«Der Weg sieht von oben nicht gefährlich aus»
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Bergführer Guido Rempfler:«Der Weg sieht von oben nicht gefährlich aus»

Wegen Todesserie am Äscher
Wander-Experten fordern endlich Massnahmen

Die Wege rund um das Gasthaus am Äscher werden am Montag für eine Mutter und ihr Kind zur Todesfalle. Wenige Wochen zuvor kamen bereits zwei weitere Wanderer dort ums Leben. Experten fordern daher dringend, dass etwas passiert.
Publiziert: 03.08.2022 um 15:05 Uhr
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Aktualisiert: 03.08.2022 um 15:51 Uhr
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Ungefähr an dieser Stelle zwischen Aescher und Altenalp stürzte die Mutter mit ihrer Tochter in den Tod.
Foto: Michael Sahli
Johannes Hillig

Es sollte ein schöner Tag in den Bergen werden und endete in einer Tragödie. Eine Mutter (†32) und ihre Tochter (†5) aus dem Kanton Thurgau stürzen am Äscher einen steilen Abhang hinunter. Sie haben keine Chance. Beide sterben.

Wie die Kantonspolizei Appenzell Innerrhoden gegenüber «20 Minuten» sagt, seien die Verunglückten bestens ausgerüstet gewesen und hätten Wanderschuhe getragen. Vater und Sohn hätten den Absturz nicht miterleben müssen.

Erst Mitte Juli kam es am Äscher zu gleich zwei tödlichen Abstürzen – und zwar innert einer Stunde. Erst stürzte eine Deutsche (†66), die mit ihrem Mann unterwegs war, in den Tod. Kurz darauf verlor ein Berner (†58) sein Leben. Einen Monat zuvor erwischte es eine Bernerin (†75). Auch sie stürzte eine Felswand herunter.

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Trotz der Todesserie am Äscher sieht Sepp Manser (58), Grossrat des Kantons Appenzell Innerrhoden und zuständig für die Wanderwege in der Region, keinen Handlungsbedarf. «Die Wege entsprechen den Vorgaben und werden regelmässig kontrolliert», sagt er zu Blick. Gewisse Stellen zu sperren, oder gar ein Flip-Flop-Verbot, hält er für Quatsch.

«Massnahmen können Menschen retten»

Es sei eine tragische Häufung von tödlichen Unfällen. Aber an den Wegen müsse man nichts ändern. Manche würden sich selber über- und den Weg unterschätzen, so Manser. Und trotzdem trifft sich der Bezirksrat am 18. August, um genau das zu besprechen. Braucht es weitere Massnahmen am Äscher?

Für Ruedi Spiess, Wanderwegexperte aus Bern, ist klar: Es muss was geschehen. Vor dem Tod der Mutter und Tochter am Montag nahm er die Route für CH Media genau unter die Lupe. «Wenn so oft Unglücke passieren, kann das nicht allein Schuld der Wanderer sein. Da muss mehr dahinter stecken», sagte er zum «St.Galler Tagblatt».

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Und tatsächlich fand er einige Stolperfallen und Abschnitte, die dringend ausgebessert werden müssen. «Der Zahn der Zeit hat den baulichen Massnahmen deutlich zugesetzt, gerade auf der Wegpassage, wo es wenige Meter nebenan rund hundert Meter in die Tiefe geht. Da läuft es mir kalt den Rücken hinunter.» Für ihn ist klar: Der Weg muss überarbeitet werden.

Auch gegenüber Blick wiederholt Spiess seine Forderung: «Die Massnahmen können Menschen retten.» Ein Flip-Flop-Verbot, die Sperrung der Stellen oder gar eine Art Security hält er dagegen nicht sinnvoll. Aber der Weg selbst müsste auf Vordermann gebracht und entschärft werden.

Bessere und grössere Schilder könnten helfen

Das denkt auch Bergführer Guido Rempfler (73). Er ist seit Jahrzehnten im Alpstein unterwegs und seit fast 50 Jahren Bergführer. «Es sind nicht die paar Ausflügler mit Flip-Flops das Problem. Die meisten sind gut ausgerüstet», sagt er zu Blick.

Nur würden immer wieder Wanderer den Weg unterschätzen. Helfen könnten da mehr und deutlichere Warnschilder, so wie beim Ski fahren. Rempfler zu Blick: «Da gibt es auch schwarze Pisten, auf die sich natürlich nicht jeder wagt. Etwas Ähnliches wäre für den Äscher eine Idee. Schwarz nur für geübte, Rot für leichte Wege.»

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Es gibt zwar Schilder, doch die wenigsten würden diese beachten. «Gerade am Wochenende laufen Scharen am Äscher entlang, ohne auf die Hinweisschilder zu achten. Grössere und deutlichere Markierungen könnten helfen.» Auch Rempfler hält eine Sperrung für falsch. «Man sperrt ja auch nicht eine schwarze Piste beim Ski fahren, wenn jemand dort verunglückt.»

So etwas ist in den USA möglich, aber nicht in der Schweiz

Auch wenn innert kurzer Zeit fünf Menschen ihr Leben am Äscher verloren haben, der Weg wird erstmal so bleiben, stellt Bruno Huber (55), regierender Hauptmann des Bezirks Schwende-Rüte, klar. «Mit dem momentanen Kenntnisstand Sofortmassnahmen einzuleiten, ist nicht möglich, da die Unfallursachen bislang unbekannt sind», sagt er zu Blick.

Die Häufung der Fälle sei aussergewöhnlich. Aber: «Die Abschnitte der Bergwanderwege sind gegenüber den Vorjahren unverändert und für geübte Berggänger gut passierbar. Der Bezirksrat wird die Situation prüfen und auch die Ergebnisse der staatsanwaltschaftlichen Untersuchungen in ihre Überlegungen miteinbeziehen.»

Die Idee, einen Art Aufpasser an die tödlichen Unfallstellen zu platzieren, hält er für nicht umsetzbar. «Solche Lösungen sind in den Vereinigten Staaten von Amerika wohl eher denkbar. In der Schweiz leben wir die Tradition der Freiheit und Eigenverantwortung.»


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