In der Schweiz erwartet man normalerweise, dass alles gut geregelt ist. Doch das trifft nicht immer zu. Besonders in ländlichen Gebieten werden die Regeln oft individuell interpretiert, wie das Beispiel der Bauzonen-Anarchie in Frutigen zeigt. Nun scheint eine weitere Berner Gemeinde beide Augen zuzudrücken, obwohl es um strikte Umweltschutzgesetze des Bundes geht.
In der Gemeinde Tramelan wird auf den sogenannten Wytweiden viel geholzt. Die Reste werden vor Ort verbrannt. Im Kanton Bern ist dies nur unter bestimmten Bedingungen erlaubt, die eine Ausnahmebewilligung und die Einhaltung von drei einfachen Regeln erfordern. In Tramelan wird es jedoch weniger streng gehandhabt.
«Die Bauern machen hier, was sie wollen. Ich habe schon gesehen, wie sie ihren Hauskehricht ins Feuer auf den Weiden geschmissen oder einen ganzen Fuchsbau angezündet haben», sagt Anwohnerin Virgina Pfändler (45). Sie beschwert sich schon lange über die durch Rauch verunreinigte Luft. Wie oft die Anwohnerin ein illegales Mottfeuer gemeldet hat, kann sie gar nicht mehr sagen: «Ich rufe fast jedes Mal die Polizei. Aber wenn jemand eine Bewilligung hat, tun die nichts.» Auch, wenn das Feuer gegen das Gesetz verstosse.
«Diese Arroganz der Bauern ist unglaublich»
Ein Blick in die Kommentarspalte zeigt: Die Meinungen der Leserinnen und Leser sind gespalten. Alfons Müller unterstützt die Frau eindeutig und ist der Meinung: «Es sollte endlich Schluss sein mit dem idiotischen Verqualmen ganzer Landstriche, besonders da Blockheizwerke dringend auf Holz angewiesen sind.»
«Grundsätzlich stimme ich zu, dass man sich an örtliche Gepflogenheiten anpassen sollte. Wenn diese jedoch illegal sind, hat man jedes Recht, dagegen anzugehen», findet Martin Moser.
Matthias Erzinger ist empört über das Verhalten der Bauern: «Sie haben das Gefühl, über dem Gesetz zu stehen und tun, was sie wollen. Diese Arroganz ist unglaublich.» Er ist der Ansicht, dass sie die Umwelt zerstören. Auch Toni Herger ist über die Privilegien der Landwirte verärgert: «Die Bauern haben einfach mehr Rechte als der normale Bürger, in allem.»
«Wer auf das Land zieht, sollte sich anpassen»
Tim Walliser hingegen ist der Meinung: «Tradition ist Tradition.» Und da hätten zugelaufene Städter nichts zu melden. Auch Leser Herbert Gnägi findet: «Wer auf das Land zieht, sollte sich entweder anpassen oder besser gleich wieder kehrtmachen.»
«Es scheint eine typisch schweizerische Eigenschaft zu sein, ständig zu kontrollieren und die Polizei zu rufen, wenn jemand etwas tut, das einem nicht passt», ärgert sich Ulrich Koller über das Verhalten der Frau. Für ihn sei es Zeitverschwendung, andere Menschen zu überwachen.
Auch Leserin Franziska Christ ist der Ansicht, dass die Zürcherin nach dem Prinzip leben sollte: «Leben und leben lassen.»