Sicherheitsdienst Vüch stellte sie nach ihren Beschwerden wegen Sex-Belästigung frei
Jetzt will der Chef Martina Bolliger plötzlich wieder im Team haben

Martina Bolliger (37) ist von ihrem Arbeitskollegen Lorenzo N. sexuell belästigt worden. Als sie sich bei ihrem Arbeitgeber beschwert, will man sie loswerden. Jetzt aber soll Bolliger wieder antraben.
Publiziert: 30.09.2024 um 00:06 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2024 um 14:59 Uhr
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Martina Bolliger (37) ist von einem Arbeitskollegen bei der Sicherheitsfirma Vüch sexuell belästigt worden. Kurz nachdem sie dies bei der Firma gemeldet hatte, wurde sie freigestellt.
Foto: Daniel Jung

Auf einen Blick

  • Martina Bolliger (37) wurde sexuell belästigt und nach einer Beschwerde suspendiert
  • Die Firma Vüch hat Bolliger nun wieder für Dienste eingeteilt
  • Sie ist allerdings skeptisch, ob sie wieder zurückkehren soll
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Daniel JungRedaktor News

Ihr Arbeitskollege belästigte sie sexuell, sie beschwerte sich, ihr Arbeitgeber stellte sie frei – jetzt soll sie wieder arbeiten. Vorletzte Woche hat Blick über den Fall von Martina Bolliger (37) aus Reinach AG berichtet. Während der Arbeit beim privaten Sicherheitsdienst Vüch wurde Bolliger von ihrem Arbeitskollegen Lorenzo N.* (59) über Wochen hinweg sexuell belästigt. Auch ihre minderjährige Tochter Nikita (14) erhielt unangemessene Sprachnachrichten vom älteren Herrn und wurde massiv unter Druck gesetzt, ebendiese zu löschen. Bolliger sagte zu Blick: «Das ist für mich das Schlimmste. Dass mein Kind da mit reingezogen wurde.»

Der Blick-Artikel schlug hohe Wellen. Bolliger berichtet: «Seit der Veröffentlichung des Artikels haben sich viele Leute bei mir gemeldet.» Sie habe viel Unterstützung erhalten. Manche Personen berichten von ähnlichen Erfahrungen, manche äussern andere Kritik an der Leitung der Firma Vüch. «Es laufen einige Dinge falsch», so Bolliger.

Wieder für Dienste eingeteilt

Auch Bolliger machte keine gute Erfahrung mit der Leitung: Nachdem sie sich bei ebendieser über das unangemessene Verhalten des Arbeitskollegen beschwert hatte, wurde sie inmitten einer Schicht suspendiert. Später wurde ihr vorgeworfen, sie sei alkoholisiert zur Arbeit erschienen. Und es wurde ihr ein Monatslohn angeboten, damit sie die Vüch verlasse. Doch jetzt will die Firma Bolliger wieder im Dienst sehen. Wie aus Nachrichten hervorgeht, die Blick vorliegen, ist Bolliger wieder für Dienste eingeteilt.

Aber: Kehrt Bolliger tatsächlich zur Vüch zurück? Sie sagt: «Man will mich als Ladendetektivin in einem Discounter parkieren. In zivil, damit ich keine Uniform mehr trage.» Sprich: Sie soll ins Abseits befördert werden.

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Auf Alkoholtest bestanden

Inzwischen gehe es Bolliger «mittelprächtig», wie sie sagt. Bis Ende letzte Woche war sie krankgeschrieben. Dass sie nun zurück zur Vüch geht, ist eher unwahrscheinlich. «Ich fühle mich da nicht mehr wohl», sagt sie. «Ich sehe keine positive Zusammenarbeit mehr.»

Obwohl Bolliger wieder für Dienste eingeteilt ist, wird ihr weiterhin vorgeworfen, dass sie betrunken zur Arbeit erschienen sei – was Bolliger bestreitet. Dabei ärgert sie, dass dieser Vorwurf erst im Nachhinein erhoben wurde. Als sie kurzfristig freigestellt wurde, erhielt sie keine Erklärung. «Hätte ich damals gewusst, dass es um Alkohol geht, hätte ich auf einem Alkoholtest bestanden», sagt Bolliger. So hätte sie den Vorwurf direkt aus der Welt schaffen können. Sie empfindet die Behauptung als rufschädigend.

Rico Domenig, Geschäftsführer der Vüch AG, erklärte gegenüber Bolliger, dass die Vüch in so einem Fall eine Verwarnung erteile, aber keine weiteren Abklärungen vornehme. Eine polizeiliche Alkoholkontrolle, so Domenig, wäre «reichlich übertrieben.»

Bolliger ärgert sich, dass so der Vorwurf an ihr haften bleibt. Insgesamt fühlt sie sich von der Vüch zu wenig unterstützt – und momentan noch nicht in der Lage, die Arbeit wieder aufzunehmen.

Im vorhergehenden Artikel betonte Geschäftsführer Domenig gegenüber Blick, dass die Freistellung von Martina Bolliger in keinerlei Zusammenhang stehe mit den von ihr behaupteten Vorwürfen. Aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes könne er sich zum konkreten Fall jedoch nicht äussern.

Keine Furcht vor Zukunft

Am meisten ärgert sich Bolliger aber weiterhin über Lorenzo N., der sie bei der gemeinsamen Arbeit sexuell belästigte. Er betatschte die Frau im Patrouillenfahrzeug, griff ihr bei Verabschiedungen ans Gesäss und schickte ihr anzügliche Videos, in denen er sich nackt auf dem Bett räkelt. An die 14-jährige Tochter Nikita sandte er unangemessene Sprachnachrichten und setzte sie unter Druck, diese zu löschen.

Trotz Ungewissheit hat Martina Bolliger keine Furcht vor der Zukunft. «Ich habe keine Existenzängste», sagt sie. Bereits habe sie verschiedene Job-Angebote von anderen Sicherheitsfirmen erhalten. Sie sagt: «Ich bleibe optimistisch.»

*Name geändert 

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