Es war ein grosser Erfolg, den die Kantonspolizei Neuenburg kürzlich verkünden konnte. Nachdem ein Autofahrer (70) am 29. Oktober 2023 angehalten wurde, wurden in seinem Wagen und bei der anschliessenden Hausdurchsuchung insgesamt 380 Gramm der besonders abhängig machenden Droge Crystal Meth gefunden. Der Marktwert der gefundenen Menge liegt bei zirka 75'000 Franken. Zudem wurden mehr als 20'000 Franken Bargeld sichergestellt. Der Mann sei ausserhalb des Kantons wohnhaft und in Untersuchungshaft genommen worden.
Jetzt zeigen Recherchen von Blick: Der Verhaftete ist Heinz H.* – und kein Unbekannter! Der gelernte Metzger aus der Region Olten SO wurde bereits im 2004 zwei Jahre lang durch die Bundesanwaltschaft beschattet, ehe er 2006 ein erstes Mal verhaftet wurde. Der Verdacht damals: Er soll mindestens 40 Brasilianerinnen zur Prostitution gezwungen haben. 457 Tage schmorte er in U-Haft. Dann kam er bis zum Prozess frei und musste seine Bordelle aufgeben.
Ein «Profi auf seinem Gebiet»
Vor dem Bundesstrafgericht in Bellinzona wurde Heinz H. schliesslich im 2011 zu viereinhalb Jahren Freiheitsstrafe verurteilt. Unter anderem wegen mehrfachen Menschenhandels und Förderung der Prostitution. Zudem wurden ihm Ersatzforderungen von 600'000 Franken aufgebrummt, weil er so viel im Milieu verdient haben soll. Vor Gericht sagte er, er sei bei den Prostituierten «nur der Vermieter der Räume» gewesen. Doch das Gericht nannte ihn einen «Profi auf seinem Gebiet».
Heinz H. blieb nach der Verbüssung seiner Strafe auf der schiefen Bahn. Wie Recherchen von Blick damals zeigten, wurde er im Januar 2019 erneut verhaftet. Diesmal war er in einem Auto in Lausanne unterwegs, als er von der Polizei gestoppt wurde. Er wurde mit auf den Polizeiposten genommen, und bei seiner Hausdurchsuchung sollen Drogen und Bargeld sichergestellt worden sein. Die Waadtländer Kantonspolizei bestätigte damals nur, dass die Staatsanwaltschaft den Fall behandle. Unklar ist, ob Heinz H. danach wieder verurteilt wurde oder ob man das Verfahren laufen und ihn frei liess, um ihn erneut zu beschatten.
«Es laufen meine letzten zehn Lebensjahre»
Sicher ist: Auf Facebook zeigte sich Heinz H. ab Mai 2022 wieder – lächelnd und mit ganz vielen Frauen als «Freunden». Und: Er wurde in der Region Olten auch wieder gesehen. H. hatte dort ab Juni 2022 eine kleine Wohnung. «Er ist einfach dumm», heisst es in seinem Umfeld nach der dritten Verhaftung. Man glaubt, dass er mit Drogen erneut illegal zu Geld kommen wollte. Das Bundesstrafgericht hatte ihn bereits 2011 auch wegen Widerhandlung gegen das Betäubungsmittelgesetz und wegen Geldwäscherei verurteilt.
Die engsten Angehörigen – unter anderem seine Ex-Frau und seine zwei Kinder – sollen längst nichts mehr mit ihm zu tun haben wollen. Heinz H. selber soll zuletzt noch herumerzählt haben: «Es laufen meine letzten zehn Lebensjahre. Da hat mir niemand mehr etwas zu sagen, was ich zu tun habe.»
Heinz H. sitzt in Sicherungsverwahrung
Nach der dritten Verhaftung wird gegen H. nun erneut ermittelt – wegen schwerer Verstösse gegen das Betäubungsmittelgesetz. Nun soll H. in Sicherungsverwahrung sitzen. Deren Dauer hängt unter anderem davon ab, was das Zwangsmassnahmengericht entscheiden wird.
Werden die Behörden bei Heinz H. diesmal für längere Zeit den Riegel schieben? Für ihn gilt die Unschuldsvermutung.
* Name bekannt