Corona ist für Unternehmen ein Desaster. Für alle? Nein. Selbst für zarte Pflänzchen wie Start-ups kann es in die richtige Richtung gehen. Denn Erfolg hängt nicht nur an einer guten Idee, sondern auch am richtigen Zeitpunkt.
Im letzten Jahr wurden in der Schweiz trotz der Pandemie rund 46'800 Firmen gegründet. Eine Umfrage unter den Neu-Unternehmen im Mai 2020 ergab, dass die Corona-Krise 23 Prozent vor eine grosse Herausforderung beim Verkauf ihrer Produkte und Dienstleistungen stellt. Weitere 21 Prozent mussten ihre Produktentwicklung verzögern oder gar ganz einstellen. BLICK stellt zwei Start-ups vor, die die Krise nach oben und nach unten brachte.
Mit Trennwänden riesigen Umsatz gemacht
Als der Bundesrat im Mai 2020 die ersten Lockerungen verkündet, zögert Pirmin Giger (36) keine Sekunde und macht seine Idee auf Linkedin publik: Trennwände aus Wabenkarton – 100 Prozent recycelbar.
Dann geht es schnell: Thomas Holenstein (36) und Walter Küpfer (33) melden sich bei dem Produktdesigner, bitten um ein Treffen. «Wir sind zusammengesessen und haben quasi über Nacht entschieden, unsere erste Trennwand, die Gastrowall, zu lancieren», so Küpfer, Geschäftsleiter von Recyclewall, zu BLICK.
Eine grosse Bestellung kommt von der Schweizer Armee: «Sie wollten mehr als tausend Trennwände haben. Später kamen Kunden wie McDonald's und Starbucks hinzu.»
Leicht, günstig, recyclebar
Die Trennwände von Recyclewall haben gegenüber Plexiglasscheiben einen grossen Vorteil: Dank der Konstruktion aus schwedischem Wabenkarton mit durchsichtiger PET-Folie sind sie leichter, teilweise günstiger und sehr stabil – und alles ist recycelbar.
Mittlerweile hat Recyclewall über 10'000 Trennwände verkauft. Den erwirtschafteten Gewinn wollen die drei Gründer in die Lancierung weiterer nachhaltiger Produkte investieren.
Mit Reise-Idee baden gegangen
Weniger gut lief es für das Reise-Start-up R|EX – Reisen mit Experten. Die Neugründung bietet kleine Gruppenreisen an – «made by experts». So geht es zum Beispiel mit Kochbuchautorin Nicole Giger auf eine Food-Reise nach Albanien oder mit Ex-Skirennfahrer Franco Cavegn (50) zum Heliskiing nach Kanada.
Anfang Januar 2020 geht das Start-up online, alles sieht gut aus: Die Gründer Phil Merbecks (33), Severin Reichenbach (32) und Fabian Studach (35) haben schon verschiedene Buchungsanfragen im Wert von mehreren Hunderttausend Franken. Doch acht Wochen später macht Corona dem Reise-Start-up einen Strich durch die Rechnung.
Hoffen auf Härtefallfonds
R|EX wurde aus dem Eigenkapital der drei jungen Männer und mit Unterstützung eines Investors gegründet. «Das Geld wurde grösstenteils aufgebraucht, um die Betriebskosten zu decken. Wir mussten einen Härtefallantrag stellen, warten derzeit noch auf die Rückmeldung», sagt Merbecks zu BLICK.
Obwohl das letzte Jahr von vielen Entbehrungen geprägt war, möchte das Team das Start-up weiterführen. «Wir glauben weiterhin daran, dass das Projekt wieder ins Laufen kommt, sobald sich die Pandemiesituation verbessert und die Lust auf Reiseerlebnisse zurückkommt», so Merbecks. Doch: Ob das Start-up weiter bestehen kann, ist sehr davon abhängig, ob der Härtefallantrag überhaupt genehmigt wird.
Um das Risiko für einen Konkurs auch für Jungunternehmer zu reduzieren, haben Bund und Kantone den Start-up-Unternehmen in der Schweiz im Rahmen der Corona-Hilfen Bürgschaften in Höhe von bis zu 154 Millionen Franken in Aussicht gestellt.
Dazu müssen die Start-ups vor dem 1. März 2020 gegründet worden sein – und ausserdem einen Umsatz von mindestens 50'000 Franken generiert haben. Die Höchstgrenze für die Hilfeleistung liegt bei 1 Million Franken pro Start-up.
Festgelegt hat der Bundesrat den Grundsatz, dass der Bund für 65 Prozent und der jeweilige Kanton für die restlichen 35 Prozent eines Kredits bürgen.
Um das Risiko für einen Konkurs auch für Jungunternehmer zu reduzieren, haben Bund und Kantone den Start-up-Unternehmen in der Schweiz im Rahmen der Corona-Hilfen Bürgschaften in Höhe von bis zu 154 Millionen Franken in Aussicht gestellt.
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Festgelegt hat der Bundesrat den Grundsatz, dass der Bund für 65 Prozent und der jeweilige Kanton für die restlichen 35 Prozent eines Kredits bürgen.
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