Es ist ein schreckliches Drama, das sich letzten Donnerstag auf dem Rhein bei Rheinfelden AG abgespielt hat. Ein Sportboot kracht kurz vor 22 Uhr bei der Badi in eine Mauer. Die vier Passagiere fallen ins Wasser. Drei von ihnen werden verletzt. Für eine Frau (†33) kommt jede Hilfe zu spät.
«Ich kann noch nicht glauben, was passiert ist», sagt Seriban S.* (18) daheim in der Region Lörrach (D) traurig, aber gefasst zu Blick. Die junge Serbin ist die Tochter der verstorbenen Samantha S.*. Die Schülerin war mit ihrem Freund (19) auch auf dem Boot, das vom Freund (37) ihrer Mutter gelenkt wurde. Sie musste miterleben, wie ihre Mutter auf dem Rettungsboot aufhörte zu atmen. «Ich stand unter Schock», sagt Seriban S. «Meine Mutter war so ein herzenslieber Mensch.»
«Meine Mutter wollte ihn nicht alleine fahren lassen»
Begonnen hatte der Abend damit, dass Seriban S. von ihrer Mutter kurz vor 21 Uhr ein SMS erhielt. «Sie fragte mich, ob ich und mein Freund sie bei der Arbeit abholen und sie zu ihrem Freund an den Rhein fahren könnten.» Der Grund: «Sie wusste, dass er mit Freunden auf dem Boot war und getrunken hatte. Sie wollte nicht, dass er danach alleine zu seinem Anlegeplatz fährt und dann auch noch Auto fährt.»
So holten Seriban S. und ihr Freund Samantha S. ab und fuhren in Richtung Boot. «Zwischen Rheinfelden und Herten hat der Freund meiner Mutter dann angelegt. Seine Freunde sind ausgestiegen und wir gingen zu ihm ins Boot», sagt Seriban S. «Er hat glücklich gewirkt. Wir haben gemerkt, dass er getrunken hatte.» Weil sie ihre Mutter nicht alleine lassen will, steigen sie und ihr Freund mit ein.
«Fahr nicht so schnell, fahr langsam!»
Wenige Minuten später endet die Fahrt tragisch. Es war schon dunkel, das Boot hatte kein Licht. «Deshalb stand meine Mutter vorne auf und leuchtete mit der Handykamera aufs Wasser, um ihm den Weg zu zeigen», sagt die Tochter.
Plötzlich habe ihre Mutter geschrien: «Fahr nicht so schnell, fahr langsam!» Da kam es schon zum Aufprall. «Wir sind mit dem Boot abgehoben und im Wasser gelandet. Meine Mutter war bewusstlos neben mir im Wasser. Ich schwamm zu ihr hin und hielt sie über Wasser», sagt Seriban S. «Zum Glück ist dann mein Freund zu uns hingeschwommen und hat uns geholfen.»
Für Samantha S. konnte niemand mehr etwas tun
Ihnen werden Rettungsringe zugeworfen, kurz darauf sitzen sie im Rettungsboot. «Wir haben kaum etwas gesprochen», sagt Seriban S. Sie hätten alle Schürfungen und Prellungen am ganzen Körper erlitten. Ihre Mutter sei später auf der Bank des Bootes gelegen. «Sie kriegte auf einmal eine andere Gesichtsfarbe und hatte keinen Puls mehr. Ich habe nur noch gebetet.»
Doch weder die Retter auf dem Boot noch das Ambulanzteam am Ufer können noch etwas für Samantha S. tun. «Ich habe nur noch die Wiederbelebungsversuche gesehen, dann wurde ich weggebracht», erinnert sich die Tochter.
Spendenaktion für Hinterbliebene lanciert
Seriban S. ist unsagbar traurig, dass sie ihre Mutter verloren hat. «Andererseits bin ich froh, dass ich bei ihr war», sagt sie. Ihre Mutter habe als Kellnerin viel gearbeitet, habe alles für sie und ihre vier Geschwister (7, 8, 12, 15) getan. Weil auf die Angehörigen hohe Kosten für die Beerdigung zukommen werden, wurde für sie bereits eine Spendenaktion lanciert.
Mit dem Freund von Samantha S. möchte Seriban S. im Moment keinen Kontakt. «Meine Mutter war etwa ein Jahr mit ihm zusammen. Er war in Ordnung», sagt sie. Aber: «Er hatte eine gewisse Verantwortung und hätte sein Boot stehen lassen sollen.»
Die Staatsanwaltschaft hat eine Strafuntersuchung eröffnet. Bestätigt ist bereits, dass der Bootsfahrer alkoholisiert war.
* Namen bekannt