«Er hat mir in die Augen geschaut»
Wölfe kommen Bub (4) gefährlich nahe – Glarus will Tiere töten

Schockierende Wolfsbegegnung im Glarner Sernftal! Zwei Wölfe näherten sich einem kleinen Kind auf wenige Meter. Der Kanton Glarus reagiert mit sofortiger Abschussverfügung für die beiden Tiere.
Publiziert: 15:00 Uhr
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Zwei Wölfe sind in Elm GL einem Buben nahegekommen. (Symbolbild)
Foto: Keystone

Auf einen Blick

  • Kanton Glarus erlässt Abschussverfügung für zwei Wölfe im Sernftal
  • Wolf näherte sich Kind bis auf 30 Meter
  • Abschussanordnung ist auf 30 Tage befristet
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.

Der Kanton Glarus hat am Freitag eine sofortige Abschussverfügung für zwei Wölfe im Sernftal erlassen. Seit Mitte Dezember es dort Wolfssichtungen in der Nähe mehrerer Siedlungen.

Die Beobachtungen zeigen gemäss dem Departement Bau und Umwelt, dem auch der Bereich Jagd untersteht, dass die Wölfe keine Scheu mehr vor Menschen haben. Jetzt wurden zwei Wölfe in der Nähe eines Hofes in Elm GL gesichtet. Eines der Tiere habe sich trotz Rufen von Erwachsenen einem Kind (4) genähert.

Sie stiess einen panischen Schrei aus

Bei dem Kind handelt es sich um den Sohn einer jungen Bäuerin, wie die «Weltwoche» berichtet. Der Vorfall habe sich demnach am 23. Januar vormittags ereignet.

Während sich die Frau mit einer Kollegin und ihrer Schwiegermutter unterhielt, spielten der Sohn und die Tochter (2) in der Nähe eines Stalls. Der Sohn soll im Schnee einen Hang hinuntergerutscht sein, kurz darauf bemerkte die Mutter, dass oberhalb ihres Kindes zwei Wölfe standen.

Sie stiess einen panischen Schrei aus. Auch die beiden anderen Frauen begannen laut zu rufen. Gemeinsam rannten sie den Wölfen entgegen.

«Ein böses Tier»

Das Geschrei erschreckte den Buben. Er lief zurück zu den Erwachsenen. Zu diesem Zeitpunkt soll sich einer der Wölfe dem Kind bis auf dreissig Meter genähert haben. Der Wolf kehrte erst um, als der Sohn bei der Mutter angekommen war. Beide Tiere sollen keinerlei Scheu gezeigt haben.

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«Der Wolf hat mir in die Augen geschaut, sie sind gross und gelb, das ist ein böses Tier», soll der Sohn gemäss «Weltwoche» nach dem Vorfall zu seiner Mutter gesagt haben.

Anordnung ist befristet

Der Kanton verweist in seiner Mitteilung auf das Konzept Wolf Schweiz des Bundesamts für Umwelt. Dieses beschreibe ein problematisches Wolfsverhalten. Ein solches bestehe, wenn Wölfe regelmässig in der Nähe von Siedlungen auftauchen und dabei ein auf den Menschen oder dessen Haushunde ausgerichtetes Verhalten zeigten.

Zuständig für die Abschüsse ist die Wildhut. Die Anordnung ist auf 30 Tage befristet. Allfälligen Beschwerden wird die aufschiebende Wirkung entzogen, schrieb der Kanton weiter.

In der Schweiz wurden Mitte November 2024 35 Rudel mit drei oder mehr Wölfen nachgewiesen. Zu diesem Zeitpunkt waren in den Kantonen mindestens 39 Wölfe geschossen worden.

«Keine Gefährdung»

«Die publik gewordenen Situationen deuten jedoch nicht auf ein aggressives Verhalten hin, sondern auf Wölfe, die bisher keine schlechten Erfahrungen mit Menschen gemacht haben», schrieb die Gruppe Wolf Schweiz in einer Stellungnahme zu den aktuellen Abschussverfügungen. Daher wäre eine Vergrämung eigentlich die geeignete Massnahme, denn im Unterschied zu toten Wölfen könnten vergrämte Wölfe noch etwas lernen.

«Eine unmittelbare Gefährdung der menschlichen Sicherheit ist aus den bekannten Schilderungen nicht abzuleiten», betonte die Wolfsschutz-Organisation. Das Risiko, das von wildlebenden Wölfen für den Menschen ausgehe, sei überhaupt so gering, dass es statistisch nicht mal erfasst werden könne.

Wildlebende Wölfe greifen laut der Gruppe Wolf Schweiz Menschen nur an, wenn sie tollwütig sind, wenn es ihnen an natürlicher Nahrung mangelt oder wenn sie den Menschen durch eine vorangegangene Fütterung mit Futter in Verbindung bringen. In der Schweiz sei das alles nicht der Fall, Tollwut etwa gebe es seit 30 Jahren nicht mehr.

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