Simon T. (17) mit Corona infiziert – nun erhält er unmoralische Angebote von Impfgegnerinnen
«Sie fragen, ob ich sie anstecken würde»

Simon T. wird positiv auf Corona getestet. Da er einen Tag zuvor im Tennisverein Kinder trainiert hat, informiert er die Eltern über seine Infektion. Neben Genesungswünschen kommt eine skurrile Anfrage: Jemand möchte sich absichtlich bei T. anstecken lassen.
Publiziert: 12.01.2022 um 00:32 Uhr
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Aktualisiert: 14.01.2022 um 13:02 Uhr
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Impfgegner wollten den mit Corona infizierten Simon T. benutzen, um an ein Genesenen-Zertifikat zu kommen.
Foto: Samuel Walder
Jana Giger (Text) und Samuel Walder (Foto)

Der junge Tennistrainer Simon T.* (17) kann nicht fassen, was ihm während seiner Corona-Infektion passiert ist. Das Ganze beginnt am letzten Freitag, als T. positiv auf das Virus getestet wird.

Einen Tag zuvor hat er in Zürich einer Gruppe von Kindern noch Tennisunterricht gegeben. «Als ich das positive Ergebnis bekommen habe, teilte ich den Eltern sofort per Whatsapp mit, dass ich infiziert bin», sagt T. zu Blick. Es folgen grösstenteils Genesungswünsche. Doch aus einer Nachricht wird T. nicht richtig schlau.

Eine Mutter schreibt ihm: «Darf man dir Frischwaren liefern? Es wollen einige das Thema erledigt haben.» T. geht davon aus, dass die Frau ihm Essen vorbeibringen möchte. Er lehnt dankend ab. Wie sich kurz darauf herausstellt, meint sie etwas ganz anderes.

Absichtlich mit Corona anstecken

Die Mutter antwortet T.: «Der inoffizielle Grund wäre, das Thema hinter sich zu bringen. Habe zwei Kolleginnen, die sich mit positiven Menschen umgeben wollen.» Da erst realisiert T., um was es der Mutter wirklich geht: Er soll andere absichtlich mit dem Coronavirus infizieren! «Ich war ziemlich schockiert», sagt er. Vor allem, als er die Nachricht der Mutter zu Ende liest.

Darin schildert sie nämlich ausführlich, wie sich ihre Familie untereinander angesteckt hat, nachdem die Mutter positiv war. Ihre Tochter sei trotz Symptomen lange negativ gewesen. «Habe dann Wattestäbchen von meiner Nase in ihrer Nase gedreht, um sie positiv hinzukriegen», schreibt die Mutter. Ihr Sohn habe einmal erbrechen und später leicht husten müssen – er habe «dafür nun ein Zertifikat».

T. traut seinen Augen kaum, als er diese Sätze liest. Noch völlig perplex schreibt er der Mutter zurück, dass er kein Interesse habe an ihrem Vorschlag. Diese antwortet: «Schade. Ist gar nicht einfach, etwas zu erwischen.»

Auf Blick-Anfrage will die Mutter ihre Beweggründe nicht erläutern. «Da gebe ich keine Auskunft», sagt sie am Telefon und hängt umgehend den Hörer auf.

Bis zu fünf Jahren Gefängnis

Es ist kein Geheimnis, dass sich Impfgegner absichtlich mit Corona anstecken, um an ein Genesenen-Zertifikat zu kommen. Das ist jedoch nicht nur gefährlich, sondern in gewissen Fällen auch illegal. Rechtsanwältin Esther Dubach (30) sagt zu Blick: «Das Verbreiten (gefährlicher) menschlicher Krankheiten kann mit einer Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren bestraft werden. Ob der Infizierte eingewilligt hat, spielt dabei keine Rolle.»

Massgeblich sei die Gefahr, dass die angesteckte Person weitere Menschen infizieren könnte. «Ob Corona als gefährliche Krankheit zu qualifizieren ist, müsste das zuständige Gericht bestimmen», so Dubach.

Auch die Mutter, die mit Absicht ihre Tochter ansteckt, macht sich möglicherweise strafbar. «Sie setzt jemanden, der unter ihrer Obhut steht, einer schweren unmittelbaren Gefahr für die Gesundheit aus», sagt Dubach. «Da Kinder meist einen milden Verlauf haben, dürfte eine schwere Gefährdung aber eher nicht vorliegen.»

* Name geändert

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