Ausgerechnet zum Ende der Sommerferien hat sich die Corona-Pandemie in der Schweiz merklich verschärft. Trotzdem hat sich die Kantonsschule Frauenfeld entschieden, zum Schulauftakt am 16. August ein Gruppenfoto mit all ihren rund 600 Schülerinnen und Schülern auf die Beine zu stellen.
Das Vorgehen: Um auf einer Wiese eine Sonne nachzubilden, werden die Klassen wild durchmischt. Lehrpersonen fordern die Jugendlichen offenbar mit einem Megaphon dazu auf, möglichst nahe beisammen zu stehen, damit alle zusammen dicht gedrängt für die Kamera posieren. Eine Maske trägt niemand.
«Ich habe mich gewehrt und wollte nicht mitmachen!»
«Auf die Covid-Massnahmen wurde verzichtet – und das Ganze nur für ein Foto», berichtet ein Schüler Blick. «Ich persönlich habe mich vor Ort gegen die Lehrer gewehrt und wollte nicht mitmachen. Daraufhin haben mich die Lehrer zurechtgewiesen und sagten, dieses Foto wäre ein erster Schritt zurück in die Normalität.» Er sei fast schon gezwungen worden, mitzumachen.
Rektorin Chantal Roth betont auf Anfrage von Blick, es habe sich um keinen Fototermin im eigentlichen Sinne gehandelt, «sondern um einen schulischen Auftakt, um ein gemeinsames Erlebnis». Das Bild sei auf einer Sportanlage im Freien entstanden und habe zum Ziel gehabt, die Schulgemeinschaft nach anderthalb Jahren strikter Trennung visuell sichtbar zu machen.
Schulleitung hielt Durchführung für «verantwortbar»
Zur endgültigen Durchführung habe man sich erst entschieden, als klar gewesen sei, dass kalte und frische Witterungsbedingungen vorherrschten. Ausserhalb der wenigen Minuten dauernden «Sonnenbildung» sei es den anwesenden Personen jederzeit möglich gewesen, Mindestabstände einzuhalten. Auch sei die Schülerschaft auf die Möglichkeit des freiwilligen Maskentragens hingewiesen worden.
«Ich bedaure, dass der Schüler, der sich an Sie gewandt hat, sich bedrängt gefühlt hat. Ich bedaure auch, dass er sich vor Ort nicht direkt bei mir gemeldet hat», so Rektorin Roth. Die Schulleitung habe das Vorgehen nach Berücksichtigung aller relevanten Punkte aber trotzdem als «verantwortbar» eingeschätzt.
Bild von Kanti-Website entfernt
Ganz so sicher scheinen sich die Verantwortlichen im Nachhinein nun aber doch nicht mehr zu sein. Nur kurze Zeit, nachdem das Bild auf der Website der Kantonsschule Frauenfeld aufgeschaltet wurde, war es bereits wieder verschwunden.
«Um Missverständnisse und falsche Eindrücke zu vermeiden, die durch das reine Bild offenbar entstehen können, wenn die Entstehung des Bilds und die Bewegung des aufeinander Zu- und Auseinandergehens nicht sichtbar werden, haben wir das Foto von der Homepage genommen», erklärt Chantal Roth. Ein Youtube-Video der Aktion ist hingegen weiterhin online.