Sein Gesicht ist schmerzverzerrt, das linke Handgelenk verdreht: Klimaaktivist Max Voegtli versuchte am Montag, das Sechseläuten zu stören. Er und zwei weitere Aktivisten stürmten plötzlich auf die Bahnhofstrasse in Zürich – mitten in den Sechseläuten-Umzug. Sie kippten eine schwarze, klebrige Masse auf die Strasse. Die Stadtpolizei griff schnell ein und Voegtli wurde mitgenommen. 48 Stunden lang wurde er festgehalten. «Ich wurde wie ein Schwerverbrecher behandelt. Dabei will ich das Klima schützen und eine Katastrophe verhindern», sagte Voegtli nach seiner Freilassung zu Blick. Und er machte der Polizei schwere Vorwürfe.
«Ich wurde mit Schmerzgriffen verhaftet. Dabei habe ich mich nicht gewehrt. Auch war ich nicht gewalttätig. Das Verhalten der Polizei war nicht verhältnismässig – auch später im Gefängnis nicht», schimpfte der Aktivist.
Er leistete passiven Widerstand
Die Stadtpolizei Zürich wehrt sich dagegen auf Anfrage von Blick. «Mit Befremden nehmen wir die Vorwürfe des Aktivisten rund um seine Verhaftung zur Kenntnis und weisen diese zurück», sagt Stapo-Sprecherin Judith Hödl zu Blick.
Konkret heisst es in der Stellungnahme: «Wie aus den im Netz kursierenden Videos entnommen werden kann, leistete der Mann passiven Widerstand. Unsere Polizisten haben aus diesem Grund, wie das auch geschult wird, und absolut verhältnismässig den Mann in einer bestimmten Hebeltechnik vom Boden hochgehoben und danach weggetragen.»
Eine gewöhnliche Leibesvisitation
Zu seiner Zeit im Gefängnis sagte Voegtli: «Ein Polizist wollte, dass ich mich nackt ausziehe. Ich habe mich dagegen gewehrt und gesagt, dass ich das Recht habe, nicht komplett nackt vor ihm zu stehen. Und dass ich erst meinen Oberkörper und später den unteren Bereich ausziehe – aber nicht beides gleichzeitig. Ich hatte den Eindruck, der Polizist wollte mich demütigen und mich mit einer Machtgeste erniedrigen.»
Auch in diesem Punkt stellt die Polizei klar: «Die Staatsanwaltschaft verlangte die Zuführung des Aktivisten. Das bedeutet, dass die Person in Haft bleibt und zunächst der Arrestantenannahme der Kantonspolizei Zürich zugeführt wird. Die Voraussetzung dafür ist immer zwingend eine Leibesvisitation. Genau das haben unsere Polizisten gemacht.»
Nächste Blockade in Basel
Dazu, dass Voegtli 48 Stunden in Gewahrsam war, erklärt die Polizei: «Über die Dauer der Haft entscheidet nicht die Stadtpolizei.» Und abschliessend heisst es: «Aufgrund der uns zur Verfügung stehenden Informationen sehen wir daher keinen Anlass für eine interne Untersuchung.»
Derweil kann es Voegtli nicht lassen. Der Klimaaktivist macht munter weiter. Bereits am Donnerstagmorgen sass er auf der nächsten Strasse und blockierte den Morgenverkehr vor der Markthalle in Basel. Dieses Mal wurde Voegtli nicht verhaftet. Die Polizei schritt nicht ein. Nach 30 Minuten standen der Klimaaktivist und seine zwei Mitstreiter wieder von der Strasse auf.
Letztes Jahr sorgte Voegtli wegen seiner Mexiko-Reise mit dem Flugzeug für Wirbel. Er habe schliesslich nicht gesagt, dass er nicht fliegen würde, war seine Rechtfertigung.