«Die Hunde starben innerhalb von 15 Minuten»
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Joya (†5) und Chilly (†4):«Die Hunde starben innerhalb von 15 Minuten»

Kritik an Gemeinde Schmerikon SG nach erneutem Hunde-Tod durch Blaualgen
«Der Tierarzt konnte Joya und Chilly nicht mehr retten»

Mehrere Hunde sind in Schmerikon SG schon verendet, weil sie sich mit Blaualgen vergifteten. Als Erstes traf es vor drei Wochen Joya (†4) und Chilly (†4). Balu (†1) wurde am Freitag das jüngste Opfer. Nun kritisieren die Hundehalter die Gemeinde.
Publiziert: 17.08.2021 um 12:19 Uhr
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Aktualisiert: 17.08.2021 um 14:26 Uhr
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Chilly (†4, links) und Joya (†5) starben am 22. Juli an einer Blaualgenvergiftung nach einem Spaziergang am Obersee in Schmerikon SG. Sie waren der erste Fall.
Foto: Zvg
Céline Trachsel

Schon wieder! In Schmerikon SG ist letzten Freitag erneut ein Hund am Ufer des Obersees verstorben. Die französische Bulldogge Balu (†1) vergiftete sich am Wasser mit Blaualgen. Er ist laut Gemeinde mindestens der sechste Fall. Andere Quellen gehen dagegen von bis zu elf vergifteten Hunden aus.

«Balu ist in meinen Armen gestorben», erzählt Yvonne Shllaku (44). Sie sah beim Spaziergang am Aabach ein Warnschild, das vor der tödlichen Gefahr im Wasser warnte. «Deshalb entschloss ich mich, mit meinem Sohn und meinem Hund lieber auf die andere Seite zu gehen, wo der Hund auf der Badewiese beim Restaurant Pier frei herumlaufen durfte.»

Nach einer rund 20-minütigen Verweildauer habe ein Velofahrer sie angesprochen und vor der Gefahr am Wasser gewarnt. «Das viel zu kleine Schild, das auch dort angebracht war, hatte ich zuvor gar nicht gesehen. Die Badewiese war voller Leute und ich sprach mit mehreren, die auch meinen Hund streichelten. Aber auch diese hatten das Schild wohl nicht registriert – sonst hätten sie doch etwas gesagt!»

Die 44-Jährige nahm nach der Warnung des Velofahrers ihren Hund sofort auf ihr Badetuch und wollte zusammenpacken – obwohl Balu noch gar nicht im Wasser war. «Wenige Augenblicke später brach er vor meinen Augen zusammen.»

Kaum Hilfe erhalten

Ihr Sohn habe bitterlich geweint. «Ich musste den sterbenden Hund davon tragen – und ausser einem Mann, der uns dann zu unserem Auto fuhr, hat niemand geholfen.» Und dies, obwohl sie laut gerufen hatte: «Mein Hund stirbt, mein Hund stirbt!».

Shllaku macht der Gemeinde nun Vorwürfe: «Sie hätten besser warnen oder die Wiese komplett sperren sollen!» Abgesperrt wurde das Ufer schliesslich am Tag darauf.

Zu spät, findet Priskus Güntensperger (61). Er verlor am 22. Juli seinen Goldenretriver Joya (†5) und seine Tochter den Mischlingsrüden Chilly (†4). «Unsere beiden Hunde waren die ersten beiden Fälle», sagt er zu Blick. Nach einem Spaziergang auf dem Aabach-Delta vor drei Wochen hatten beide Hunde geschäumt und gerieten in Atemnot. «Wir brachten sie noch lebend zum Tierarzt, doch er konnte Joya und Chilly nicht mehr retten. Wir haben zwei Familienmitglieder verloren und unsere Trauer ist noch lange nicht überwunden.»

Tierarzt nahm Wasserprobe

Dass nach Joya und Chilly so viele weitere Hunde in Schmerikon auf dieselbe Weise verendeten, stösst Güntensperger sauer auf. «Unser Tierarzt hat das Amt für Wasser und Energie noch am selben Tag informiert. Aufgrund von Fotos sagte dieses, es seien keine Blaualgen. Der Tierarzt und ich gingen am Folgetag selber Proben holen und ich brachte sie eigenhändig nach St. Gallen.»

Die Gemeinde stellte zwar ein Warnschild auf, schloss Blaualgen aber zunächst aus – bis sie in den privaten Proben schliesslich doch festgestellt werden konnten. «Das führte nur zur Verunsicherung», so Güntensperger.

