Teurer Flop an der Goldküste
Velo-Parkhaus fällt bei den Pendlern durch – es wird nur jeden zweiten Tag benutzt

Velofahrerinnen und -fahrer lassen in Meilen ein neues Parkhaus links liegen. Viel lieber stellen sie ihr Gefährt auf einem Gratis-Parkplatz ab. Im Schnitt lassen pro Monat nur 15 Personen ihr Velo im Stahlturm stehen. Die Betreiber geben aber nicht auf.
Publiziert: 12.12.2024 um 11:03 Uhr
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Aktualisiert: 18.12.2024 um 21:04 Uhr
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Bei den Velofahrern von Meilen ZH kommt das hochmoderne Parkhaus am Bahnhof nicht gut an.
Foto: PD

Auf einen Blick

  • Veloparkhaus am Bahnhof Meilen ZH steht praktisch leer
  • Pendler bevorzugen kostenlose, konventionelle Parkplätze trotz Platzmangel
  • Nur 15 Personen pro Monat nutzen das Veloparkhaus mit 20 Plätzen
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Patrik BergerRedaktor Wirtschaft

Das Veloparkhaus am Bahnhof Meilen ZH ist ein veritabler Flop. Der 9 Meter hohe Turm kommt bei Velofahrerinnen und Velofahrern überhaupt nicht an. Seit fast zwei Jahren können Pendler ihren Drahtesel im vollautomatischen Parkhaus direkt beim Gleis abstellen. Für 50 Rappen pro Stunde oder 15 Franken im Monat. Doch die Velofahrer lassen den Turm mit seinen 20 Plätzen links liegen.

Wie schlecht die Belegung im Veloparkhaus wirklich ist, zeigen nun Recherchen der «Zürichsee-Zeitung». Die Zahlen belegen: Seit der Inbetriebnahme im April 2023 nutzen das «Schliessfach für Velos», wie der Turm auch genannt wird, 15 Personen pro Monat. Nur jeden zweiten Tag stellt jemand sein Velo in einer Box ab. Selbst im besten Monat waren es nur 53 Personen. Im Januar 2024 sogar nur zwei Velofahrerinnen und Velofahrer. Im Herbst nutzten den Turm im Schnitt 25 Personen. Lohnt sich das?

Box per App reservieren

Der Turm – im Volksmund als «Prime-Tower von Meilen» bezeichnet – steht auf Land, das den SBB gehört. Die Baukosten der Stahlkonstruktion hat die Firma V-Locker mit Sitz in Dübendorf ZH bezahlt. Die Gemeinde Meilen beteiligt sich finanziell am Parkhaus. Im Rahmen einer Anschubfinanzierung zahlt sie über fünf Jahre gesamthaft 48'000 Franken.

Die Abstellplätze muss man auf einer App buchen. Zum Beispiel bevor man auf dem Weg zur Arbeit das Haus verlässt. Dann bekommt man einen Code. Damit kann man am Bahnhof die reservierte Box öffnen. Das ist den Benutzern offenbar zu kompliziert. Sie stellen ihr Velo lieber auf einem ganz normalen Platz ab – erst noch kostenlos. Und gehen ein paar Meter zu Fuss bis zum Zug. Auf den konventionellen Parkplätzen wird der Platz denn auch knapp. Die Gemeinde reagiert nun. Sie will die Kapazität von heute 145 auf 214 Abstellplätze erhöhen.

«Entwicklung ist grundsätzlich positiv»

Die Firma V-Locker betreibt in der Schweiz fünf Standorte. Auch in Wallisellen ZH oder Grenchen SO. Sie bewirbt ihr Angebot als «coole, klimafreundliche Alternative ohne Kompromisse». In den Türmen könne man sein Velo vor Diebstahl, Vandalismus, Wind und Wetter schützen. Das Unternehmen betont: «Mit V-Locker sind übrigens auch Helm und Rucksack sicher verstaut.»

Auch an deutschen Bahnhöfen ist die Firma präsent. Vor kurzem feierte sie die 10'000. Buchung. 2800 Nutzerinnen und Nutzer haben sich bisher registriert. Was sagt sie zu den schlechten Zahlen in Meilen? «Die Entwicklung in Meilen ist grundsätzlich positiv und durchaus innerhalb der zu erwartenden Resultate», schreibt V-Locker.

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