Vor den ersten Patienten
Berner Chefärzte drängen sich bei Corona-Impfung vor

Noch vor der Eröffnung des Impfzentrums in Langenthal BE sollen sich leitende Ärzte gegen Corona geimpft haben. Das sorgt für Unmut.
Publiziert: 05.02.2021 um 11:22 Uhr
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Aktualisiert: 31.03.2021 um 12:07 Uhr
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Mehrere leitende Köpfe der Spital Oberaargau AG haben sich vor dem Gesundheitspersonal impfen lassen.
Foto: imago

Die Corona-Impfung sorgt weiterhin für viel Diskussionsstoff. Erst vor wenigen Tagen sorgte der Südafrika-Milliardär Johann Rupert (70) für Schlagzeilen, weil er sich extra für die Impfung in den Kanton Thurgau einfliegen liess. Nun steht der Kanton Bern im Visier.

Dort sollen sich insgesamt fünf Leiter der Spital Region Oberaargau AG bereits vor dem Pflegepersonal gegen das Virus impfen lassen haben, berichtet die «Berner Zeitung». Nach Recherchen der Zeitung sollen drei Chefärzte, ein leitender und selbst ein pensionierter Arzt die erste Dosis bereits erhalten haben – noch bevor das Impfzentrum in Langenthal BE überhaupt offiziell eröffnet wurde.

Leitung rechtfertigt das Vorgehen

Alexander Imhof, Leiter des Impfzentrums, hat sich ebenfalls impfen lassen. Gegenüber der «BZ» verteidigt er sein Vorgehen. Man habe die Spritzen und Nadeln nicht am Patienten testen wollen und daher an den Fachkräften ausprobiert. Der Kanton habe diesen Auftrag erteilt.

Man habe im Voraus berechnet, wie viele Dosen am ersten Impftag für die Patienten benötigt werden. «Folglich haben wir überschüssige Dosen verwendet», so Imhof. Der pensionierte Arzt arbeite heute im Impfzentrum und habe daher Anrecht auf die Impfung.

«Wir sind systemrelevant»

Gundekar Giebel, Sprecher der Berner der Gesundheitsdirektion, sagt, man habe testen wollen, wie viele Impfdosen aus den Ampullen gezogen werden könnten. Dass pro Impftag fünf Dosen übrig geblieben sind, sei zwar eher die Ausnahme, «aber eigentlich noch im Rahmen», so Giebel.

Laut der Impfstrategie dürfte vorerst nur Gesundheitspersonal im Kontakt mit Corona-Patienten geimpft werden. Imhof sagt, er und die geimpften Kollegen seien «systemrelevant». Es würden jeden Tag zwischen drei und fünf Personen von übrig gebliebenen Impfdosen profitieren, etwa Pflegeleute aus der Intensivstation. Bislang habe man etwa 20 Mitarbeiter impfen können. (zis)

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