Wer Antikörper gegen Covid-19 im Blut hat, ist entweder geimpft oder genesen. Auf jeden Fall hatte die Person schon Kontakt mit dem Virus. Antikörper schützen vor einer Infektion mit dem Virus – oder zumindest vor einem schweren Krankheitsverlauf.
Wer genügend Antikörper hat, hat nicht nur dem Virus was voraus. Man bekommt bei einem Antikörper-Nachweis auch ein Covid-Zertifikat ausgestellt. Vor allem Impfunwillige lassen sich oft auf Antikörper testen – meist aus der Überzeugung, das Virus bestimmt schon gehabt zu haben.
Verfünffachte Nachfrage
Seit am vergangenen Montag die 2G-Regel für Gastronomie und Freizeiteinrichtungen eingeführt wurde, steigt der Druck auf Ungeimpfte. Nur wer Antikörper nachweisen kann, nachweislich genesen oder geimpft ist, kann wieder in die Beiz und zum Schwimmen.
Die Dr. Risch-Gruppe mit mehreren Laboren in der Schweiz führt jede Woche 10‘000 Antikörpermessungen durch. Nach der Einführung des Genesenen-Zertifikats Mitte November hat sich das Auftragsvolumen innert kürzester Zeit verfünffacht.
Probevolumen auf konstant hohem Niveau
Mit der Einführung der 2G-Regel seien keine wesentlichen Nachfrageänderungen festgestellt worden. «Das Probevolumen bewegt sich auf konstant hohem Niveau», sagt Lorenz Risch, medizinischer Leiter der Dr. Risch-Gruppe. Möglicherweise testen auch vermehrt Geimpfte ihren Antikörper-Gehalt, bevor sie die Auffrischungsimpfung holen.
Testwillige müssen derzeit bis zu zwei Wochen auf eine Blutentnahme warten. Zwischen der Blutentnahme und der Resultatübermittlung verstreichen dann aber maximal drei Tage, so Lorenz Risch.
Jeder zweite Test ist negativ
Wie viele Antikörpertests bislang schweizweit gemacht wurden, weiss das Bundesamt für Gesundheit (BAG) nicht. Die Tests unterstünden nicht der Meldepflicht. Das BAG kennt jedoch die Anzahl Zertifikate, die aufgrund eines positiven Testbefunds ausgestellt wurden: 143‘838 Zertifikate. Im Vergleich zu den 7,6 Millionen ausgestellten Impf-Zertifikaten ist das nur ein Bruchteil.
Laut Lorenz Risch liegen die Testresultate bei weniger als 50 Prozent aller Antikörpertest über dem Grenzwert, der für die Ausstellung eines Covid-Zertifikats berechtigt. Demnach dürften schweizweit wahrscheinlich schon über 300‘000 Personen einen dieser 50 bis 100-fränkigen Tests gemacht haben.
Am sichersten ist Impfung
Über den Grenzwert, der über die Ausstellung eines Genesenen-Zertifikats entscheidet, scheiden sich in der Welt der Medizin die Geister. «Das Kriterium für ‹positiv› ist weit tiefer als der Wert für ‹schützend›», kritisiert Philipp Walter, Präsident der Schweizerischen Union für Labormedizin. Dies verleihe eine falsche Sicherheit. Walter würde den Grenzwert deshalb hinaufsetzen.
Dem widerspricht das BAG. «Die durch Swissmedic bewilligten Laboratorien und ihre Antikörpertests sind im Hinblick auf die Frage, ob eine Person mit dem Virus in Kontakt war, sehr aussagekräftig», schreibt das BAG auf Anfrage von Blick. Jüngste Daten hätten gezeigt, dass eine vorhergehende Infektion einen sehr guten Schutz biete.
Das BAG empfiehlt auch ungeimpften Personen, die Antikörper im Blut aufweisen, sich impfen zu lassen. Die Impfung sei nach wie vor der sicherste Weg, sich vor einer Covid-Infektion zu schützen.