Cedric M.* (22) aus Frenkendorf BL trauert um seinen Zwillingsbruder Justin. Der junge Soldat starb am Dienstag nach einem Schiessunfall bei der Kaserne Bremgarten AG. Der tödliche Schuss löste sich in einem Duro-Armeefahrzeug. Wie es zum tragischen Vorfall kommen konnte, wird nun untersucht.
Bruder Cedric M. versucht, Antworten zu bekommen – auch über Kommentare auf Social Media. Auf seinem Tiktok-Kanal schreibt der Baselbieter unter einem Foto seines Bruders: «Gestorben, weil manche nicht genug Disziplin und Konzentration hatten. R.I.P. Bruderherz.» Zu Blick sagt er am Mittwoch: «Ich bin überzeugt, dass andere versagt haben! Deshalb suche ich nach möglichen Erklärungen in den Kommentaren.» Vater Roland M.* (57) fügt hinzu: «Justin war stets ein korrekter Junge. Ich kann mir schwer vorstellen, dass der Fehler bei ihm lag.»
Gesicht abgedeckt
Die Familie sei am Dienstag kurz vor Mittag von der Armee informiert worden. «Als ich angerufen wurde, hiess es, es sei ein tragischer Unfall passiert und wir sollten sofort vorbeikommen. Sie würden gar den Helikopter schicken, um uns abzuholen», sagt Vater Roland M. «Da wusste ich: Es ist etwas Schlimmeres passiert.»
Als die Familie zu Justin M. im Unispital Zürich stösst, ist er bereits tot. Vater M. sagt: «Sein Gesicht war abgedeckt. Es war ein Kopfschuss. Nur seine Hand schaute aus dem Tuch hervor. Wir konnten sie noch halten und ...» Sowohl Vater Roland als auch Zwillingsbruder Cedric beginnen zu weinen.
Rekrut Sonnenschein
Trotzdem wollen sie über Justin sprechen. Es liege ihnen am Herzen, denn Justin sei ein «toller Junge» gewesen. Vater Roland M. sagt: «Am Besuchstag erklärten uns die Armeeangehörigen, dass Justin wohl Rekrut Sonnenschein war. Trotz aller Strapazen war stets ein Lächeln auf seinem Gesicht.»
Dabei sei Justin vorher nie gross Fan des Militärs gewesen: «Als das Aufgebot letztes Jahr kam, war er frustriert. In der Zeit bei der Armee konnte er sich aber so entfalten! Man hat ihm sogar angeboten, dass er in die Unteroffiziers-Schule kann. Darauf hat sich Justin enorm gefreut!»
Familie will Klarheit
Sowieso sei er als Vater auf seine beiden Jungs stolz: «Sie hatten es nicht einfach im Leben. Sie kamen viel zu früh auf die Welt. 22 Jahre lang haben wir geschaut, dass sie im Leben vorankommen. Sie haben es geschafft. Und jetzt muss ich mich von einem verabschieden.»
Der Vater vertraue darauf, dass die Armee den Fall aufklärt. «Es ist mir wichtig, dass die Ermittlungen korrekt laufen und dass Lehren daraus gezogen werden.» Ähnlich sieht es Bruder Cedric M.: «Ich will einfach nur Klarheit!»
Nächste Woche sollte Cedric M. in den WK einrücken. Die RS hat er vergangenes Jahr absolviert. Doch in Absprache mit seinen Eltern hat er den WK jetzt verschoben. Vater M. erklärt: «Nach diesem Vorfall denke ich nicht, dass er nächste Woche bereit ist, einzurücken.» Gedanken, dass auch seinem zweiten Sohn etwas passiert, mache er sich nicht: «Ich vertraue ihm!»
Familie verabschiedet sich
Die Familie habe Justin erst gerade noch am Montag gesehen, sagt der Vater: «Er brachte dreckige Wäsche heim. Er war nur fünf Minuten hier. Doch nun fühlt es sich an, als ob er noch einmal reingeschaut hat, um uns Lebewohl zu sagen.»
Wann die Beerdigung von Justin M. stattfindet, sei unklar. Laut der Familie ist der Leichnam noch nicht freigegeben worden. «Es wird wohl eine Trauerfeier geben, wo auch das Militär dabei sein wird. Wir haben an ein Urnengrab gedacht», sagt Vater M. Von seinem Sohn habe er sich aber bereits am Dienstagabend verabschiedet. «Ich habe ihm eine Nachricht geschickt. Er wird sie zwar nie lesen können, aber ich musste ihm einfach auf diesem Weg mitteilen, wie sehr ich ihn vermissen werde.»
Auch Cedric will seinem Zwillingsbruder ein paar letzte Worte mitgeben: «Wir waren ein tolles Team, hatten uns lieb, stritten aber auch viel, zockten zusammen und gingen zusammen in den Ausgang. Ich will nur, dass Justin weiss: Ich liebe dich und bin stolz auf dich!»
* Name bekannt