Die Klimajugend ist zurück! Nach der unfreiwilligen Corona-Pause ruft der Schweizer Klimastreik ab Freitagmittag unter dem Motto «No more empty promises» (dt. Keine leeren Versprechen mehr) schweizweit zum Klimaprotest auf.
Von Zürich bis Bellinzona sind im Rahmen des internationalen Klimastreiktags in mindestens 20 Städten coronakonforme Sitzstreiks angekündigt. Die Streikenden fordern in Sachen CO2 ein Netto-Null-Ziel bis 2030 und Klimagerechtigkeit.
UBS fürchtet Sachbeschädigungen und Blockaden
Der Klimaprotest macht vor allem die Schweizer Banken nervös. Aus Angst vor der Klimajugend haben zahlreiche Filialen zum Klimastreiktag ihre Sicherheitsmassnahmen verschärft. In Aarau etwa sichteten BLICK-Leserreporter Sicherheitskräfte vor der UBS, der CS sowie der Kantonalbank.
Vor allem UBS und CS fürchten offenbar eine akute Bedrohungslage. «Die beiden Grossbanken stehen im Fokus der Aktivisten», heisst es in einem internen UBS-Mail, die BLICK vorliegt. «Gemäss den vorliegenden Informationen, Absprachen mit den zuständigen Polizeikorps und den Erfahrungen aus der Vergangenheit könnte es in diesem Zusammenhang zu Sachbeschädigungen kommen, Transparente könnten an UBS-Gebäuden gehisst oder Eingänge blockiert werden.»
Gemeinsam mit den Sicherheitsbehörden habe man vorgesorgt. Das UBS-Gebäude etwa wird bereits seit Donnerstag und insgesamt bis Samstag durch eine externe Sicherheitsfirma bewacht, «um allfällige Vorbereitungsarbeiten der Klimaaktivisten frühzeitig erkennen und entsprechende Massnahmen einleiten zu können».
Für Mitarbeitende sind in dem Mail konkrete Handlungsanweisungen aufgelistet, wie sie sich im Fall von «verdächtigen Feststellungen» verhalten müssen. Im Falle einer Eskalation werde die Polizei den «Lead» übernehmen. Allerdings betont die UBS in Grossbuchstaben: Von einer Eskalation gehe man «NICHT» aus.
«Schutz von Mitarbeitern hat oberste Priorität»
Der Schweizer Finanzplatz ist wegen seiner Investitionen in fossile Energien schon länger im Visier von Klimaaktivisten. Im Dezember etwa wurden Farbattacken auf Gebäude und Bankomaten der UBS in Zürich, der Basler Kantonalbank sowie der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) verübt. Wie BLICK Anfang März enthüllte, sind besonders die Grossbanken UBS und CS gefährdet, künftig verstärkt Ziel von Störaktionen, Blockaden und Attacken zu werden.
Zu ihren Schutzmassnahmen für den heutigen Tag äussern sich die UBS und die CS aus Sicherheitsgründen nicht. «Wir haben in Absprache mit der Polizei alle nötigen Vorsichtsmassnahmen getroffen», sagt UBS-Sprecherin Christina Murri zu BLICK. «Der Schutz unserer Mitarbeiter hat dabei oberste Priorität.»
Klimajugend spöttelt über Schweizer Banken
Die Klimajugend selbst findet es witzig, dass sie am Schweizer Finanzplatz für solchen Wirbel sorgt. «Lustig, dass die Banken sich Sorgen machen», sagt Lena Bühler (18) vom Klimastreik aus Bern. Und beteuert: «Wir haben heute wirklich nichts anderes als den Sitzstreik geplant.»
Dominik Waser (23) vom Klimastreik aus Zürich hält es für «total lächerlich, dass die Banken offenbar das Gefühl haben, wir wollen sie heute angreifen.» Sie sollten keine Sicherheitskräfte organisieren, «sondern sich lieber überlegen, was sie tun müssen, damit wir sie nicht mehr kritisieren.»
Er wüsste nichts davon, dass heute irgendwas anderes als die angekündigten Sitzstreiks geplant seien. Und: Die Mitarbeiter der Banken seien auf jeden Fall nicht gefährdet. «Wir haben noch nie was gegen Bank-Mitarbeiter gemacht, und das würden wir auch nicht machen», sagt Waser.
Polizei schreitet bei Klimastreiks ein
Auf Konfrontation gehen die Klimajugendlichen heute Freitag offenbar vor allem mit den Sicherheitsbehörden. Zwar verzichteten die Organisatoren aus Rücksicht auf die Corona-Massnahmen auf grosse Demonstrationszüge, doch an die 15-Personen-Regel, die für Versammlungen im Freien aktuell gilt, wollen sich die Klimajugendlichen nicht halten.
In Bern, wo der Klimastreik seinen Streik um Punkt 12:00 Uhr begann, schritt die Polizei bereits ein, weil mehr als die bewilligten 15 Personen anwesend waren. Die Polizei forderte die Aktivistinnen und Aktivisten deshalb bereits kurz nach Beginn der Veranstaltung auf, den Versammlungsort zu verlassen. Viele der 200 bis 300 Demonstrierenden teilten sich daraufhin in kleinere Gruppen auf dem Waisenhausplatz auf.
Trotzdem führte die Polizei Personenkontrollen durch und nahm die Personalien der Demonstrierenden auf. Dies stiess nicht bei allen Anwesenden auf Verständnis: Sie hielten ja die Abstände ein und trügen Masken, kritisierte eine Aktivistin.
Auch in St. Gallen versammelten sich weit mehr als die vom Bund erlaubten 15 Personen: Nach Angaben eines Keystone-SDA-Reporters vor Ort kamen in der Marktgasse in der Innenstadt rund 100 Aktivistinnen und Aktivisten zusammen.