Jetzt spricht das BAG ein Machtwort
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Datenchaos bei Contact Tracing:Jetzt spricht das BAG ein Machtwort

Contact-Tracing-Datenbank steht immer noch nicht
Jetzt spricht das BAG ein Machtwort

Nach neun Monaten Pandemie steht immer noch keine nationale Datenbank zu den Informationen aus dem Contact Tracing zur Verfügung – denn die Kantone liefern nicht. Jetzt spricht das Bundesamt für Gesundheit (BAG) ein Machtwort.
Publiziert: 12.12.2020 um 12:27 Uhr
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Aktualisiert: 17.12.2020 um 10:30 Uhr
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Wie viele Schweizerinnen und Schweizer stecken sich im Zug mit dem Coronavirus an?
Foto: keystone-sda.ch
Gianna Blum

Wieder steigen die Ansteckungszahlen, und wieder steht die Frage im Raum: Wo stecken sich Herr und Frau Schweizer eigentlich an? Im Restaurant, im Zug, oder doch eher bei der Arbeit? Wenn es nach dem Bundesrat geht, stehen die Restaurants oben auf der Liste – denn deren Öffnungszeiten hat er nun auf 19 Uhr beschränkt. Die Branche bestreitet das vehement ebenso wie der Detailhandel.

Fakt ist: Eindeutige Antworten auf die Frage nach den Ansteckungsorten gibt es nicht. Und das liegt nicht nur daran, dass so mancher es selbst nicht weiss. Denn die nationale Datenbank, mit der die Informationen aus dem Contact Tracing automatisch gesammelt werden sollen, steht immer noch nicht. Angekündigt wurde diese bereits im August – nachdem das Bundesamt für Gesundheit (BAG) fälschlicherweise verkündet hatte, die meisten Ansteckungen würden in Clubs stattfinden.

Nur acht Kantone übermitteln

Bereits Mitte September hat das BAG mitgeteilt, dass die Datenbank technisch seitens Bund parat sei – nur die Daten der Kantone fehlten noch. Jetzt, Monate später, ist man offensichtlich nicht viel weiter: Laut BAG sind es gerade einmal acht Kantone, welche Informationen wie die Antworten auf die Frage nach dem Ansteckungsort der Infizierten automatisch übermitteln.

Um den Kantonen unter die Arme zu greifen, hat der Bund im Sommer eine deutsche Open-Source-Software namens Sormas (Surveillance, Outbreak Response Management and Analysis System) «helvetisieren» lassen – also an die hiesigen Bedingungen angepasst. 700'000 Franken hat der Bund dafür springen lassen. 13 Kantonen verwenden es auch oder sind daran, es einzuführen, während der Rest auf andere Lösungen setzt.

Doch nur bei einem einzigen Sormas-Kanton funktioniert die Übermittlung automatisch. Andere geben die Daten zurzeit wegen technischen Schwierigkeiten noch manuell weiter – wie etwa der Kanton Zürich – und wieder andere gar nicht.

Das BAG spricht ein Machtwort

Neun Monate Pandemie, und das BAG hat immer noch keine Übersicht über die Ansteckungsorte, weil die Kantone nicht liefern. Wie kann das sein? Beim BAG hat man viel Verständnis: «Aktuell ist die hohe Auslastung der Contact Tracer auch ein Problem, dadurch fehlt ihnen die Zeit für eine ordentliche Einführung mit Schulung.» Zusätzlich habe der kantonale Datenschutz die Übermittlung verzögert. «Wir hoffen, dass dieses Thema bald erledigt ist.»

Darauf vertrauen will das BAG aber nicht. Der fromme Wunsch ist inzwischen Befehl. Am Freitag hat das BAG eine Weisung herausgegeben: Bis 1. Januar müssen alle Kantone ein funktionierendes Datenbanksystem haben und ihre Mitarbeitenden geschult haben. Und spätestens bis Ende Januar müssen alle ihre Daten an den Bund liefern.

Allerdings: Komplette Übersicht über die vergangenen Monate wird auch das nicht geben. Viele Kantone sind besonders im Oktober mit dem Contact Tracing nicht nachgekommen und konnten nicht alle Erkrankten befragen. Und selbst wenn sie das gekonnt hätten: Aus Datenschutzgründen dürfen die Contact Tracer die Informationen nur wenige Wochen behalten. Danach werden sie gelöscht – und sind für immer verloren.


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