Eine Privatschule in Uznach SG, genannt «Lernraum zum Eintauchen», steht im Mittelpunkt einer Kontroverse. Ein antifaschistisches Bündnis namens «Recherchegruppe Ost» verteilt Flugblätter, die die Schule beschuldigen, rechtsesoterisches Gedankengut zu verbreiten und mit der Neonazi-Szene in Verbindung zu stehen. Der Schulleiter hat Anzeige erstattet.
Hat sich die Recherchegruppe wegen übler Nachrede strafbar gemacht? Laut dem «St. Galler Tagblatt» sind die Vorwürfe gegen die Schule «nicht aus der Luft gegriffen».
Auf dem Flyer, der von der Recherchegruppe verteilt wurde, ist ein Schulbuch mit dem Titel «Völkische Esoterik: Rassismus für Kleine» sowie eine Siegrune abgebildet. Die Siegrune ist ein Symbol, das während des Nationalsozialismus von der Schutzstaffel (SS) verwendet wurde.
Polizeisprecher Hanspeter Krüsi erklärte vergangene Woche gegenüber der «Linth-Zeitung»: «Die Kantonspolizei in Uznach ist über das Flugblatt informiert. Es wird eine Anzeige an die Staatsanwaltschaft des Kantons St. Gallen erstellt.» Diese entscheide dann, ob der Inhalt des Flyers rechtswidrig sei.
Zum wiederholten Mal in der Kritik
Die Schule in Uznach steht bereits zum wiederholten Mal in der Kritik. Die «WOZ» schrieb im vergangenen Jahr, «Lernraum zum Eintauchen» sei eine «amtlich bewilligte Sektenschule». Sie beziehe sich im Lernkonzept auf die Schetinin-Pädagogik, die aus Russland stammt und eng mit der Anastasia-Bewegung verbunden sei.
Letztere sei eine völkisch-esoterische Siedlungsbewegung mit einer ideologischen Ausrichtung, die «eindeutig braune und weltverschwörerische Züge» trage. «Die Anastasia-Bewegung hat besonders in Deutschland Verbindungen ins Lager der Neonazis und der Reichsbürger.» Personen aus dieser Szene seien regelmässig an Anastasia-Veranstaltungen anzutreffen.
In einem Werbeprospekt der Schule wird behauptet, den Mathematikstoff der ganzen Mittelschule «durch den Kontakt des bioenergetischen Feldes» in nur zehn Tagen vermitteln zu können. Die Schule wird auch in einem Telegram-Chat beworben, der bei Reichsbürgern beliebt ist. Darin werden etwa Einladungen zu Veranstaltungen zum «richtigen Verhalten im Umgang mit Staat, Behörden, den Schulen, dem Gesetz und der Polizei» sowie zur aktuellsten «UN-Agenda 2021–2030» geteilt.
Im September 2022 wurde im St. Galler Kantonsparlament ein Vorstoss eingereicht, der die zwei Jahre gültige provisorische Bewilligung für die Privatschule betrifft. Im November antwortete die Regierung, dass gemäss den mit dem Bewilligungsgesuch eingereichten Unterlagen «keine Ablehnung oder gar Verletzung der Rechtsordnung» erkennbar sei. Die Bewilligung habe deshalb erteilt werden müssen. (noo)