«Das ist schon fast Nötigung!»
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Sponsorenlauf sorgt für Ärger:«Das ist schon fast Nötigung!»

FC Rothrist zwingt Junioren zum Mitmachen beim Sponsorenlauf
Wer nicht rennt, zahlt 150 Franken Busse!

Sie sind noch ganz klein, teils erst fünf Jahre alt, die Junioren des FC Rothrist. Um dem Verein finanziell zu helfen, müssen sie Sponsoren suchen und bei einem Lauf Runden drehen. Bringen sie nicht 150 Franken zusammen oder kneifen, werden sie gebüsst.
Publiziert: 24.01.2022 um 01:03 Uhr
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Aktualisiert: 24.01.2022 um 07:56 Uhr
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Heinrich Gerber (67) vom FC Rothrist ist unter anderem für den Sponsorenlauf verantwortlich: «Er ist ein Element zur Finanzierung des Vereins.»
Foto: Ralph Donghi
Ralph Donghi

Bei Eltern von Junioren des FC Rothrist sorgt eine Meldung für Unmut. «Mein Sohn muss beim Sponsorenlauf des Vereins nicht nur 150 Franken einlaufen», sagt Thomas R.* (49) zu Blick. «Er muss, wenn er diesen Betrag nicht erreicht, auch noch die Differenz zahlen oder kriegt gar eine Busse von 150 Franken, wenn er nicht am Lauf teilnimmt.» Für R. ist klar: «Das ist schon fast Nötigung!»

Tatsächlich: Auf der Homepage informiert der FC Rothrist darüber, dass die Teilnahme am Sponsorenlauf vom 25. März 2022 «für Spieler obligatorisch» ist und eine Nichtteilnahme zur besagten Busse führt.

R. dazu: «Für eine Familie sind 150 Franken viel Geld. Hat man noch ein zweites Kind im Verein, ist es gleich das Doppelte.» Der Vater versteht zwar, dass der Verein «ein wenig Druck» machen muss, damit die Kinder an den Lauf gehen. Aber: Man könne ja den Junioren sagen, um was es geht, und anschauen, aus welchen Gründen einer nicht kommen könne.

Ärgern tut sich R. zudem darüber, dass die Spieler der 1. und 2. Mannschaft nicht mitlaufen. Er sagt: «Ausgerechnet die, die am meisten Geld bringen könnten und Vorbilder sein sollten.»

«Busse ist Bestandteil des Mitgliederbeitrags»

Heinrich Gerber (67), Verantwortlicher des Sponsorenlaufs beim FC Rothrist, sagt: «Er ist ein Element zur Finanzierung des Vereins.» Mit den angedrohten Bussen wolle man denjenigen gegenüber gerecht sein, «die den Sponsorenlauf seit Jahren durchführen respektive daran teilnehmen». Bei denen, «die kneifen», müsse man etwas strenger sein. «Wobei diese Busse letztlich ein Bestandteil des Mitgliederbeitrags ist, der noch nicht eingezogen wurde.» Dieser sei im Vergleich zu anderen Vereinen moderat.

Gerber gibt zu, dass die Bussen für einen gewissen Druck sorgen. Aber: «Kinder können auch weit über 150 Franken einlaufen.» Jene, die erst am Tag vor dem Lauf Sponsoren suchen würden, «werden ein Problem haben, die 150 Franken zusammenzukriegen».

Deutliche Worte für die rund 250 Junioren, die am Lauf teilnehmen müssen. Hat Gerber kein schlechtes Gewissen, wenn selbst Fünfjährige die 150 Franken einlaufen müssen? «Nein», sagt er. Gerade sie würden oft mehr Sponsoren finden.

Wortwahl auf Homepage «war ein Fehler»

Und warum läuft das 1. und 2. Team nicht mit? Gerber: «Bei ihnen ist der Betrag schon im höheren Mitgliederbeitrag drin.» Zudem stelle man fest, dass es Erwachsene schwerer haben, Sponsoren zu finden. Die Einnahmen aus dem Sponsorenlauf würden einen Bestandteil von etwa fünf bis acht Prozent des Jahresbudgets ausmachen. «Ohne die Bussen könnten wir den budgetierten Sponsorenlaufbetrag nie erreichen.»

Einzig zur verschärften Wortwahl auf der Homepage gesteht Gerber ein: «Das war ein Fehler.» Aber: «Der Inhalt und somit die Bussen bleiben.»

Thomas R. nimmt den Entscheid zähneknirschend zur Kenntnis – und würde den Fehlbetrag trotz allem zahlen. «Es bleibt mir ja nichts anderes übrig», sagt der Vater des Rothrist-Juniors. «Sonst leidet am Ende im Verein nur mein Sohn.»

* Name geändert

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