Kantönligeist im Schulzimmer
So riesig sind die Unterschiede bei den Lehrerlöhnen

Wegen des massiven Lohngefälles unter den Kantonen laufen in manchen Regionen die Lehrpersonen davon. Die Verbände fordern Lohnangleichungen.
Publiziert: 24.12.2023 um 09:45 Uhr
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Aktualisiert: 24.12.2023 um 10:41 Uhr
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Lehrverbände fordern eine Angleichung der Löhne unter den Kantonen.
Foto: Keystone
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Erika UnternährerRedaktorin

Die kantonalen Lohnunterschiede für Lehrpersonen, die in den Beruf einsteigen, sind gross. Eine frisch diplomierte Primarlehrerin im Kanton Zürich verdient 96'298 Franken pro Jahr (inkl. 13. Monatslohn). Das sind rund 22'000 Franken mehr, als ihre Kollegin im Kanton Schwyz erhält. Das geht aus dem neuen Lohnreport der Erziehungsdirektorenkonferenz hervor.

Die verhältnismässig tiefen Lehrerlöhne sind im reichen Schwyz ein heiss umstrittenes Thema. Während der Kanton mit seiner Tiefsteuerpolitik immer mehr Geld in die Kassen spülte, haben die Lehrerinnen und Lehrer in mehr als 20 Jahren keine einzige Lohnanpassung erhalten. Das sagt Rita Marty, Präsidentin des Schwyzer Lehrerinnen- und Lehrerverbands (LSZ). Erst 2023 gab es einen Teuerungsausgleich, womit das Einstiegssalär einer Primarschullehrperson um 1510 Franken auf 77'437 Franken anstieg – was immer noch 3178 Franken unter dem Deutschschweizer Mittel liegt.

Schweizweit am zweitwenigsten verdienen Berufseinsteigende im benachbarten Steuerparadies Nidwalden: Auf Primarschulstufe erhalten sie jährlich 73'710 Franken für ihre Arbeit. Letzte Lohnerhöhung? Über zehn Jahre her. Und ein Teuerungsausgleich? Fehlanzeige. Auch in Obwalden ist man mit 74 100 Franken knausrig. Am wenigsten verdient man im Tessin mit 68 500 Franken.

Kantone jagen sich gegenseitig Lehrkräfte ab

Im November startete der Lehrerinnen- und Lehrerverband Schweiz (LCH) zusammen mit anderen Kantonalverbänden die Kampagne «Bildungsqualität sichern». Darin machen sich die Verbände etwa für Teamteaching, mehr Ausbildungsplätze, kleinere Klassen und auch eine Lohnangleichung stark. «Die Unterschiede zwischen den Kantonen sind stossend und führen dazu, dass sich Kantone gegenseitig Lehrpersonen abjagen», teilt der Verband mit.

Das Problem ist im Kanton Schwyz längst bekannt. Im vergangenen Jahr verliessen 226 Lehrpersonen die Schwyzer Volksschule – so viele wie seit zehn Jahren nicht mehr. Davon traten 30 Prozent eine Stelle ausserhalb des Kantons an. Weil qualifizierte Leute in andere Kantone abwandern, sei man in Schwyz mittlerweile gezwungen, Personen ohne Lehrdiplom als Lehrkraft einzustellen, so Marty. Im Rahmen der nationalen Kampagne lancierte der LSZ im November eine Petition. Darin fordert der Verband bessere Arbeitsbedingungen wie etwa mehr Klassenassistenzen und höhere Löhne. Beides kostet Geld, aber nur so könne man gegenüber den Nachbarkantonen «wettbewerbsfähig» sein. Marty betont: «Wird gespart, sind die Leidtragenden ganz klar auch die Schülerinnen und Schüler.»

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Geld ist auch in Nidwalden ein Thema. Lea Lowth, Präsidentin des Nidwaldner Lehrerinnen- und Lehrerverbands (LVN), sagt: «Wir bekommen immer mehr Anfragen zum Thema Lohn. Mit dem momentanen Lehrpersonenmangel ist die Hürde für einen Stellenwechsel in einen anderen Kanton geringer.» In der Politik habe man das Problem nun erkannt, erklärt Barbara Ming, Schulleiterpräsidentin. So habe der Regierungsrat im November beschlossen, die Löhne auf Januar 2024 anzuheben. Ein Schritt in die richtige Richtung, findet Lowth. So könne hoffentlich verhindert werden, dass Nidwalden demnächst auch Personen ohne pädagogische Vorbildung als Lehrkraft im Schulzimmer einsetzen müsse.

Auch Ostschweiz und Bern betroffen

Laut Thomas Minder, Präsident der Schulleiterinnen und Schulleiter Schweiz, ist das starke Lohngefälle auch in der Ostschweiz ein grosses Thema. Dort zieht es Lehrpersonen aus den Kantonen Thurgau, St. Gallen und Glarus in den gut zahlenden Kanton Zürich, in dem die Ostschweizer Lehrerinnen und Lehrer beim Einstieg rund 19'000 Franken mehr im Jahr verdienen.

Am dramatischsten ist es laut Minder in Bern: «Dieser Kanton leidet schon am längsten unter dem Lehrpersonenmangel.» Das sei einerseits der Randlage in der Deutschschweiz geschuldet und andererseits den deutlich höheren Löhnen in den Kantonen Freiburg und Solothurn.

Ausbaden müssen diesen Standortwettbewerb letztlich die Schülerinnen und Schüler in den betroffenen Gebieten.

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