«Wenn wir das nicht feiern, wüsste ich nicht, was sonst»
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Jurassische Regierung im Jubel:«Wenn wir das nicht feiern, wüsste ich nicht, was sonst»

Kleiner Kanton im grossen Glück
Tränen der Freude für Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider

Am Morgen wagte in der jurassischen Kantonshauptstadt Delsberg noch fast niemand an den Sieg ihrer Bundesrätin zu glauben. Als schliesslich die Wahl von Elisabeth Baume-Schneider verkündet wurde, brachen die Dämme.
Publiziert: 07.12.2022 um 21:43 Uhr
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Aktualisiert: 08.12.2022 um 14:27 Uhr
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Baïlot Rottet (44) im Hotel du Boeuf in Delsberg, etwa eine Stunde bevor die Bundesrätinnen-Party richtig losgeht. «Ich habe mich so gefreut in Bern, wir haben mit der Wahl alle gewonnen», sagt die kaufmännische Angestellte.
Foto: Zamir Loshi
Beat Michel und Amit Juillard

Als um 10.24 Uhr die Jurassierin Elisabeth Baume-Schneider Bundesrätin ist, schallen Freudenschreie durch die Strassen von Delsberg. Es klingt, als ob die Fussball-Nati ein Tor geschossen hätte. Die Kantonshauptstadt ist aus dem Häuschen. Im traditionsreichen Lokal Hotel du Boeuf geht es so richtig ab. Mittendrin: der ehemalige Präsident des Verfassungs- und Kantonsgerichts, Jean Moritz. Mit Tränen in den Augen sagt er zu Blick: «Es ist das vierte Mal, dass ich in meinem Leben weine. Einmal, als das erste Mal die Unabhängigkeit des Kantons verkündet wurde, dann zweimal, als Moutier für die Loslösung von Bern stimmte. Und jetzt für die Bundesrätin.»

Baume-Schneider wird im «Hotel du Boeuf» lautstark gefeiert
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Sie hat es geschafft!Baume-Schneider wird im «Hotel du Boeuf» lautstark gefeiert

Für die Jurassier ist die Wahl ein Jahrhundertereignis. «Wir warten seit 50 Jahren darauf, dass wir im Bundesrat vertreten sind. Nicht erst seit 1979, als wir unabhängig wurden», sagt Michel Cuenat (74). Der pensionierte Bauer freut sich, als ob er im Lotto gewonnen hätte. Er bestellt eine Runde Rotwein für den Stammtisch. Cuenat kämpft für den Jura, so lange er denken kann. «Das ist in unserem Blut», sagt auch er mit feuchten Augen.

«Eli, elu, Elisabeth!»

Das Hotel du Boeuf hat eine lange Tradition bei den jurassischen Sozialisten. «Mein Grossvater war im Nationalrat für die SP. Wir führen die Kneipe seit 1912 unter dem Stern der Sozialisten – jetzt in der vierten Generation», sagt Herbert Ludwig (72).

Am Abend ist das Lokal rammelvoll. Im Chor feiern sie: «Eli, elu, Elisabeth!» Auf Deutsch: «Eli, gewählt, Elisabeth.» Viele sind gerade zurück von Bern, wie auch Baïlo Rottet (44). Sie schwingt die rot-weisse Fahne der Jurassier und singt. «Wir haben alle gewonnen mit der Wahl. Denn wir haben auch alle dafür geweibelt», sagt die KV-Angestellte.

Obwohl der Kanton nur 75'000 Einwohner hat – davon 12'500 in Delsberg –, reisten über 200 nach Bern, um ihre Eli zu unterstützen. «Das waren wir dem Jura und Elisabeth Baume-Schneider schuldig», sagt Marie-Josée Poupon (69). Sie reiste mit ihrem Mann Alphonse (73) nach Bern. «Es ist das Schönste, was uns passieren konnte», sagt sie und strahlt. Ihr Mann pflichtet bei: «Wir haben eine tolle Bundesrätin. Für den Jura, aber auch für die Schweiz. Sie ist intelligent, engagiert, und sie hat die volle Unterstützung der Basis.»

Wie gross die Unterstützung im kleinen Kanton ist, zeigt sich auch bei einer Umfrage auf den Strassen von Delsberg. Der junge Zimmermann Morel Thibaut (22) sagt: «Wir sind alle ein bisschen stolz, dass es jemand von uns geschafft hat. Ich habe Elisabeth schon oft gesehen, sie ist eine von uns.» Er hat, wie die meisten Befragten, grosse Hoffnung in die jurassische Bundesrätin. Die meisten wünschen sich die Fertigstellung der Autobahn von Basel nach Delsberg, bessere Zugverbindungen und die Verbilligung der Autoversicherung. Die ist nämlich in dem kleinen Kanton im oberen Ende der Schweizer Skala.

«Ein historischer Tag für den Kanton Jura»
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Regierungsratspräsident Eray:«Ein historischer Tag für den Kanton Jura»

«Wir sind ein glückliches Völkchen, darum feiern wir auch gern»

Am Abend mischen sich die Politiker der Kantonsregierung unter das feiernde Volk. Regierungsratspräsident David Eray (49) sagt: «Das machen wir im Jura so. Wir feiern mit unseren Wählern zusammen auf Augenhöhe. Wir verdanken ihnen alles.» Auch Sicherheits- und Justizministerin Nathalie Barthoulet (54) und Finanzministerin Rosalie Beuret-Siss (44) ziehen durch die Kneipen. «Es ist ein historisches Ereignis für den Jura. Es wäre komisch, würden wir das nicht feiern.»

Die Stimmung in den über 45 Kneipen in Delsberg ist ausgelassen. «Wir sind ein glückliches Völkchen, darum feiern wir auch gern», sagt Rentner Michel Cuenat. Vielleicht bringen wir mit unserer Bundesrätin auch Freude für die ganze Schweiz. So wie wir heute Elisabeth Baume-Schneider im Fernsehen gesehen haben, genau so ist sie auch immer mit uns. Fröhlich, kompetent und immer positiv. Ich wünsche ihr eine schöne Zeit als Bundesrätin. Dass sie alles erreicht, was sie sich wünscht.»

Nach dem Fest im Hotel du Boeuf in Delsberg geht die Party in Les Breuleux weiter, dem Wohnort der neuen Bundesrätin. Wie bereits die Feier nach der Abstimmung zum Kantonswechsel von Moutier wird wohl auch hier die Party noch eine ganze Woche dauern. Wie es sich für die Jurassier gehört.

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