Das Aargauer Ex-Paar Maria Y.* (†44) und Heinz T.* (†54) ist unter mysteriösen Umständen gestorben. Innerhalb von wenigen Tagen resultieren aus einer Vermisstmeldung zwei Todesfälle. Ihre Leichname werden über 400 Kilometer Fahrstrecke voneinander entfernt entdeckt: Während sie tot in einem Gewässer bei Frankfurt (D) geborgen wird, liegt er tot in seinem Haus in Merenschwand AG.
Speziell: Obwohl Maria Y.s Leichnam bereits am Sonntag entdeckt wurde, publizierte die Kantonspolizei Aargau am Dienstag darauf eine Vermisstmeldung samt ihrem Foto. Wie kann das sein? Ein Blick auf die zeitlichen Abläufe liefert die Antwort.
Sie wollte Söhne besuchen
Wie die Kantonspolizei Aargau mitteilte, wurde Maria Y. am Freitag, dem 12. April, gegen 21.40 Uhr von ihrem Umfeld an ihrer neuen Wohnadresse in Muri AG gesehen.
Tags darauf, am 13. April, fuhr sie gemäss polizeilichen Abklärungen mit einem weissen BMW 320d am Nachmittag gegen 13 Uhr über die Grenze in Rheinfelden AG in Richtung Deutschland. Gegenüber Blick heisst es aus dem Umfeld der beiden Toten, dass sie ihre beiden Söhne in Mannheim (D) besuchen wollte.
Ob sie dort je angekommen ist, ist unklar. Fakt ist jedoch, dass sich Personen aus dem Umfeld von Maria Y. am 16. April an die Kantonspolizei Aargau gewandt haben. Adrian Schuler hält hierzu gegenüber Blick fest: «Die Polizei ging wie in derartigen Situationen üblich vor und tätigte sämtliche in diesem Rahmen mögliche Abklärungen. Zu diesem Zeitpunkt bestanden keinerlei Verdachtsmomente auf ein Delikt.» Weiter führt er aus: «Aufgrund des Eingriffes in die Persönlichkeitsrechte der vermissten Person kann auch nicht sofort mit einem Bild öffentlich nach ihr gesucht werden. Eine Vermisstmeldung kann erst veröffentlicht werden, wenn die entsprechenden Vorabklärungen keine weiteren Hinweise ergeben haben.»
Ehemann wird kontaktiert
Nach diesem Dienstag tritt die Kantonspolizei Aargau mit ihrem Ehemann Heinz T. in Kontakt. Der genaue Zeitpunkt wird von der Oberstaatsanwaltschaft nicht genannt.
Wenige Tage später – am Sonntag, den 21. April – wurde gegen 13.30 Uhr die Leiche einer Frau am Schwanheimer Ufer in Frankfurt am Main in der Nähe der Europabrücke geborgen. Doch die deutschen Behörden konnten die Wasserleiche nicht zuordnen. Auch vom weissen BMW fehlte jede Spur – bis heute, wie das Polizeipräsidium Frankfurt am Main Blick auf Anfrage bestätigt.
Nach weiteren Abklärungen entschied sich die Kantonspolizei Aargau am Dienstag darauf, eine Vermisstmeldung samt Bild von Maria Y. zu veröffentlichen. Laut Schuler von der Oberstaatsanwaltschaft gingen zahlreiche Hinweise zur Deutschen mit kubanischen Wurzeln ein.
Am nächsten Morgen meldete sich die deutschen Behörden bei der Kapo Aargau. Ihre Vermisste passe zu der tot geborgenen Frau aus Frankfurt am Main, hiess es. Kurz darauf – am Mittwochnachmittag – fand die Kantonspolizei Aargau Heinz T. tot in seinem Haus in Merenschwand AG. Wie Nachbarn Blick am Donnerstag berichteten, wurde er am Montag anscheinend noch gesehen.
Kurz nach dem Mittag zog die Kantonspolizei am Donnerstag die Vermisstmeldung von Maria Y. zurück. Die Oberstaatsanwaltschaft kommunizierte darauf, dass ein Zusammenhang zwischen den beiden Todesfällen untersucht werde.
Sie wollte nicht mehr zurück
Wie Blick weiss, trennte sich das Ehepaar vor kurzem. Anfang Januar begann Maria Y. mit der Suche nach einer neuen Bleibe – zunächst erfolglos. Am 19. März zog sie schliesslich in ihre Wohnung in Muri AG ein. Nachbar Marko B.** (48) half ihr beim Einzug. Er erinnert sich: «Ihr Mann brachte mit dem Kombi die Umzugskisten. Maria Y. und ich trugen sie hoch. Er benahm sich etwas komisch.» Er würde Heinz T. als «wütenden Mann» beschreiben, so der Nachbar: «Er war sehr nervös und gab seiner Frau dauernd Anweisungen, wie sie die Sachen tragen soll.»
Nach einer Woche sei der Ex-Mann immer wieder nach Muri gekommen, so der Nachbar. «Er wollte sie überzeugen, zurückzukommen. Sie erzählte mir, dass er das Weggehen nur als eine Phase wahrnimmt. Aber sie sagte, dass sie nie mehr zurückgeht.»
Maria Y. sei von Anfang an positiv aufgefallen: «Sie stellte den Nachbarn Schokolade und Wein als Begrüssungsgeschenk vor die Tür», sagt der Kroate. «Dass sie jetzt tot ist, ist schrecklich! Ich bin geschockt.»
Seit dem 14. April habe er ihr mehrere Whatsapp-Nachrichten geschickt. «Diese haben zwei Häkchen, das Handy ist also an. Aber gelesen hat Maria sie nicht.»
*Namen geändert
**Name bekannt