«Es ist eine Lachnummer»
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Agatha Bortolin (76):«Es ist eine Lachnummer»

Agatha Bortolin (76) aus Amriswil TG geht lieber in den Knast, als eine Busse zu zahlen
«Die sollen mich ruhig holen kommen!»

Agatha Bortolin aus Amriswil TG geht lieber ins Gefängnis, als eine Busse zu zahlen. Das zwölffache Grosi fühlt sich nämlich ungerecht behandelt – und aus Protest wandert sie eben in den Knast.
Publiziert: 12.08.2021 um 07:20 Uhr
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Aktualisiert: 12.08.2021 um 09:44 Uhr
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Agatha Bortolin aus Amriswil TG hat einen Strafbefehl wegen Fahrerflucht kassiert.
Foto: Siggi Bucher
Johannes Hillig (Text), Siggi Bucher (Fotos)

Noch sitzt Agatha Bortolin (76) gemütlich auf ihrem Sofa und lismet. Das macht sie am liebsten. Handarbeit. Und wenn nicht in der Stube, dann draussen im Garten. Auch mit 76 Jahren. Doch schon bald ist es vorbei mit der Idylle in Amriswil TG. Das zwölffache Grosi kommt in den Knast. Vier Tage wird sie im Kantonalgefängnis schmoren müssen. Der Grund für den Zwangsurlaub: eine nicht bezahlte Busse.

Die Seniorin wurde nämlich per Strafbefehl wegen Fahrerflucht verurteilt. Und alles nur wegen eines Wendemanövers vergangenen Sommer. Damals kehrte sie ihren Toyota in einer Zufahrt in Erlen TG. Laut der Staatsanwaltschaft touchierte ihr Auto mit dem rechten Hinterrad eine Trockensteinmauer. Statt auszusteigen und den Schaden zu melden, fuhr sie davon.

Weil sie dabei beobachtet wurde, stand kurz darauf die Polizei bei ihr vor der Türe. «Drei Autos kamen angefahren, und fünf Beamte stiegen aus. Ich wusste gar nicht, was das sollte», sagt Bortolin zu Blick.

«Bin mir ganz sicher, dass ich die Mauer nicht berührt habe»

Die Seniorin wusste gar nicht, wie ihr geschah. Sie wurde auf die kaputte Mauer angesprochen und der Fahrerflucht beschuldigt. Und die Polizei nahm ihren Toyota unter die Lupe. Sie habe gesagt, dass sie von nichts wisse und unschuldig sei. Aber: «Ich wurde als Lügnerin behandelt. Es war von Anfang an klar, dass ich schuld bin.»

In dem Moment habe sich die gebürtige Niederländerin einfach überrumpelt gefühlt und schliesslich klein beigegeben. «Da habe ich gesagt, dass ich die Schuld auf mich nehme.» Ein Fehler, wie sie heute weiss.

Sie soll 1280 Franken zahlen

Damals ahnte sie nicht, was das alles noch für Ärger mit sich bringen würde. Besonders das Gefühl, ungerecht behandelt zu werden, macht sie wütend. «Ich bin mir nämlich ganz sicher, dass ich die Mauer nicht berührt habe. Und schon gar nicht wäre ich einfach so davongefahren, hätte ich einen Unfall gebaut.»

Ausserdem gebe es keine eindeutigen Beweise an ihrem Auto. Der Wagen habe schon ein paar Schrammen und Kratzer gehabt. «Eine neue Stelle, die durch den Mauer-Unfall dazugekommen sein soll, kann ich bis heute nicht finden.» Dafür aber Polizei und Staatsanwaltschaft. Die Folge: Die Thurgauerin muss für die Fahrerflucht zahlen. Insgesamt: 1280 Franken.

«Mir geht es nicht ums Geld»

Für den Schaden an der Mauer sei sie ja schon aufgekommen. «Der war ohnehin sehr klein. Gerade mal 150 Franken hat das gekostet.» Aber dass nun wegen der angeblichen Fahrerflucht solch ein Fass aufgemacht wird, kann sie nicht verstehen.

Und deswegen weigert sich die renitente Rentnerin, die Busse zu zahlen. «Mir geht es nicht ums Geld. Ich will aber nicht für etwas zahlen, das ich gar nicht getan habe. Und wenn die mich wirklich in den Knast schicken, dann nur zu.» Die Erfahrung, ein paar Tage hinter Gittern zu verbringen, fehle ihr sowieso noch.

Grosi wird mit Kaffee auf die Polizei warten

Im Oktober ist es so weit. Dann tauscht die Thurgauerin gehäkelte gegen schwedische Gardinen. Eigentlich müsste das Grosi für ihren Haftantritt selbst zum Kantonalgefängnis kommen. Und zwar pünktlich um 8.15 Uhr.

Aber auch das wird Bortolin nicht tun. Nicht etwa aus Trotz. Aber so früh könne sie dort einfach nicht erscheinen. Also wird die Polizei ausrücken müssen, um sie zum Gefängnis zu bringen. «Die sollen mich ruhig holen kommen.» Zum Dank werde sie die Polizisten auch mit Kaffee empfangen.

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