Der letzte Kuss für seinen BMW M4
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Autoposer Gantner steigt aus:Der letzte Kuss für seinen BMW M4

Durchleuchten der Finanzen, hohe Kosten, vermehrt Polizeikontrollen, Beschlagnahmungen und Bussen
Poser hadern mit Polizei und Portemonnaie

Roger Gantner (23) aus Biberist SO hat seinen weissen BMW M4 abgegeben. Er hatte genug von den ständigen Polizeikontrollen – und von den Kosten. Die Aargauer Polizei geht gar mit einer Taskforce gegen die Autofreaks vor.
Publiziert: 10.07.2021 um 01:32 Uhr
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Aktualisiert: 10.07.2021 um 07:15 Uhr
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Für Roger Gantner gehört sein BMW M4 der Vergangenheit an.
Foto: Ralph Donghi
Ralph Donghi

Auto-Poser Roger Gantner (23) aus Biberist SO hatte genug von Polizeikontrollen und Bussen – und gab seinen weissen BMW M4 ab, wie er Blick erzählte. Jetzt will er sich lieber um sein neues Hündli Akira (1) kümmern.

Akira dürfte nicht so viel kosten wie sein BMW, der sei «ein teures Hobby» gewesen. «Ich musste seit Februar 2020 monatlich 650 Franken fürs Leasing bezahlen», so der Berufschauffeur. 11’050 Franken für die letzten 17 Monate.

Dazu kamen Ausgaben für Versicherung und Steuern. «Das waren etwa 3500 Franken.» Für die Felgen habe er zudem etwa 1200 und für die Folierung 4000 Franken hingelegt. Total 19’750 Franken!

Für was geben Auto-Poser das meiste Geld aus?

Wie Gantner motzen viele Autofreaks ihre Boliden auf. «Am meisten wollen unsere Kunden andere Fahrwerke, andere Auspuffanlagen oder Aluräder – natürlich alles zugelassen und mit Gutachten ausgestellt», erklärt Christoph Schwägli (62) von der Schwägli Touring Garage und Schwägli Performance in Wiedlisbach BE. «Im Schnitt gibt bei uns ein Tuning-Kunde etwa 5000 Franken aus.»

Wer bei ihm leasen will, muss solvent sein – das wird überprüft. Dabei komme es beim Kunden auf den Lohn an, den Mietzins, seine Krankenkassenausgaben und ob er den Leasingzins – im Schnitt 400 bis 800 Franken monatlich – bezahlen könne. Schwägli: «Er darf auch keine Betreibungen haben.»

Leasingrate hängt vom Autopreis und von Anzahlung ab

Bei Schwägli muss der Kunde 20 bis 30 Prozent des Kaufpreises anzahlen. «Wenn er nicht in der Lage ist, für die Leasingkosten aufzukommen, kann in seltenen Fällen ein Familienangehöriger solidarisch behaftet werden.» Das könne eine Bank so entscheiden.

Nicht eingerechnet in einem Leasingvertrag sind logischerweise Bussen. Wie bei Gantner, der wegen Lärm und abgefahrener Reifen 1800 Franken zahlen musste. Dennoch sagt er: «Es hat sich gelohnt. Ich hatte Spass an meinem Hobby.»

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80 Poser-Autos im Kanton Solothurn sichergestellt

Nur: Gantner dürfte nicht der letzte Auto-Poser sein, der aussteigt. Die vermehrten Polizeikontrollen machen sie mürbe. Alleine im Kanton Solothurn wurden letztes Jahr 80 Poser-Autos sichergestellt. Total gab es 181 Strafanzeigen. «Zu den häufigsten Tatbeständen gehörten diverse Abänderungen an Fahrzeugen, die zu unnötigen Lärmemissionen führten», sagt Polizeisprecherin Astrid Bucher.

Auch im Aargau sind viele Poser unterwegs. Im laufenden Jahr mussten «insgesamt 113 Fahrzeuge zur technischen Prüfung sichergestellt werden», sagt Polizeisprecherin Corina Winkler. Bei allen sei ein Strafverfahren eröffnet worden. Es sind meist sehr hochwertige Fahrzeuge, «die bis heute ohne Ausnahme abgeholt wurden».

Winkler hält fest: «Das Angeben mit teuren oder abgeänderten Fahrzeugen ist nicht per se strafbar.» Der Kontrolldruck sei darauf ausgerichtet, dass sie betriebssicher seien, die Verkehrsregeln eingehalten würden und kein unnötiger Lärm erzeugt werde. Die Kantonspolizei Aargau hat seit diesem Frühjahr gar eine Taskforce eingerichtet. Sie heisst «Poser». Und hat laut Winkler «bereits Wirkung erzielt».

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