiko-Nutzen-Analyse nicht gerecht werden», so die Wissenschaftler weiter. «Die Empfehlung, Kinder zu maskieren, um die Ausbreitung von Covid-19 zu verhindern, wird durch aktuelle wissenschaftliche Daten nicht gestützt.»

Mögliche Schäden unklar

Ob das Maskentragen bei Kindern zu negativen Folgen geführt habe, könne noch nicht beantwortet werden. «Bei Kindern sind die mit der Maskierung verbundenen Schäden oft schwierig zu identifizieren», warnt die Mikrobiologin. 

Zu einem völlig anderen Studienergebnis kam die Universität Bern im Mai. Die Forscherinnen und Forscher schätzten in der Studie, dass es während der Maskenpflicht, die während zwei bis drei Wochen der Studienphase galt, bei 90 Schülerinnen und Schülern 2 bis 19 Infektionen vermieden werden konnten. Das entspricht rund 2 bis 21 Prozent. Ob die Studie eine der 597 war, die in die Schlussfolgerung der Meta-Studie einflossen, ist unklar. In den Quellenangaben ist sie zumindest nicht zu finden. 

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