Die Bilder, die Blick-Leser und Landwirt Björn Wirth (29) der Redaktion schickt, schockieren. Eine Kuh, die am Mund blutet, ein blutverschmierter Boden und tote Kuh-Babys sind darauf abgebildet. Der traurige Alltag eines Bauern, wie Wirth erklärt. Schuld daran seien weggeworfene Aludosen und Hundekot in den Wiesen.
«Die Dosen werden vom Mäher zerschnitten und von Kühen gefressen», sagt Wirth gegenüber Blick. Die Tiere würden auf grausamste Art und Weise sterben. «Sie werden von innen aufgeschlitzt und verbluten», so Wirth. Der 29-Jährige bewirtschaftet den Betrieb gemeinsam mit seinem Vater Alex (59). Er erzählt weiter, dass sie täglich Aludosen aus ihren Feldern fischen.
Aludosen werden zu «tödlichem Konfetti»
«Wenn die Dosen zerkleinert werden, sind das zwei Zentimeter kleine rasiermesserscharfe Konfetti. «Wenn es Pappbecher wären, dann wäre das ja halb so schlimm», schimpft Wirth. Die Kartonbecherli wären nämlich nicht ansatzweise so brandgefährlich für seine Tiere.
«Es ist ja so oder so eine verdammte Sauerei. Mir käme es nie in den Sinn, etwas aus dem Autofenster zu schmeissen», nervt sich Wirth. «Unsere Felder in den Wohngebieten und auch an Strassen überlaufen mit Müll und es sind hauptsächlich Aludosen», berichtet der Landwirt. Für ihn gäbe es eine einfache Lösung: ein Depotsystem für Dosen. «Dann würde die vielleicht jemand wieder aufsammeln, der Geld braucht. Oder Kinder, die ihr Sackgeld aufbessern wollen», so Wirth.
Hundekot im Futter führt zu Fehlgeburten
Das zweite Problem für den Landwirt ist Hundekot. Wenn Kühe diesen fressen, kann dies ebenfalls zum Tod führen. «Bei trächtigen Kühen führt das zu Aborten. Das heisst, Kühe stossen während der Trächtigkeitsphase ihre Kälber ab oder verenden tragisch an den Fäkalien und hinterlassen ein grosses Loch in unseren Herzen, da unsere Tiere bei uns zur Familie gehören», erzählt er.
Hier müssten vor allem die Bussen für das Kot-Littering höher sein. «Ein Hundekot kann bei uns einen Ausfall von bis zu 6000 Franken auslösen», erklärt Wirth. Bei seiner Partnerin auf dem Hof sei es bereits zu solchen Aborten gekommen. Die abgestossenen Kälber liess Wirth im Tierspital untersuchen, worauf bewiesen werden konnte, dass Hundekot die Ursache war.
Kein rohes Fleisch und Wurmkur
Dass Hundekot für die Tiere eine reale Gefahr darstellt, bestätigt auch Felix Goldinger, Fachtierarzt und Mitglied der Geschäftsleitung bei Tiermedizinisches Zentrum AG. Auf Anfrage schreibt Goldinger, dass der Hund die «häufigste infektiöse Abortursache beim Rind» sei, oder eben dessen Kot. «Dabei ist der Hofhund der grösste Sünder», ergänzt der Mediziner.
Als Gegenmassnahme solle man darauf verzichten, dem Hund rohes Fleisch zu verfüttern und ihn regelmässig entwurmen. Dass bereits kleine Rückstände im Gras zu Vergiftungen führen können, bezweifelt Goldinger
Nägel und andere Magnetteile im Futter
Beim Schweizer Bauernverband ist man sich der Problematik bewusst. Auf Anfrage von Blick bestätigt Sandra Helfenstein, Leiterin Kommunikation & Marketing, dass es öfters vorkomme, dass sich Tiere beim Fressen von zerhackten Aluteilen verletzen und im Extremfall sogar daran sterben. «Allerdings bleibt es oft bei der Verdachtsdiagnose durch den Tierarzt, weil man zum Beispiel im Futter Aluteile gefunden hat und die Symptome mit inneren Verletzungen übereinstimmen», so Helfenstein.
Sie erklärt auch, dass es nicht immer Alu-Splitter seien, sondern zum Teil auch Nägel oder andere Metallteile und rät: «Diese lassen sich auch mit einem Magnet binden und damit unschädlich machen.» Weiter müsse konsequent aller Abfall eingesammelt werden, bevor eine Wiese gemäht werde.
Abfall beim Spazieren einsammeln
Mit Tafeln, Plakaten und Broschüren will der Verband auf die Problematik aufmerksam machen. Anwohnerinnen und Anwohner können ihre Bäuerinnen und Bauern am besten unterstützen, indem sie ihren Abfall korrekt entsorgen und, beim Spazieren herumliegenden Abfall auf Wiesen und Feldern aufsammeln.