Was als gemütliche Heimfahrt begann, endete mit einer zweistündigen Polizeikontrolle und Rassismus-Vorwürfen gegen die Kantonspolizei Zürich. Anton Oroshi (34), der mit seiner Freundin am Sonntag in einem Porsche unterwegs war, geriet in eine Polizeikontrolle, die es in sich hatte.
Nachdem er seinen Schweizer Pass gezeigt hatte, soll er von den Polizisten gefragt worden sein, woher der Name herkomme. Oroshi ist überzeugt, bei dieser Kontrolle Opfer von Rassismus geworden zu sein.
Herkunftsfrage ist deplatziert und unprofessionell
Für Hilmi Gashi (55), Mitglied der Eidgenössischen Kommission für Migration sowie Kenner der Szene, ist der Vorfall mit der Polizeikontrolle und dem Porsche keine Überraschung. Der Schweizer hat selbst kosovarische Wurzeln.
Obwohl ihn Vorfälle wie solche nicht mehr schockieren, dürfe man sie nicht dulden. «Die Frage, woher sein Name komme, ist völlig deplatziert und unprofessionell», sagt Hilmi Gashi aus Muri bei Bern zu Blick. Zudem bestätige es den Eindruck des Betroffenen, dass er wegen seiner Herkunft in die Kontrolle gerät und auch umso härter dran genommen wird.
«Jahrzehntelang wurden Vorurteile gegen Albaner geschürt»
Diskriminierung gegen Albaner oder Kosovo-Albaner sei in der Schweiz schon lange ein Thema, sagt Gashi. «Durch politische Hetz-Kampagnen der SVP sowie medial vertretene Stereotypen wurden jahrzehntelang Vorurteile gegen diese Bevölkerungsgruppe geschürt.» Das hinterlasse seine Spuren. «Und das, obwohl Menschen mit kosovarischem Hintergrund mittlerweile sehr erfolgreich sind in der Wissenschaft, Wirtschaft, Sport und Kultur. Die negativen Stereotype leben offenbar länger in den Köpfen.»
«Sieht man einen Mann in einem schnellen Auto, der dann noch einen albanischen Namen trägt, kannst du darauf wetten, dass das Fahrzeug so richtig auseinander genommen wird», so Gashi.
Auch er selber hat damit schon Erfahrungen gemacht. Als er jung war und mit zwei albanischen Freunden in die Ferien fuhr, wurden sie am Schweizer Zoll nach dem Ausweis gefragt. «Als wir dann alle unsere Ausländerausweise rausgenommen haben, wurde das Fahrzeug richtiggehend auseinandergenommen.» Zwei Stunden lang dauerte «diese Schikane».
Diskriminierung bei Wohnungssuche und in der Schule
Die Diskriminierung sei auch in anderen Bereichen spürbar. Etwa in der Schule und bei der Wohnungs- oder Arbeitssuche werde man wegen seiner Herkunft stigmatisiert, ist Gashi überzeugt. «Ich habe mich einmal für eine Wohnung beworben. Alles klang sehr vielversprechend und ich hatte sie praktisch im Sack. Kaum schickte ich meine Unterlagen zu, war die Wohnung plötzlich ‹vergeben›.»
Beim Thema Diskriminierung machte zuletzt auch die Absage des Alba-Festivals auf dem Zürcher Hardturm-Areal Schlazeilen. Im Herbst letzten Jahres wurde das Fest «für Liebhaber der albanischen Musikszene und Kultur» von den Behörden abgesagt. Während andere Veranstaltungen durchgeführt wurden, entzog der Regierungsrat den Alba-Veranstaltern die Bewilligung.
Der Grund: In dieser Bevölkerungsgruppe seien die Corona-Infektionen zu diesem Zeitpunkt sehr hoch gewesen. Auch Gerüchte über eine angebliche tiefe Impfquote in der Community machten die Runde.
Laut Eidgenössischer Rassismus-Kommission war das diskriminierend, wie ein Bericht, der dieser Tage öffentlich geworden ist, festgestellt hatte.