Es ist ein krasser Fall von Kinderpornografie. Über 1,4 Millionen illegale Dateien soll der Deutsche Armin P.* (47) aus dem Bezirk Bremgarten AG auf seinen Rechnern gehabt haben – aus dem Netz. Er soll sich zudem auf Spielplätzen und in Freizeitparks aufgehalten haben, um Kinder heimlich zu fotografieren.
Nach einem polizeilichen Tipp wird P. Anfang Februar verhaftet. Laut Anklage soll er sechs Jahre in den Knast, zehn Jahre des Landes verwiesen werden. Wie Recherchen von Blick zeigten, hatte er von zu Hause Aussicht auf Kinderspielplätze. Seine Frau tauchte nach der Verhaftung unter.
Jetzt hat Blick Simone Q.** (45) gefunden. Sie lebt allein im Heimatland Deutschland. Und: Sie ist bereit, öffentlich zu sprechen. Sie hält sofort fest: «Ich habe absolut nichts von den Schandtaten meines Mannes gewusst. Es ist die Hölle, was er getan hat.»
Wegen mehr Lohn in die Schweiz gezügelt
Dann erzählt sie, dass sie Armin 2007 in Deutschland kennengelernt habe. «Bei einem Radiosender.» Sie seien rasch ein Paar geworden. «Er wurde zu meiner grossen Liebe. So haben wir im 2008 geheiratet.» Weil Armin beruflich in der Schweiz Aussicht auf mehr Lohn gehabt habe, seien sie 2009 in den Aargau gezügelt. «Es war alles perfekt.»
Schon bald habe sich Armin aber immer mehr zurückgezogen. Hinzu sei der Stress vom Job gekommen. Irgendwann verschwand auch der Kinderwunsch. Sie habe sich von ihm trennen wollen, aber: «Wir blieben bei einer Zweckehe. Ich machte den Haushalt, er brachte das Geld nach Hause.»
Dann sei die Pandemie gekommen. «Das Homeoffice hat ihm wohl den Rest gegeben», sagt sie. Wenn er das Haus verlassen habe, habe er gesagt, er gehe «Bahnhöfe und Flughäfen fotografieren. Daran habe er Spass.»
Der Morgen der Verhaftung
Dann kam das jähe Ende. Simone Q. erzählt von der Verhaftung. «Er schlief schon seit längerem alleine in unserem Schlafzimmer, hatte die Türe meist abgeschlossen. Neben sich auf der Matratze hatte er Laptop, Tablet und Handy liegen. Er sagte mir immer, das sei nur fürs Geschäft.» Ich schlief immer im Wohnzimmer auf dem Sofa. «Dann hat es auf einmal einen lauten Knall gegeben und ich bin erwacht.»
Ganz viele Leute seien in der Wohnung gewesen – mit Masken, Schutzwesten, bewaffnet. «Ich habe nur noch gesehen, wie meine Katze ins Schlafzimmer rannte, mein Mann herauskam und wieder darin verschwand.» Sie sei in den Keller geführt worden. «Dort musste ich warten.» Sie habe mitbekommen, dass Armin in den Nachbarkeller gebracht wurde. «Ich hörte ihn weinen.»
Ehefrau durfte am Nachmittag wieder gehen
Auf dem Weg zum Polizeiposten erfährt sie, dass es um Kinderpornografie gehe. «Ich dachte: Hä?» Sie sei in eine Zelle gekommen. Ihr Pflichtverteidiger habe sie später aufgeklärt, worum es gehe. «Mein Mann hat pädophile Neigungen. Ich konnte es nicht glauben. Ich schämte mich für Armin.» Sie sei dann in Handschellen in ein Gefängnis gebracht worden. «Ich bin in der Nacht jede Stunde aufgewacht.» Am Nachmittag habe sie gehen können.
Nach wenigen Tagen kriegt sie Briefe von P. «Es tut mir unendlich leid, was passiert ist», schreibt er. Er rät ihr, zurück nach Deutschland zu ziehen. «Da wirst Du bestimmt wieder glücklich.» Er schwört, dass er «niemals ein Kind unsittlich berührt» habe. Seine «Scheiss-Neigung» habe er schon immer, habe sie ein paar Jahre unterdrücken können. Aber: «Es kam irgendwann 2015 doch wieder durch.» Im Sommer sei er dann oft am Filmen gewesen. Dass er geständig ist und es keine Hinweise auf sexuelle Handlungen mit Kindern gibt, bestätigte die Staatsanwaltschaft bereits.
Das Scheidungsverfahren läuft
Als P. erfährt, dass sich seine Frau scheiden lassen will, schreibt er ihr: «Ich werde nicht widersprechen.» Es gebe für ihn keine Vergebung. Später erfährt seine Frau, was auf den «sicher 20 Festplatten» gefunden wurde. «Schrecklich», sagt sie. Armin sei lange observiert worden. Ein Bild der Ermittler habe sie gesehen. Darauf sei er zu sehen, mit einem Rucksack auf dem Schoss und weiter entfernt ein Mädchen in einem Brunnen – nackt. «Unfassbar. All seine Opfer tun mir so fest leid.»
Simone Q. will sich jetzt ein neues Leben aufbauen. Sie könne ihm «als Freund schon mal helfen», aber: Die Scheidung laufe. Die engsten Angehörigen wüssten vom Fall. Einzig seine Eltern würden noch zu ihm stehen. Sie ist sicher: «Er braucht eine Therapie. Und die Gefängnisstrafe kann nicht hoch genug sein!»
* Name geändert
** Name bekannt