Illegale Pfade und Hass-Attacken
Hier bereitet der Mountainbike-Boom Probleme

Der durchschlagende Erfolg von Mountainbikes hat auch seine Schattenseiten. Illegale Trails sorgen für leidende Tiere, genervte Naturfreunde und Attacken auf Biker. Und dank E-Motoren hetzen jetzt auch zunehmend ungeübte Rentner durch die Schweizer Wälder!
Publiziert: 29.07.2021 um 06:52 Uhr
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Aktualisiert: 29.07.2021 um 07:42 Uhr
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Will Natur schützen: SVP-Gemeinderat Roland Wettstein (50) aus Illnau-Effretikon ZH.
Foto: Zvg
Nicolas Lurati und Marco Latzer

Der Mountainbike-Boom kennt keine Grenzen. Das hat aber auch seine Schattenseiten. Denn Konflikte auf Trails, Wander- und Waldwegen spitzen sich zu und können gar lebensgefährlich sein.

Eine Erfahrung, die vor ein paar Tagen auch ein Student (25) in Obersiggenthal AG macht: Der Einheimische fährt mit seinem Bike in eine Schnur hinein, die jemand heimlich auf Kopfhöhe gespannt hat!

«Mein grosses Glück war, dass der Ast brach, an dem die Schnur gespannt war. So hat es nur meine Haut am Hals verbrannt. Ich will mir nicht vorstellen, was passiert wäre, hätte der Ast gehalten», sagt der Betroffene dem «Badener Tagblatt».

Strassen und Pfade bieten nicht gewünschten Kick

Das Hauptproblem: Strassen und Waldpfade bieten den MTB-Fans nicht den gewünschten Kick. Immer häufiger bauen sie sich eigene Schanzen und Pfade quer durch die Natur und sorgen damit für Ärger.

«Das wird zum Problem für Wildtiere und Ruhezonen. Wir müssen den Wald schützen», fordert etwa SVP-Gemeinderat Roland Wettstein (50) aus Illnau-Effretikon ZH. Mit Baumstämmen, Verbotsschildern und Asthaufen haben die Förster kürzlich sechs illegale Trails gesperrt.

Wettstein, der dazu einen Vorstoss eingereicht hat, kann das Bedürfnis nachvollziehen. «Aber wenn im Wald alle 200 Meter ein unbewilligter Pfad angelegt wird, ist das ein Problem.» Illnau-Effretikon versucht nun, wie andere Gemeinden auch, seine Mountainbiker auf wenige, aber legale Trails zu kanalisieren.

«Senioren am Berg, die dort nicht hingehören»

Die Probleme dürften sich noch verschärfen. Nebst herkömmlichen Modellen boomen auch E-Mountainbikes, wie Daniel Schefer (53), Inhaber der Swiss Bike School, zu Blick sagt.

«Vermehrt sind dadurch auch Senioren am Berg, die dort nicht hingehören», so der Zürcher Bike-Lehrer. Konkret: «Ein unerfahrener 70-Jähriger, der sich frisch ein E-Mountainbike zugelegt hat, gehört nicht auf einen anspruchsvollen Trail. Das ist so unpassend wie ein japanischer Tourist mit Flipflops auf 3000 Metern Höhe!»

Unerfahrene E-Mountainbiker seien ein Hindernis und eine Gefahr für sich selbst und andere. «Dass ein E-Mountainbiker die Beherrschung über sein Bike verliert und in eine stehende Gruppe fährt, erlebe ich ab und zu», berichtet Schefer.

Kaum Ahnung von der Materie

Die motorisierten Biker seien zwar zahlungskräftig, hätten aber kaum Ahnung von der Materie. Schefer: «Sie haben oft keine Reparatursachen dabei und wissen nicht, wie man einen Platten oder einen Defekt repariert.»

Der Bike-Lehrer empfiehlt deshalb Einstiegskurse. «Ein E-Mountainbike hat wegen des Motors und des Akkus ein höheres Gewicht und dadurch auch einen längeren Bremsweg.»

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