Wenig später kam es auch bei der Badewiese beim Restaurant Pier zu Fällen. Also stellte die Gemeinde auch dort zwei Tafeln auf – jene, die Balus Besitzerin übersah. «Die Massnahmen reichen nicht!», sagt Shllaku. «Vor allem muss auch vor der Wiese und nicht nur vor dem Wasser gewarnt werden». Denn: Laut ihrer Tierärztin reiche es schon, wenn der Hund von den Steinen oder der Wiese nasse Füsse habe und sich dann das Gift von den Pfoten lecke. «Die Gemeinde hat diese Gefahr zu wenig Ernst genommen und die Bevölkerung nicht geschützt», meint Shllaku. «Man hat das Schild erst von Fall zu Fall klarer formuliert.»

«Wir haben nun alle paar Meter Schilder aufgestellt»

«Wir können nicht viel mehr tun, als wir getan haben», sagt hingegen Gemeindepräsident Félix Brunschwiler. Das Ufer bei der Badewiese sei bereits am 6. August auf einer Länge von 200 Meter mit Bändern abgesperrt worden und auf zahlreichen Schildern wurde vor dem Baden im See für Tier und Mensch gewarnt. Brunschwiler: «Die Beachtung war dürftig, selbst Familien mit Kleinkindern ignorierten die Warnung.»

Zudem seien die Meldungen über die verendeten Hunde nie offiziell an die Gemeinde herangetragen worden. Sie weiss nur von sechs bestätigten Fällen. «Wir mussten sie auf Online-Plattformen, auf den sozialen Medien und von Tierärzten sammeln.» Er bittet daher betroffene Hundebesitzer und Tierärzte aus der Region, jeweils Meldung an die Gemeinde Schmerikon zu machen. Denn das sei entscheidend, um weitere Massnahmen zu treffen. «Ich verstehe das Leid der Hundehalter», so der Gemeindepräsident, «wir haben nun alle paar Meter Schilder aufgestellt – die kann man nicht mehr übersehen.»

So tödlich sind Blaualgen

Blaualgen bilden sich in stehendem Wasser, wenn genügend Phosphor vorhanden ist und die Sonne das Wasser erwärmt. Das war nach den Unwettern in den zurückgebliebenen Wassertümpeln am Obersee der Fall. Dank der Sonnenwärme bilden sich Bakterien, die das Gift Anatoxin enthalten. Das führt bei Hunden am Ende zum Atemstillstand. Das Wasser färbt sich bei einem Blaualgen-Vorkommen normalerweise rot oder grün. Allerdings kann es auch eine Blaualgenkonzentration ohne diesen Farbschimmer geben.

Gefährlich für Hunde wird es dann, wenn sie das Wasser verschlucken. Veterinär Kurt Raymann aus Uznach SG erklärt: «Blaualgen wirken wie ein Nervengift. Es ist entscheidend, wie viel Wasser ein Hund schluckt und wie schwer er ist.» Für Menschen dürfte das Gift nicht gleich gefährlich sein. Allerdings kommt es auch hier auf das Gewicht an: Bei Kindern kann es zu Magen-Darm-Problemen führen.

Bei Hunden führt das Gift je nach Menge innert zehn bis zwanzig Minuten zum Tod. «Das Anatoxin führt zu einem Muskelkrampf, die Hunde zittern, schäumen aus dem Maul und es kommt zur Atemlähmung», so Raymann. «Ist es einmal so weit, kann man eigentlich gar nichts mehr tun».

Blaualgen bilden sich in stehendem Wasser, wenn genügend Phosphor vorhanden ist und die Sonne das Wasser erwärmt. Das war nach den Unwettern in den zurückgebliebenen Wassertümpeln am Obersee der Fall. Dank der Sonnenwärme bilden sich Bakterien, die das Gift Anatoxin enthalten. Das führt bei Hunden am Ende zum Atemstillstand. Das Wasser färbt sich bei einem Blaualgen-Vorkommen normalerweise rot oder grün. Allerdings kann es auch eine Blaualgenkonzentration ohne diesen Farbschimmer geben.

Gefährlich für Hunde wird es dann, wenn sie das Wasser verschlucken. Veterinär Kurt Raymann aus Uznach SG erklärt: «Blaualgen wirken wie ein Nervengift. Es ist entscheidend, wie viel Wasser ein Hund schluckt und wie schwer er ist.» Für Menschen dürfte das Gift nicht gleich gefährlich sein. Allerdings kommt es auch hier auf das Gewicht an: Bei Kindern kann es zu Magen-Darm-Problemen führen.

Bei Hunden führt das Gift je nach Menge innert zehn bis zwanzig Minuten zum Tod. «Das Anatoxin führt zu einem Muskelkrampf, die Hunde zittern, schäumen aus dem Maul und es kommt zur Atemlähmung», so Raymann. «Ist es einmal so weit, kann man eigentlich gar nichts mehr tun».

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