Am Samstag wurde am Züri Fäscht aus Freude plötzlich Panik. Chaoten stürmten das Festzelt des Zürcher Grasshopper Clubs mitten in der Menschenmenge. Die Krawallmacher lassen sich weder von der Präsenz von Kindern, noch der GC-Spielerinnen abhalten. Die Attacke kam im Doppelpack: In der Nacht auf Sonntag wiederholten sich die Szenen. Diesmal sind die Momente gar auf Video festgehalten. Die Aufnahmen zeigen, wie dutzende Angreifer wie in einer Kommandoaktion zuschlagen. Die Zürcher Stadtpolizei bestätigt auf Blick-Anfrage, dass die angreifenden Personen dieses Vorfalls dem FCZ-Fanumfeld zuzuordnen sind.
Fussballchaoten, die in der Überzahl sind, greifen einen Stand des verfeindeten Stadtrivalen an. Soziologe und Hooliganismus-Experte Maurice Illi (45) setzt sich schon lange mit der Szene auseinander. Er befürchtete schon im Vorfeld des Fests, dass es am GC-Stand «chlöpfen» könnte, wie er Blick sagt: «Als ich vor dem Fest vom GC-Zelt las, dachte ich schon, dass das eine sehr mutige Aktion ist. Ich hatte kein gutes Gefühl.»
Schon auf dem Pausenplatz ist GC ein rotes Tuch
Für GC-Fans sei die Stadt Zürich ein hartes Pflaster geworden, so Illi. «Ich stelle fest, dass schon auf den Pausenplätzen in der Schule Kinder mit GC-Mütze angegangen werden. Man will als FCZ-Fan nicht mit einem GC-Anhänger befreundet sein.» Mehr noch: Es sei in dieser Szene eine Provokation, wenn GC-Fans auf Stadtgebiet nur schon existieren. «Das GC-Trikot wirkt dann ähnlich wie das rote Tuch für einen Stier.»
Es sei schwer vorstellbar, dass sich so ein Angriff wie am Züri Fäscht in einem anderen Kontext als im Fussball ereignen könnte, so der Experte: «Man stelle sich einmal vor, eine Rap-Gruppe würde zum Beispiel einen Stand angreifen, wo Volksmusik gespielt wird. Das zeigt, wie absurd die Dynamik ist.»
Was neu ist und nicht zu einer Beruhigung der Situation beigetragen hat: «Nach Corona hatte die FCZ-Fankurve enormen Zulauf von 14- bis 18-Jährigen. Innert kürzester Zeit wurde die Südkurve zu einem der grössten Jugendtreffs der Schweiz.» Demgegenüber habe es wenige Ältere, die auf den Nachwuchs stabilisierend einwirken könnten. Zwar wird Fussball schon immer von Gewalt begleitet. Aber: «Unbeteiligte anzugreifen – und nicht mal an einem Matchtag – war früher ein absolutes Tabu!»
FCZ soll sich für Frieden aussprechen
Ein einfaches Lösungsrezept hat der ehemalige Sicherheitsmanager der Stadt Luzern nicht. Aber: «Eigentlich müsste man mit Gewaltprävention in der Schule beginnen.» Das wirkungsvollste Instrument seien Meldeauflagen für Täter: Diese müssen sich dann vor Risikospielen bei der Polizei melden, damit sichergestellt ist, dass sie nicht beim Stadion sind. Nur: «Das Züri Fäscht hat gezeigt, dass es keinen Match braucht, um gewalttätig zu sein.»
Illi nimmt auch die Klubs in die Pflicht: «Was vermittelt der FC Zürich mit Slogans wie 'eine Stadt, ein Verein'? Sicher kein sportliches Miteinander!» Der Soziologe ist überzeugt: Am effektivsten wäre es, wenn die FCZ-Aushängeschilder sich für Frieden einsetzen würden: «Wenn zum Beispiel ein Blerim Džemaili sagen würde: Ich finde GC nicht Scheisse und Fussball ist und bleibt ein Spiel, wäre schon viel geholfen.»
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