Seinen 89. Geburtstag hat sich Bruno Eggenschwiler aus Aarburg AG am Mittwoch anders vorgestellt. Das Telefon des pensionierten Fernsehgeschäft-Besitzers klingelt diesmal nicht nur, weil die Menschen ihm gratulieren wollen. «Hast du gesehen, was in Rothrist passiert ist?», wird er nach den Glückwünschen zuerst gefragt. «Ja, ja», antwortet er jeweils. Und ergänzt: «Ich hatte nie ein Problem mit diesem Hang.»
Damit meint Eggenschwiler das steile Waldstück an einer Kantonsstrasse in Rothrist, von dem am frühen Dienstagmorgen ein grosser Teil bis auf die Strasse abrutschte – und zum Glück niemanden verletzte. Der Rentner besitzt heute noch eine Parzelle des Waldstücks. Sein Haus stand mal ganz oben. 2015 kaufte es ein Unternehmer. Mittlerweile stehen dort zwei Mehrfamilienhäuser. Bei einem ist nun das Erdreich weggebrochen.
«Damit nichts passiert, habe ich einfach alles aufgeschüttet»
Vermutet wird, dass alles aufgrund des starken Regens ins Rutschen kam. Doch auch die Rolle der stehengebliebenen Mehrfamilienhäuser wird nun von allen beteiligten Parteien diskutiert. Unklar ist auch, ob es nach einem Erdrutsch an gleicher Stelle im vergangenen Jahr von der Gemeinde Sicherheits-Aufforderungen an die neuen Wohnungsbesitzer sowie an die Waldstückbesitzer gab.
Eggenschwiler sagt zu Blick: «Ich habe als Immer-noch-Eigentümer einer betroffenen Waldparzelle nie etwas Schriftliches erhalten oder etwas gehört, dass man dort etwas unternehmen muss.» Er könne nur für sich reden und erzählt, dass er sein Haus 1960 dort oben gebaut und 55 Jahre lang da gewohnt habe. Den Hang hatte er schon damals im Auge. «Damit nichts passiert, habe ich einfach alles aufgeschüttet.»
«Es tut weh, was nun dort passiert ist»
Passanten bestätigen Blick, dass immer wieder viele Lastwagen mit Kies zu Eggenschwiler gefahren seien. «Ich schüttete auch auf, um mehr Platz zu haben», sagt er. Natürlich habe er auch Stützmauern erstellen lassen. 55 Jahre lang sei alles gut gegangen. «Darum tut es weh, was nun dort passiert ist.»
Der Senior erzählt weiter, dass er vor dem Verkauf des Grundstücks nicht gewusst habe, was der neue Besitzer dort erstellen werde. Der Käufer habe später alles abgerissen und die Mehrfamilienhäuser bauen lassen. Später habe er die einzelnen Wohnungen verkauft.
Die Eigentümer sollen damit auch Mitinhaber von Teilen des abgerutschten Gartens geworden sein. Die Waldparzellen darunter gehören anderen Personen – eine davon auch noch Eggenschwiler.
Eggenschwiler hofft auf ein gutes Ende
Das Problem der Landbesitzer dürfte nun sein, dass die hohen Aufräumungskosten auf sie zukommen könnten. «Ich hatte schon mal eine Rechnung von circa 1500 Franken erhalten, weil nach dem ersten Hangabrutsch Bäume gefällt werden mussten», so Eggenschwiler. Doch diesmal würde er «sicher nichts» mehr zahlen. «Ich habe alles richtig gemacht und bin auf jeden Fall nicht schuldig.»
Der Erdrutsch belaste ihn, sagt Eggenschwiler weiter – und wischt sich die Tränen aus den Augen. Sein Wunsch sei, dass das ganze Problem an dem Hang gelöst werde – «mit einem hoffentlich guten Ende für alle Beteiligten».
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