Italienische Mafia
Diese Clans sind in der Schweiz aktiv

Die italienische Mafia ist auch in der Schweiz aktiv. Das Bundesamt für Polizei spricht von einem grossen Problem. Wir haben eine Übersicht über die wichtigsten Organisationen.
Publiziert: 27.10.2021 um 18:45 Uhr
|
Aktualisiert: 28.10.2021 um 10:33 Uhr
1/8
Die Mafia ist in der Schweiz deutlich weiter verbreitet als bislang angenommen.

Es wird immer offensichtlicher, dass die Mafiosi hierzulande nicht nur versteckt im Untergrund agieren. Die Chefin des Bundesamts für Polizei (Fedpol), Nicoletta della Valle, sagt sogar: «Wir haben ein echtes Problem, das wir nur mit mehr nationaler und internationaler Zusammenarbeit lösen können.» Diverse Organisationen haben sich in der Schweiz niedergelassen und verrichten ihre kriminellen Geschäfte. Das sind die Wichtigsten:

‘Ndrangheta

Die ‘Ndrangheta ist die Vereinigung der kalabrischen Mafia. Sie gilt mit einem Jahresumsatz von über 50 Milliarden Euro als mächtigste Mafia-Organisation Europas. Ihre wichtigsten Einnahmequellen: Drogen- und Waffenhandel, Geldwäscherei und illegale Abfallentsorgung. Der Clan gilt als einer der mächtigsten Kokainimporteure der Welt.

Massenverhaftung in Norditalien
0:22
Mitglieder von 'Ndrangheta:Massenverhaftung in Norditalien

Die Familie ist das Zentrum des ‘Ndrangheta-Clans. Die Blutsbande definieren nicht nur die Mitgliedschaft, sondern auch die Beziehungen innerhalb des Clans. Das Fedpol geht davon aus, dass in der Schweiz rund 400 Mafiosi in 20 Clans organisiert sind, die der ‘Ndrangheta angehören. Kinder und Jugendliche werden zur Loyalität der Familie gegenüber erzogen. Ihr zu dienen gilt als das wichtigste Gebot – auch wenn man dabei illegal handelt. Mit dieser Loyalität sichern die Clans ihre kriminellen Aktivitäten ab.

Die ‘Ndrangheta ist laut der Polizeibehörde in der Schweiz am stärksten vertreten. Seit mindestens Ende der 1980er-Jahre soll es hierzulande ‘Ndrangheta-Clans geben. Damals hatten italienische Staatsanwälte internationale Rechtshilfegesuche gestellt und in der Schweiz ermittelt. Immer wieder kam es hierzulande zu Verhaftungen und Prozessen. In Frauenfeld TG filmte die Bundespolizei im Jahr 2014 mehrere Mafiosi der 'Ndrangheta bei einem Geheimtreffen. Getarnt war das Treffen als Boccia-Veranstaltung.

Bei Razzien gegen die Mafiaorganisation 'Ndrangheta kam es 2020 in der Schweiz und in Italien zu 75 Festnahmen. In Solothurn, Zug und im Tessin wurden mehrere Hausdurchsuchungen durchgeführt und eine Person festgenommen.

Jüngst berichtete die Zeitung «Tagblatt» über einen Boss des 'Ndrangheta-Clans der Anello-Fruci aus Kalabrien. Clan-Chef Rocco Anello soll immer wieder persönlich in die Schweiz gereist sein, um seine Mittelsmänner zu besuchen und krumme Geschäfte zu drehen. Anello habe auch zwei Lover seiner Frau Angela hinrichten und ihre Leichen zerstückeln und entsorgen lassen.

Camorra

Die Camorra ist eine der ältesten und grössten kriminellen Organisationen in Italien. Sie besteht seit dem 16. Jahrhundert und hat ihre Wurzeln hauptsächlich in Neapel und in der Region Kampanien. Organisiert in autonomen Clans, rekrutiert sie wegen der hohen Arbeitslosigkeit in Süditalien vor allem Jugendliche. Die Camorra mischt im Drogen- und Waffenhandel mit und ist dick im Geschäft der Schutzgelderpressung. Wie andere kriminelle Organisationen wütet auch die Camorra nicht mehr nur in ihrer regionalen Herrschaftszone und hat sich in Europa ausgebreitet – auch in der Schweiz.

Die Bundesanwaltschaft hat 2020 zwei Gehilfen der Camorra wegen Geldwäscherei zu je einer bedingten Gefängnisstrafe von sechs Monaten verurteilt. Die zwei Personen wurden beschuldigt, Teil einer Gruppe gewesen zu sein, die zwischen 2005 und 2015 insgesamt rund 28 Millionen Euro in die Schweiz importiert hat. Ihr Ziel: Das Geld zu waschen.

