Sorgen um Meldedisziplin
Droht bei den Schnelltests der nächste Blindflug?

Noch sind die Corona-Schnelltests nicht überall erhältlich. Doch beim Bundesamt für Gesundheit macht man sich bereits Sorgen, ob die Resultate denn auch zuverlässig gemeldet werden.
Publiziert: 07.11.2020 um 00:43 Uhr
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Aktualisiert: 12.12.2020 um 09:31 Uhr
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Letzte Woche hat der Bundesrat grünes Licht für die Corona-Schnelltests gegeben.
Foto: Keystone
Gianna Blum

Sie sind im Moment in aller Munde: Die Schnelltests, bei denen eine Corona-Infektion innert 15 Minuten nachgewiesen werden kann. Letzte Woche hat der Bundesrat grünes Licht gegeben, seit Anfang Woche werden sie eingeführt. Die Schnelltests haben den Vorteil, dass sie nicht wie die herkömmlichen PCR-Tests erst ins Labor geschickt werden müssen. So können sie dezentral in Apotheken und bei Hausärzten durchgeführt werden.

Noch sind die Schnelltests nicht flächendeckend zu haben (BLICK berichtete). Laut Bundesamt für Gesundheit (BAG) sind die Schnelltest-Resultate zwar in den täglichen vermeldeten Fallzahlen erfasst, doch sie spielen eine «untergeordnete Rolle». Wie viele Resultate via PCR und wie viele via Schnelltest beim BAG eintreffen, wird zur Zeit nicht veröffentlicht.

«Wir sind dabei zu evaluieren, inwiefern das in den Fallzahlen ausgewiesen werden wird», so Stefan Kuster vom BAG an einer Pressekonferenz. Die Daten lägen vor, versichert Kuster, und verspricht, dass sie noch nachgeliefert werden.

Schnelltests müssen gemeldet werden

Schnelltests sind vor allem fürs schnelle Brechen der Infektionsketten gedacht – grundsätzlich empfiehlt das BAG die PCR-Tests als «Goldstandard». Ob das BAG die Übersicht bei den Schnelltests behalten wird, wenn diese breitflächig zu haben sind, ist eine andere Frage.

Denn während die Labors die PCR-Resultate automatisch übermitteln, müssen Ärzte und Apotheker bei den Schnelltests via BAG-Webseite eine Meldung machen. Nur: Punkto Meldungen hat die Ärzteschaft bei den klinischen Meldeformularen keine gute Figur gemacht. Bei diesen Formularen geht es um Infos zu Vorerkrankungen und Symptomen. Im Sommer ist bekannt geworden, dass bei weniger als der Hälfte aller Corona-Fälle dieses Formular eingereicht wurde. Die Ärzte kritisierten das Formular als zu bürokratisch.

Inzwischen hat das BAG die Formularflut gelockert: Vorläufig sind sie nur noch Pflicht, wenn ein Erkrankter ins Spital muss oder gar stirbt, oder wenn er in einem Heim lebt.

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Sorgen um Meldedisziplin

Eine Schnelltest-Meldung auf der BAG-Webseite zu machen, dürfte weniger aufwendig sein als das Ausfüllen eines detailliertes Formulars. Das heisst aber nicht, dass damit die Disziplin der Ärzte besser sein wird. Auch beim BAG gibt es Zweifel: «Das Risiko der sinkenden Meldecompliance haben wir im Vorfeld beleuchtet und auch darauf hingewiesen, dass dies eintreten wird», heisst es.

Anders ausgedrückt: Dass es beim Melden der Schnelltests – wenn sie denn überall erhältlich sind – hapern wird, ist schon jetzt absehbar. Es drohen fehlerhafte Angaben zu den Ansteckungszahlen. Das BAG prüfe nun «Mechanismen», wie die Disziplin maximiert werden kann.

Webseite-Meldung als «Zwischenlösung»

«Man kann nicht einfach den Knopf drücken und überall klappt es», sagt dazu Stefan Wild, Präsident der Vereinigung der Gruppierungen unabhängiger Apotheken und Vorstand bei Pharmasuisse. Denn in Labors gebe es digitalisierte Prozesse, die nicht einfach in jeder Apotheke – und jeder Hausarztpraxis – von heute und morgen eingeführt werden könnten. «Es gibt administrative Hürden.»

Wild betont, dass die Meldung via BAG-Webseite «eine Zwischenlösung» sei. Mit «Hochdruck» werde aktuell ein besseres Tool programmiert – das hoffentlich noch im November bereitstehen soll.

«Kantonaler Flickenteppich»

Laut Wild sind die Schnelltests grundsätzlich da. Doch: «Die Einführung ist allerdings ein kantonaler Flickenteppich.» Denn in jedem Kanton gelten etwas andere Regeln.

Laut Wild machte Solothurn aber vor, dass eine rasche Verteilung machbar sei. Der Kanton hat sofort eine Taskforce ins Leben gerufen, «welche die Einführung in Wochenfrist auf die Beine stellen konnte.» Auch St. Gallens Apotheken können laut Wild bereits ab kommenden Mittwoch Schnelltests anbieten.


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