Auf einen Blick
- Zwei Männer randalieren in Stadtkirche Olten, Polizei nimmt sie fest
- Kirchgemeindeschreiberin alarmierte Polizei, Männer wirkten alkoholisiert und aggressiv
- 20-jähriger Mann geständig, zerstörte Statue und zündete Kerzen an
Ein zersplitterter Jesus, der nicht mehr an seinem Kreuz hängt, sondern auf einer Steinplatte liegt, ein umgekipptes Kinderbänkli, das auf den Seitenaltar geschmissen wurde und eine beschädigte Mikrofonanlage – in der Christkatholischen Stadtkirche Olten zeigte sich am Dienstag vor einer Woche ein unschönes Bild. Zwei Randalierer tobten sich über mehrere Minuten im Gotteshaus aus. Speziell: Nach ihrer Aktion flüchteten die beiden Männer nicht, sondern blieben seelenruhig sitzen. Kirchgemeindeschreiberin Jacqueline Hodel (52) machte an diesem Nachmittag bange Minuten durch.
Am besagten Nachmittag sass Hodel wie immer im Sekretariat der Stadtkirche und arbeitete. Kurz nach 14 Uhr hörte sie jemanden hineinkommen. Immer wieder ging sie nachschauen, ob alles in Ordnung war – denn die beiden Besucher verhielten sich auffällig. Hodel: «Es ging nicht lange. Plötzlich knallte es!»
Hodel ging nachschauen: «Die beiden Männer schrien und sprangen herum.» Dann lief sie zurück ins Sekretariat und von dort aus über eine Treppe und auf den Balkon, von wo aus sie eine bessere Sicht auf das Geschehen hatte und selbst in Sicherheit war: «Ich sah, dass sie ein Kinderbänkli auf den Seitenaltar geschmissen und die Kerzen angezündet hatten. Der Heiland lag unten auf der Steinplatte.»
Männer wohl polizeibekannt
Die Kirchgemeindeschreiberin alarmierte sofort die Polizei, hatte aber Angst, selbst einzugreifen. «Sie wirkten alkoholisiert und aggressiv», sagt Hodel. Selbst einer ihrer Termine hatte Bedenken und wartete lieber draussen vor der Kirche. Speziell: Die beiden Männer flüchteten nicht. Hodel: «Sie wüteten hier und setzten sich dann seelenruhig auf eine Kirchenbank.»
Rasch traf die Polizei ein. «Zwei Beamte befragten die beiden randalierenden Männer und nahmen sie dann mit», so Hodel. «Aus dem Gespräch konnte ich heraushören, dass die beiden polizeibekannt sind und dass wohl nicht nur Alkohol im Spiel war.»
Die beiden Männer beschreibt Hodel gegenüber Blick um die 30 Jahre alt. «Sie waren normal gekleidet, hatten Turnschuhe an. Einer von ihnen hat Mundart gesprochen und wirkte schweizerisch, der andere sprach hochdeutsch.»
Polizei bestätigt Einsatz
Bruno Gribi, Sprecher der Kantonspolizei Solothurn, bestätigt am Mittwoch auf Blick-Anfrage den Einsatz. «Uns wurde gemeldet, dass sich in der Stadtkirche in Olten zwei Männer komisch benehmen würden. Beim Eintreffen der vor Ort entsandten Polizeipatrouille konnten die beiden Männer in angetrunkenem Zustand, in der Kirche sitzend, angetroffen werden.»
Im abgesperrten Bereich fanden die Beamten laut Gribi eine zerstörte Statue und angezündete Kerzen vor. «Wie sich zeigte, ist einer der beiden in der Kirche angetroffenen Männer für die Zerstörung der Statue verantwortlich. Der 20-jährige Mann ist geständig und wird – sofern ein entsprechender Strafantrag eingereicht wird – wegen Sachbeschädigung zur Anzeige gebracht.» Angaben zum Motiv oder zu den Hintergründen der Männer macht Gribi keine.
Häufigere Vorfälle
Laut Hodel wird ein Schreiner nun versuchen, die Jesus-Figur zusammenzupressen. «Er kann aber nicht garantieren, dass da keine Spalten zu sehen sein werden. Für die Reparatur der Mikrofonanlage mussten wir einen Spezialisten beiziehen. Denn dort waren die Halterung und der Stecker kaputt.»
Hodel arbeitet seit 2020 in der Kirche. Was sie enorm beschäftigt: In den vergangenen Monaten soll es in der Stadtkirche Olten immer wie mehr zu Beschädigungen und Diebstählen gekommen sein. «Es vergeht fast keine Woche, in der nicht etwas fehlt oder demoliert worden ist», sagt Hodel. «Wir fanden etwa Nazi-Zeichen und Hitler-Sprüche in unserem Gäste-Buch am Eingang der Kirche. Der Opferstock wurde innert kürzester Zeit einmal aufgebrochen und ein anderes Mal mitgenommen. Diebe entnahmen bei Beerdigungen Kerzen oder Blumen von den Gestecken. Auch wurden schon Blumen am Gemeinschaftsgrab ausgerissen. Das finde ich traurig!»