Hier kommen die Flüchtlinge in Buchs SG an
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«Hälfte ist minderjährig»:Hier kommen die Flüchtlinge in Buchs SG an

Afghanen überqueren Ostgrenze – Behörden eröffnen Bearbeitungszentrum in Buchs SG
«Möglicherweise sind noch Zehntausende auf dem Weg!»

Mit einem neuen Bearbeitungszentrum wollen die Behörden in Buchs SG der illegalen Einreisen per Zug Herr werden. Die Situation bleibt angespannt, weil viele junge Afghanen die Schweiz derzeit als Transitland durchqueren.
Publiziert: 26.01.2022 um 19:12 Uhr
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Aktualisiert: 26.01.2022 um 21:27 Uhr
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Am Grenzbahnhof Buchs treffen pro Tag im Durchschnitt rund 30 afghanische Migranten ein.
Foto: Marco Latzer
Marco Latzer

Die Zahlen sind alarmierend: 4563 Migranten haben zwischen Juli und Ende Dezember 2021 in Buchs SG mit dem Nachtzug aus Wien illegal die Schweizer Grenze überquert. Und allein seit Anfang Januar sind nochmals 682 weitere dazugekommen. Es handelt sich fast ausschliesslich um junge Männer aus Afghanistan. Die Hälfte von ihnen ist minderjährig. Sie hoffen nach der Machtergreifung der Taliban auf ein besseres Leben in Europa (Blick berichtete).

«Das sind meistens Menschen, die keine Schulausbildung haben. Viele sind Analphabeten und in einem Clan-System aufgewachsen», sagt Dolmetscher Arham Hag (50) zu Blick. Er stammt selber aus Afghanistan und ist in den 80er-Jahren vor den Sowjets geflohen. Nun unterhält er sich im Anfang Januar neu eröffneten Provisorischen Bearbeitungszentrum (POB) mit seinen Landsmännern. «Was ich höre, ist erschreckend», sagt Hag. «Mir wird berichtet, dass möglicherweise noch Zehntausende auf dem Weg sind. Seit es die ersten geschafft haben, hat das zahlreiche weitere Afghanen motiviert.»

«Zehntausende sind auf dem Weg nach Westeuropa»
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Flüchtlinge in Buchs SG:«Zehntausende sind auf dem Weg nach Westeuropa»

Behörden arbeiten im neuen Zentrum Hand in Hand

Im Bürogebäude einer stillgelegten Chemiefirma arbeiten die St. Galler Kantonspolizei, das kantonale Migrationsamt und das Bundesamt für Zoll und Grenzsicherheit (BAZG) seit Anfang Januar zusammen, um die illegalen Grenzübertritte der Afghanen bürokratisch irgendwie zu stemmen. Diese ziehen seit dem Spätsommer in Gruppen durch ganz Europa und durchqueren die Schweiz dabei illegal als Transitland.

Der grosse Teil will nach Frankreich oder Grossbritannien. Denn unter den Afghanen besteht der Irrglaube, dass Asylstatus und Arbeit in den beiden Zielländern einfach und unkompliziert zu erhalten seien. Simon Bless (58), Leiter Einsatz und Operatives der Kantonspolizei St. Gallen, bezeichnet die naiven Vorstellungen der jungen Männer als «regelrechte Fake-News».

Durchreise trotz Asylantrag in Österreich

Die darauf zurückzuführende Einreisewelle habe das neue Bearbeitungszentrum notwendig gemacht, da die Kapazitäten und Räumlichkeiten der Polizei dem Andrang nicht mehr gewachsen seien. Nach einer medizinischen Erstversorgung am Bahnhof werden die Afghanen mit ihren Personalien und Fingerabdrücken erfasst. Anschliessend finden Befragungen der illegal Eingereisten statt.

«Wir kontrollieren jede Person auf gefährliche Gegenstände und gleichen die Fahndungslisten ab. Die Befragungen, die wir durchführen, bilden danach die Ausgangslage für ein späteres Dublin-Out-Verfahren in das Erstasylland», erklärt Bless. Denn die meisten der Aufgegriffenen haben vor ihrer Reise in Österreich Asyl beantragt, den Entscheid dort aber nicht abgewartet.

Dutzende Afghanen kommen jeden Tag in Buchs an

Viele der im Schnitt rund 30 Männer, welche die Grenzwächter jeden Morgen am Grenzbahnhof Buchs aufgreifen, haben neben Handy und einigen Hundert Euro auch noch österreichische Asyldokumente im Sack. Nach Erledigung der Formalitäten werden die Afghanen in Notunterkünfte gefahren, wo sie in der Regel binnen Stunden verschwinden, um ihre Reise gen Westen fortzusetzen.

«Personen aus Afghanistan werden für den illegalen Grenzübertritt nicht verhaftet oder angezeigt, da sie als schutzbedürftig gelten», erklärt Simon Bless. Trotzdem sei die Arbeit der Behörden eine rechtsstaatliche Notwendigkeit und keine Sisyphusarbeit, ist er überzeugt.

Und Übersetzer Arham Hag warnt davor, das Weiterreisen der Afghanen auf die leichte Schulter zu nehmen. «Ich befürchte, dass die Welle früher oder später auf die Schweiz zurückschwappt. Frankreich oder England wollen sie nämlich auch nicht aufnehmen.»

Verschärfend kommt hinzu: Die Behörden stellen fest, dass sich auch vermehrt Männer aus den Maghreb-Staaten im Afghanistan-Strom bewegen. Schleuser sollen für die Nordafrikaner laut Gerüchten eine neue Drehscheibe via Istanbul eingerichtet haben. Sie nutzen offenbar anstatt der Mittelmeer- nun zunehmend ebenfalls die Balkan-Route.

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