Läden und Restaurants bangen um die letzten Stunden, die sie noch geöffnet haben können. Kommt der Lockdown, müssen sie schliessen. Dabei stecken sich gar nicht so viele Menschen in Restaurants und Läden an, wie eine neue Auswertung zeigt.
Das Bundesamt für Gesundheit hat von Mitte Juli bis am 9. Dezember 65'152 Meldeformulare zu positiven Fällen erhalten und stellte diese Liste «Nau.ch» zur Verfügung.
Familien im Brennpunkt
Nach diesen neuesten Zahlen stecken sich die meisten Menschen nach wie vor in der Familie an. Das trifft auf jede dritte Ansteckung zu. In etwa gleich vielen Fällen ist der Ansteckungsort unbekannt. Deutlich wird, dass sich in Restaurants nur ein Bruchteil der Menschen ansteckt. Nach den Zahlen des BAG sind es nur rund drei Prozent. In der Pressekonferenz vom Montag sprach Alain Berset (48) wiederum von rund sieben Prozent.
Von diesen 65'000 Personen gaben 71 Prozent, also über 46'000 Personen, den vermuteten Ansteckungsort an.
- Familienmitglied 29,6 Prozent
- Unbekannt 29,5 Prozent
- Anderer Kontakt 16,7 Prozent
- Arbeit 11 Prozent
- Privatfest 3,9 Prozent
- Bar/Restaurant 2,8 Prozent
- Medizinisches und Pflegepersonal 2,1 Prozent
- Schule/Kindergarten/Krippe 1,8 Prozent
- spontane Menschenansammlung 1 Prozent
- Disco/Club 1 Prozent
- Demonstrationen 0,6
Zusammengefasst stellt das BAG fest: der Grossteil der Ansteckungen findet immer in der Familie oder an unklaren/unbekannten Orten statt. Nur gerade 17 Prozent der Fälle ausserhalb der Familie fanden an einem bekannten Ort statt.
Die Zahlen würden viele Fragen offen lassen, sagt Sprecher Daniel Dauwalder zu «Nau.ch». «Wenn das Virus in einer Familie angekommen ist, ist die Wahrscheinlichkeit sehr gross, dass sich die übrigen Familienmitglieder anstecken», erläutert er. Damit sei der eigentliche Ansteckungsort aber noch nicht gefunden.
Müssen Restaurants bald schliessen?
Man wisse schlicht nicht, wie das Virus in die Familie gerät. Die Hochrechnung der Ansteckungsorte ausserhalb der Familie auf die Gesamtbevölkerung sei «statistisch problematisch», sagt Dauwalder.
Trotzdem, die neuesten Zahlen zu den Ansteckungsorten dürften bei den Gegnern der Corona-Massnahmen zu Diskussionen führen. Allen voran beim Gastrosuisse Präsident Casimir Platzer (58). Er beschrieb die derzeitigen Massnahmen für die Gastronomie als «Tod auf Raten» und hoffte, dass sie rasch wieder abgeschafft werden.
Die Ansteckungsorte dürften auch im Bundesrat zu Reden geben. Die Landesregierung diskutiert voraussichtlich am Freitag über weitere Massnahmen gegen das Coronavirus. (hac)