«Ich brauche keine Antidepressiva mehr»
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Ukrainische Flüchtende:«Ich brauche keine Antidepressiva mehr»

Traumatisierte Ukrainerinnen wohnen nicht mehr neben Schiessstand
«Endlich können wir anfangen, zu leben»

Monatelang baten die Ukrainerinnen Oksana und ihre Tochter Yeva Kokhanovska die Behörden um eine andere Asylunterkunft. Der Schiessstand unweit ihres Hauses liess sie die traumatischen Erlebnisse des Kriegs nie vergessen. Jetzt wurden die beiden endlich umplatziert.
Publiziert: 28.09.2022 um 16:53 Uhr
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Die Ukrainerinnen Oksana und Yeva Kokhanovska wohnten seit April in Biberist SO in einer Asylunterkunft in der Nähe eines Schiessstandes. Dies holte in ihnen immer wieder die traumatischen Erinnerungen an den Krieg in ihrem Heimatland hervor.
Foto: Siggi Bucher
Carla De-Vizzi

Sie landeten an einem Ort, der sie an all den Schrecken in der Ukraine erinnerte: Die ukrainischen Flüchtlinge Oksana (45) und Tochter Yeva (18) Kokhanovska kamen Ende April in einer Asylunterkunft in Biberist SO unter, in dessen Nähe sich ein Schiessstand befindet. Die ständigen Schüsse holten die traumatischen Erinnerungen des Kriegs immer wieder hervor. Panikattacken und Heulkrämpfe waren die Folge.

Monatelang kämpfte Oksana Kokhanovska für eine andere Wohnung – vergeblich. Von einem ärztlichen Attest, das belegte, dass sie unter einer posttraumatischen Belastungsstörung leidet und ein Umzug zwingend erforderlich sei, schienen weder Kanton noch der Regionale Sozialdienst Biberist Bucheggberg Lohn (BBL) beeindruckt. Wenige Tage nachdem Blick die Behörden mit dem Fall konfrontiert hat, schien sich das Blatt für die beiden Ukrainerinnen zu wenden: «Ich bin mir sicher: Dank des Artikels konnten wir nur wenige Tage danach die Unterkunft wechseln», sagt Oksana Kokhanovska zu Blick.

Keine Weihnachtsfeier zu Hause in der Ukraine

Seit dem 18. August wohnen die beiden nun mit einer anderen ukrainischen Flüchtlingsfamilie in einer Wohnung in Biberist. Ihr emotionaler und körperlicher Zustand habe sich «um Welten verbessert»: «Endlich können wir anfangen, zu leben», sagt Oksana Kokhanovska. Auch das Antidepressiva konnte sie inzwischen absetzen.

Tochter Yeva sei seit dem Umzug ebenfalls aufgeblüht. «Der Lärm des Schiessstandes hat ihr derart zugesetzt, dass sie teilweise nicht einmal aus dem Bett kam, um die Deutschlektionen zu besuchen», erklärt ihre Mutter. Inzwischen hätte sie jedoch keine Lektion mehr verpasst. Sie sei nicht nur fröhlicher und offener geworden, auch die Panikattacken seien Geschichte. «Seit ich in der Schweiz bin, ist es mir noch nie so gut gegangen», bestätigt Yeva.

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Da die beiden seit der Ankündigung von Putins Teilmobilmachung wohl nicht so schnell wieder nach Hause können, freuen sie sich umso mehr über die Unterkunft. «Nachdem die Ukraine unsere Heimatstadt Sumy zurückerobert hat, wollten wir diese Weihnachten zurückkehren», so Oksana Kokhanovska. Die russische Teil-Mobilmachung bringe jetzt aber wieder neue Sorgen. «Aus der Rückkehr wird erstmal nichts», so die Ukrainerin.

«Sozialdienst wird nicht bei jeder Reklamation sofort aktiv»

Doch wie kommt es, dass die Behörden monatelang nichts für die Ukrainerinnen tun konnten und es auf einmal doch so schnell geht? «Wir sind ständig krampfhaft auf der Suche nach neuen Unterkünften für Flüchtende», sagt der Gemeindepräsident von Biberist, Stefan Hug-Portmann (56), zu Blick. Praktisch alle Asylunterkünfte in der Region Biberist sowie private Plätze seien ausgebucht gewesen.

«Ich verstehe auch, dass der Sozialdienst nicht gleich bei jeder Reklamation aktiv wird.» Zudem habe ihn der Sozialdienst erst wenige Tage vor der Anfrage von Blick über die Situation der beiden Frauen aufgeklärt. Dann sei aber alles schnell gegangen: «Ich habe in Auftrag gegeben, dass für die Ukrainerinnen eine neue Lösung gesucht wird.» Glücklicherweise konnte Oksana und Yeva Kokhanovska dann tatsächlich in eine Wohnung in einer Nachbargemeinde, welche ebenfalls zur Sozialregion gehört, ziehen.

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