Die Zürcher Regierungsrätin Jacqueline Fehr (58, SP) hatte letzte Woche das Alba-Festival überraschend abgesagt – nur zwei Tage vor Beginn. Der Grund: die hohen Infektionszahlen in der albanischen Community. Das sorgte für rote Köpfe. Andere Festivals in ähnlicher Grössenordnung fanden nämlich trotzdem statt. Der «Rat der Albaner» forderte von der Regierungsrätin eine Entschuldigung.
Am Freitag äusserte sich Fehr im Interview mit der albanischsprachigen Newsplattform Albinfo zum ersten Mal zur Absage. «Ich kann den Unmut über den Widerruf sehr gut verstehen. Ich bedaure sehr, dass wir das Festival absagen mussten», sagte sie. Leid tue ihr auch, dass es so plötzlich kam. Doch das epidemiologische Risiko sei nach Einschätzung der Fachleute einfach zu hoch gewesen. Deshalb habe auch die Zeit nicht gereicht, um nach alternativen Lösungen zu suchen.
Rechtlich keine Entschuldigung möglich
Fehr sagte im Interview, dass es ihr rechtlich gesehen nicht möglich sei, sich zu entschuldigen. Denn laut Gesetz könne eine solche Veranstaltung jederzeit abgesagt werden. Aber: «Persönlich möchte ich mich aber sehr wohl dafür entschuldigen, dass wir die Bewilligung nicht bereits eine Woche früher widerrufen haben», sagt sie.
Dass die Begründung des Widerrufs als diskriminierend wahrgenommen wird, nehme sie sehr ernst. «Ich habe mich mein ganzes politisches Leben lang für eine inklusive Gesellschaft, für die Integration und Chancengleichheit aller Menschen in der Schweiz und gegen Ausgrenzung, Diskriminierung und Rassismus eingesetzt», sagt sie.
Mehr zum Alba-Festival
Fehr will deshalb auch das Vorgehen unter dem Diskriminierungsaspekt unabhängig überprüfen lassen und hat die Eidgenössische Kommission gegen Rassismus um eine Beurteilung gebeten.
«Es war ein guter Austausch»
Wie der «Tages-Anzeiger» berichtet, haben sich Fehr und die Veranstalter des Festivals am Freitagnachmittag erstmals zu einer Aussprache getroffen. «Es war ein guter Austausch», sagt der Sprecher der Direktion der Justiz und des Innern, Benjamin Tommer gegenüber der Zeitung.
«Beide Parteien befinden sich in einem konstruktiven, lösungsorientierten Dialog», sagt Michel Pernet, Sprecher des Alba-Festivals. Die Veranstalter des Alba-Festivals versuchen nun, eine finanzielle Entschädigung zu bekommen. (bra)
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