Leserreporter filmt Polarlichter in Wettswil ZH
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Wegen Sonnensturm:Leserreporter filmt Polarlichter in Wettswil ZH

Meteorologe erklärt das seltene Phänomen
Darum sehen wir jetzt in der Schweiz Polarlichter

Gestern Abend strahlte der Nachthimmel farbig — Polarlichter waren in unseren Breiten zu sehen. Doch wie entsteht das Farbspektakel eigentlich und warum sind sie plötzlich auch bei uns zu sehen?
Publiziert: 11.05.2024 um 16:07 Uhr
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Aktualisiert: 12.05.2024 um 10:00 Uhr
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Dass wir in unseren Breitengraden in den Genuss von Polarlichtern kommen, ist eher ungewöhnlich. (Bild: Zweisimmen BE)
Foto: Blick-Leserreporter
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Fabienne MaagPraktikantin News

Rot, Grün, Purpur — in diesen Farben erstrahlte gestern der Nachthimmel über der Schweiz. Die Polarlichter statteten uns einen überraschenden Besuch ab und sorgten für atemberaubende Fotos. Ein eher ungewöhnliches Phänomen, zumindest für unsere Breitengrade. Meteorologe Roger Perret von Meteo News ordnet ein.

So entstehen die verschiedenen Farben der Polarlichter
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Grün oder violett:Deshalb leuchten Polarlichter in verschiedenen Farben

Was sind Polarlichter?

«Polarlichter entstehen aufgrund von Sonneneruptionen, welche wiederum den sogenannten Sonnenwind verursachen», so der Meteorologe zu Blick. Der Sonnenwind besteht aus hochenergetischen Teilchen, meist Protonen, welche weggeschleudert werden. Diese Teilchen treffen dann auf die Erdatmosphäre und werden durch das Magnetfeld der Erde abgelenkt. «Das regt gewisse Moleküle zum Leuchten an.»

Besonders stark sei die Ablenkung an den Polen. Das erklärt auch, wieso die Polarlichter meist nur dort zu sehen sind. Dabei spricht man am Nordpol von Aurora borealis, am Südpol von Aurora australis, wie der Experte erklärt.

Wieso erstrahlen unterschiedliche Lichter?

Die verschiedenen Farben eines Polarlichts haben mit den Luftmolekülen zu tun, welche zum Leuchten angeregt werden. «Sauerstoff leuchtet zum Beispiel rot, während Stickstoff eine grüne Farbe abgibt.» Anhand der Farbe könne man zudem auf die Höhe der Lichter schliessen, wie Perret erklärt. «Rote Polarlichter befinden sich meist in einer Höhe von 200 Kilometern, grüne gibt es dagegen in den tieferen Lagen von etwa 100 bis 200 Kilometern.»

Wieso sind sie bei uns zu sehen?

Normalerweise erstrahlen die Lichter nur an den Polen. Dass wir sie in unseren Breitengraden ebenfalls wahrnehmen können, ist auf einen Sonnenzyklus zurückzuführen, der sich alle elf Jahre wiederholt. «Durch den Zyklus wird die Sonnenaktivität verstärkt. So sind die Sonnenstürme und damit die Sonneneruptionen stärker ausgeprägt. Das bedeutet, dass besonders viele Teilchen weggeschleudert werden und als Sonnenwind durchs All fliegen», so der Meteorologe.

Die verstärkte Sonnenaktivität ist der Grund, weshalb bereits letzten Herbst bei uns Polarlichter erstrahlten. «Die Chancen bleiben bis nächstes Jahr relativ gut, dass erneut welche zu sehen sind.»

Kann man sie heute Abend nochmals sehen?

Für all diejenigen, die die Lichter gestern verpasst haben, gibt es heute nochmals die Gelegenheit, das Versäumte nachzuholen. Allerdings nur in den Bergen. «Die Aktivität hat im Vergleich zu gestern bereits wieder abgenommen. Heute Abend können in den Bergen noch einmal die Lichter erstrahlen. In der Nacht auf Montag hat es dann recht viele Wolken, wodurch die Sicht verdeckt wird.»

Am besten suche man sich einen sehr dunklen Ort in den Bergen, an dem man gut in Richtung Norden blicken kann. Und mit ein bisschen Glück können auch heute Abend die Lichter nochmals am Horizont tanzen.

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