Meteorologe Kachelmann sauer über falschen Fokus beim Klimawandel
«Dass das viele Leute noch nicht verstanden haben …»

Meteorologe Jörg Kachelmann ist genervt über die Fokussierung der Medien auf die Waldbrände. Für die Klimakleber zeigt er Verständnis – auch wenn sie seiner Meinung nach die falschen Leute wütend machen.
Publiziert: 27.07.2023 um 03:25 Uhr
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Aktualisiert: 27.07.2023 um 14:02 Uhr
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Meteorologe Jörg Kachelmann: «Den Leuten ist der Klimawandel relativ wurscht.»
Foto: Keystone/dpa-Zentralbild

Meteorologe Jörg Kachelmann (65) kritisiert die mediale Klimadebatte – relevant seien nicht die Waldbrände. «Wir erleben derzeit neue Dinge. Vor der Küste in Miami wurden Wassertemperaturen von über 38 Grad gemessen.»

Eine solche Wassertemperatur sei furchtbar. «Es sterben die Korallen, die Fische, das ganze Ökosystem gerät ins Wanken. Das wird existenziell auch für uns Menschen», sagte Kachelmann in einem Interview mit den Tamedia-Titeln. «Und die Medien zeigen Bilder von brennenden Wäldern in Rhodos und tun so, als ob diese Feuer etwas mit dem Klimawandel zu tun hätten!»

«Das ist verheerend»

Auf der griechischen Insel Rhodos etwa sei es jedes Jahr «waldbrandtrocken», so Kachelmann. «Ob es zu einem Waldbrand kommt, hängt einzig und allein davon ab, ob irgendein Mensch dort Feuer legt – absichtlich oder fahrlässig.» Vegetation brenne erst bei 250 bis 300 Grad. Bei 40 Grad beginne ein Wald nicht schneller zu brennen als bei 0 Grad. «Dass das viele Leute noch nicht verstanden haben, ist verheerend. Bei manchen Debatten fühle ich mich ins Frühmittelalter zurückversetzt.»

Man müsse nicht Waldbrände auf Rhodos als klimabedingt umdichten, um darauf aufmerksam zu machen, dass die Situation desolat sei. Dazu reiche ein Blick auf die schwindenen Gletscher.

Zum verheerenden Downburst in der Westschweiz, der ein Todesopfer und mehrere Verletzte gefordert hat, sagt Kachelmann: «In einer Welt, in der die Temperaturen steigen und mehr Wasserdampf in der Luft ist, wird es häufiger solche Ereignisse geben.»

«Klimakleber machen die falschen Leute hässig»

Ein weiteres ignoriertes Thema sei die sogenannte Feuchtkugeltemperatur – dabei geht es darum, bis zu welchen Temperaturen sich der Mensch noch durch Schwitzen abkühlen kann. In Indien und Teilen der USA werde das zum existenziellen Problem.

Bei den Klimamassnahmen glaubt der Meteorologe nicht an eine Veränderung von unten: «Wenn überhaupt, wird eine Veränderung top-down passieren.» Die sogenannten Klimakleberinnen und Klimakleber machten die falschen Leute wütend. «Wir müssen Regierungen nerven, die entscheiden.» Regierungen müssten Verantwortung übernehmen und die existenzielle Bedrohung anerkennen. Davon sei man aber weit entfernt.

Zudem zeigt sich Kachelmann pessimistisch, dass die Berichterstattung über die Klimakrise die Leute zu einem Umdenken bewegen würden. Zu den Tamedia-Zeitungen sagt er: «Wir müssen akzeptieren: Vielen Leuten ist der Klimawandel im realen Leben wurscht.» (SDA/neo)

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