Knallpetarden, Molotowcocktails, fliegende Steine und Flaschen. Hunderte Jugendliche und junge Erwachsene gehen am Karfreitag in der Stadt St. Gallen auf ein Grossaufgebot der Polizei los. Zu der beispiellosen Krawallnacht kommt es, weil die jungen Chaoten den monatelangen Corona-Lockdown satt haben und feiern wollen.
In der Woche vor den heftigen Ausschreitungen im April dieses Jahres hatten Einsatzkräfte eine Party im Erholungsgebiet Drei Weieren aufgelöst. Sehr zum Frust der Jugendlichen, die anschliessend in der St. Galler Altstadt diverse Schaufenster zertrümmerten. Und sich in der Folge via Social Media umso zahlreicher für ein neuerliches Fest an Karfreitag in der St. Galler Innenstadt verabredeten.
«Es ist einfach eskaliert!»
Es kommt zu wüsten Auseinandersetzungen und Randale. Die Einsatzkräfte antworten mit Tränengas und Gummischrot. Der Sachschaden der Krawalle beträgt rund 150'000 Franken. «Wir haben 35 Anzeigen erstattet», sagt Roman Kohler, Mediensprecher der Stadtpolizei St. Gallen, im Nachgang der Vorfälle.
Als Erster wurde inzwischen Fabian N.* (20) verurteilt, der gemäss eigenen Aussagen «an vorderster Front» dabei war. Blick liegt ein entsprechender Strafbefehl vor. «Es ist an dem Abend einfach eskaliert. Wenn uns die Polizei hätte machen lassen, wäre sicher weniger passiert», ist der junge Mann aus einer St. Galler Vorortgemeinde überzeugt.
Beim Randalieren verhaftet
Laut Staatsanwaltschaft war N. zunächst mit einem Steinwurf in Richtung der Einsatzkräfte aufgefallen. Um 23:51 Uhr warf er dann beim Hauptbahnhof zwei Abfallsammelstellen um, ehe er in einer Unterführung versuchte, einen Plastikgegenstand in Brand zu setzen.
«Es war mal endlich mal wieder etwas los in der Region, deshalb bin ich an dem Abend nach St. Gallen gegangen», erinnert sich der Verurteilte zurück. Randalieren habe er eigentlich nicht im Sinn gehabt. Aber: «Ich habe eine persönliche Abneigung gegen die Polizei. Es hat sich einfach hochgeschaukelt.»
Fabian N. fasst Geldstrafe auf Bewährung
N., der wegen grober Verkehrsregelverletzung und einem Vergehen gegen das Waffengesetz bereits zweifach vorbestraft ist, macht für seine Krawall-Beteiligung auch persönliche Gründe geltend. «Ich hatte mein Leben nicht im Griff, keinen Job und die falschen Kollegen. Es gab überall Frust und Stress», sagt der Ostschweizer, der sich derzeit impfen lässt, um wieder unbeschwert in den Ausgang gehen zu können.
Für seine Taten hat ihn die Staatsanwaltschaft wegen Sachbeschädigung, Landfriedensbruch sowie Gewalt und Drohung gegen Behörde und Beamte verurteilt. Zudem hat er sich über eine Wegweisung hinweggesetzt, indem er in der Woche nach den Ausschreitungen wieder in der Stadt auftauchte. Er fasst für seine Taten 800 Franken Busse, muss weitere 800 Franken an Gebühren zahlen und kassiert eine Geldstrafe in Höhe von 12'000 Franken. Letztere wird aber nur fällig, sollte er in seiner zweijährigen Probezeit erneut delinquieren.
«Ich werde in Zukunft nichts mehr machen», verspricht Fabian N. Und ergänzt: «Die Krawallnacht war für mich auch so ein teurer Spass.» Die SBB hat ihn nämlich mit einer Zivilforderung in Höhe von 5000 Franken eingedeckt – für Schäden auf ihrem Areal.
* Name geändert