Noch nie wurden in der Schweiz so viele Poser-Autos von der Polizei sichergestellt wie in den letzten eineinhalb Jahren. Alleine im Aargau waren es in den letzten zwölf Monaten 160 Fahrzeuge.
Die Boliden können früher oder später von den Besitzern wieder abgeholt werden. Von der Polizei werden lediglich die illegal montierten Dinge zurückbehalten – etwa die Auspuffanlagen.
Ein Lager voller Auspuffe
Blick durfte beim Stützpunkt der Kantonspolizei Aargau in Schafisheim AG den geheimen Lagerraum der Auspuffanlagen besuchen. Polizeisprecher Bernhard Graser (49) bestätigt: «Wir hatten gegenüber dem letzten Jahr nochmals eine Steigerung der Anzahl sichergestellten Fahrzeuge. In diesem Jahr sind es bereits 114.»
Etwa genauso viele Auspuffe stehen oder liegen im Raum. «Es wurden Schalldämpfungen rausgeräumt, Katalysatoren rausgebrochen oder Basteleien vorgenommen, die nicht fachmännisch sind», so Graser. Die Kantonspolizei Aargau kennt (wie viele andere Korps) seit dem Corona-Lockdown kein Pardon mit Posern. «Sie wurden wirklich zu einer Plage», sagt Graser. «Da mussten wir etwas tun, weil es so viele Lärmklagen gab.» Im Frühling gründete die Kapo gar die Taskforce «Poser».
Keine Freude am Krach
Die Poser müssen nun jederzeit damit rechnen, in eine Kontrolle zu kommen. Graser will festhalten: «Wir wollen niemanden plagen. Auch nicht Tuner, die normal durch die Gegend fahren.» Man nehme gezielt die Poser raus, bei denen «das Krachmachen im Vordergrund steht».
Ein angehaltener Poser habe natürlich keine Freude. Doch, so Graser: «Wenn man meint, man müsse PS-starke Boliden, die eh schon laut sind, im Sportmodus fahren und noch am Auspuff manipulieren – dann hört es einfach auf!»
Experten prüfen die Boliden
Meist sei bei den Autos schon auf der Strasse klar, dass mehr dahintersteckt. «Vor allem, wenn zuvor zum Auspuff herausgeballert wurde», sagt Graser. Die Lenker würden jeweils aufgefordert, der Polizei bis nach Schafisheim zu folgen. «Dort haben wir Spezialisten und später Experten im Strassenverkehrsamt, die Lärm-, Abgas- und Leistungsmessungen durchführen können.»
Die Konsequenzen für die Poser sind meist eine Verzeigung und später eine Busse durch die Staatsanwaltschaft. «Was ihnen wohl noch mehr wehtut: Sie müssen die Auspuffanlagen ersetzen, was oft teuer ist», sagt Graser. Da spiele es keine Rolle, ob der Wagen geleast sei oder einem Familienangehörigen gehöre. «Es geht ja um das Fahrzeug, das technisch in Ordnung sein muss.»
Ein Fall fürs Altmetall
Und die sichergestellten Auspuffanlagen? «Es ist die Staatsanwaltschaft, die über eine Vernichtung entscheidet und uns nach einem rechtskräftigen Urteil damit beauftragt», sagt Graser. Die Teile würden dann einem Altmetallhändler übergeben. «Natürlich in einem Zustand, dass man sie nicht mehr als Auspuffe gebrauchen kann.»