Gesellschaftskritische Musik ist nicht erwünscht
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Alba-Festival Zürich:Gesellschaftskritische Musik ist nicht erwünscht

Möchtegern-Paschas unter sich
Rita Ora beim Albtraum-Festival

Albanien ist in. Auf Youtube und Spotify erreichen albanische Musiker Millionen Zuhörer. Für diese Klientel ist das Zürcher Alba- Festival gedacht.
Publiziert: 19.05.2019 um 00:09 Uhr
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Aktualisiert: 28.12.2020 um 14:44 Uhr
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Organisator Avni Ajrizi (r.) mit dem Skandal-Politiker Sami Lushtaku.
Foto: zVg
Dafina Eshrefi

Das Besondere am Alba-Festival, das Ende Juni auf dem Hardturm-Areal in Zürich geplant ist: Dort treten ausschliesslich albanische Künstler auf. Die Veranstalter versprechen ein Festival für Liebhaber der Musikkultur ihres Landes. Mit Rita Ora ist sogar ein echter Superstar im Line-up. Die meisten der übrigen MusikerInnen sind Vertreter des kommer­ziellen Rap, die – wie in diesem Genre üblich – auch sexistische Texte im Programm haben.

Hinter der Veranstaltung steht die neu gegründete Firma Time Event AG in Zürich. Firmeninhaber sind Adem Morina und Avni Ajrizi. Letzterer zeigt sich auf seinem Facebook-Account mit teuren Autos und dekadentem Lifestyle. Pikant: Auf einem Foto lächelt er neben dem skan­dalträchtigen kosovarischen Politiker Sami Lushtaku.

Facebook-Account vorübergehend deaktiviert

Vor sechs Jahren wurden Aufnahmen von Telefongesprächen unter kosovarischen Politikern publik, die als «Pronto»-Affäre Schlagzeilen machen: Lushtaku hatte von einem anderen Politiker verlangt, unliebsame Konkurrenten zu stürzen, und sie mit Fäkalausdrücken beleidigt.
Die amerikanische Botschaft im Kosovo verkündete diese Woche, dass allen Beteiligten der «Pronto»- und ähnlicher Affären ab sofort jede Einreise in die USA verboten ist.

Für Montag wird das Urteil gegen Sami Lushtaku erwartet. Wie die «NZZ» 2018 berichtete, besteht der Verdacht, dass der Politiker den Chef der Elektrizitätsgesellschaft des Kosovo genötigt habe, einen Sechs-Millionen-Euro-Auftrag an eine bestimmte Firma zu vergeben, die von Lushtakus Cousin und seinem früheren Leibwächter geführt wurde. Es gilt die Unschuldsvermutung. SonntagsBlick fragte bei den Organisatoren des Alba-Festivals nach deren Beziehungen zu Lushtaku. Da­raufhin deaktivierte Avni Ajrizi, einer von ihnen, vorübergehend seinen Facebook-Account. In dessen Namen erklärte sein Geschäftspartner Morina in ­einem E-Mail, er habe keine Beziehungen zu Sami Lushtaku.

Albinfo erhielt 2.4 Millionen Franken vom Staat

Als Medienpartner für das Alba-Festival wurde die Internetplattform albinfo.ch beauftragt. Wie das Staatssekretariat für Migration auf Anfrage von SonntagsBlick mitteilte, unterstützte die Schweiz albinfo.ch seit der Gründung 2010 bis zum Jahr 2017 mit 2,4 Millionen Franken. Noch immer erhält die Plattform finanzielle Zuschüsse für einzelne Projekte, beispielsweise für die Produktion von Propagandavideos, die das Leben im Kosovo extrem einseitig darstellen (SonntagsBlick berichtete).

Das Alba-Festival dauert zwei Tage und ist – unüblich für Schweizer Verhältnisse – nur für Besucher ab 18 Jahren zugänglich.
Das Festival bietet keine Übernachtungsmöglichkeiten an, dafür aber zwei Shisha-Zelte.

Als Moderatorin verpflichtete Time Event eine sogenannte Influencerin. Das Tagesprogramm wird nicht verraten. Lediglich die Namen der 18 auftretenden Künstler sind bekannt.

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