Die Organisation erlangte auch Bekanntheit durch die Mafia-Serie «Gomorrha», die ziemlich authentisch den mörderischen Alltag der Camorra zeigt. Die Erfolgsserie basiert auf dem gleichnamigen Bestseller des italienischen Autors Roberto Saviano. Dieser hat für die Veröffentlichung des Buches einen hohen Preis bezahlt: Weil er in seinem Buch die Taten der Camorra schonungslos aufdeckte, lebt der Mafia-Kritiker seit Jahren in ständiger Lebensgefahr.

Cosa Nostra

Die Mafia hat ihre Ursprünge in Sizilien. Heute bezeichnet man die sizilianische Mafia auch als Cosa Nostra. Bis heute ist die Schutzgelderpressung eine ihrer Haupteinnahmequellen. Schmuggel und Waffenhandel spielen ebenfalls eine Rolle, vor allem der Handel mit Heroin, das die Cosa Nostra seit den 1960er-Jahren in Amerika und Europa vertreibt.

Die Cosa Nostra ist streng hierarchisch organisiert. Die Mitglieder der Mafia sind in sogenannten Familien aufgeteilt, jede Familie hat einen Capo als Boss. Über allen steht der «Capo dei capi», der Anführer der Anführer.

Sacra Corona Unita

Die Sacra Corona Unita oder auch Mafia pugliese oder SCU ist eine Mafia-Organisation, die aus Apulien stammt. Sie ist föderal in unabhängigen Clans organisiert. Diese wiederum sind stark hierarchisch strukturiert.

Die Organisation verfügt über gute Verbindungen zur organisierten Kriminalität in Kolumbien und Albanien. Die Sacra Corona Unita steht vor allem für Zwangsprostitution und Drogenhandel. Bekannt ist sie zudem für ihre Brutalität bei internen Auseinandersetzungen. Opfer solcher Auseinandersetzungen werden oft verstümmelt und dann getötet.

Die Sacra Corona Unita nutzte die Schweiz jahrelang als Drehscheibe für Geldwäsche. In den 1990er-Jahren wurden Verbrecher-Gelder der kriminellen Organisationen Camorra und Sacra Corona Unita über Tessiner Geldwechselstuben ins Schweizer Bankensystem eingeschleust.

Kuriere brachten riesige Bargeldmengen aus Italien über die Grenze. In Lugano wurden die Mafia-Gelder schliesslich auf Bankkonten von Mittelspersonen und Firmen verteilt und dem legalen Finanzkreislauf zugeführt. Die Gelder wurden dann in den Zigaretten-Schwarzmarkt investiert. Bis Anfang 2001 wurde praktisch der gesamte Geldfluss des via Montenegro ablaufenden Zigarettenschmuggels von Camorra und Sacra Corona Unita über den schweizerischen Finanzplatz abgewickelt. (oco)

Das beliebteste Quiz der Schweiz ist zurück.
Jetzt im Blick Live Quiz abräumen

Beim Blick Live Quiz spielst du dienstags und donnerstags (ab 19.30 Uhr) um bis zu 1'000 Franken aus dem Jackpot. Mitmachen ist ganz einfach. Du brauchst dazu lediglich ein iPhone oder ein Android-Handy. 

  • Suche im App-Store (für iOS) oder im Google Play Store (für Android) nach «Blick Live Quiz».
  • Lade die «Blick Live Quiz»-App kostenlos runter und registriere dich.
  • Wichtig: Aktiviere die Pushnachrichten, sodass du keine Sendung verpasst.
  • Jetzt kannst du dein Wissen mit anderen Usern und Userinnen messen.
Das beliebteste Quiz der Schweiz ist zurück.

Beim Blick Live Quiz spielst du dienstags und donnerstags (ab 19.30 Uhr) um bis zu 1'000 Franken aus dem Jackpot. Mitmachen ist ganz einfach. Du brauchst dazu lediglich ein iPhone oder ein Android-Handy. 

  • Suche im App-Store (für iOS) oder im Google Play Store (für Android) nach «Blick Live Quiz».
  • Lade die «Blick Live Quiz»-App kostenlos runter und registriere dich.
  • Wichtig: Aktiviere die Pushnachrichten, sodass du keine Sendung verpasst.
  • Jetzt kannst du dein Wissen mit anderen Usern und Userinnen messen.
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?