Der Samichlaus ist im Corona-Stress. Nüssli und Mandarinen verteilen ist wegen der Pandemie in diesem Jahr nicht ohne weiteres möglich. Viele Samichläuse müssen die Saison dieses Jahr ausfallen lassen. Für die anderen muss ein Schutzkonzept her. Die Lösungen unterscheiden sich enorm: Während der Samichlaus in Zürich nur noch per Videocall in die Stuben kommt, bleibt im Luzernischen fast alles beim Alten. Im Limmattal setzt ein Samichlaus auf Schutzmasken – allerdings gut versteckt unter dem Bart.
Siegfried Bosshard (65), Chlaus-Chef der Stadtzürcher St. Nikolausgesellschaft, empfängt BLICK in einem improvisierten Aufnahmestudio: Holzverkleidungen an den Wänden und ein Schlitten voller Geschenke sorgen für Waldhütten-Flair. «Wir haben noch zwei weitere Arbeitsplätze, dort arbeiten wir mit virtuellen Hintergründen», erklärt Bosshard. Statt 600 bis 800 Hausbesuche gibt es dieses Jahr nur knapp 70 Videoschaltungen in die Stuben.
Limmattaler Chlaus versteckt Maske unter dem Bart
Der Samichlaus selber sitzt vor einem Computer und kämpft mit der Verbindung: «Wir haben extra unser Internet-Abo verbessert, aber ideal ist es noch nicht.» Die gute Laune hat er deswegen nicht verloren. Er witzelt: «Normalerweise bringe ich Äpfel, und jetzt habe ich halt einen Apple-Computer.»
Der digitale Samichlaus ist eine Notlösung, die einen echten Besuch bei den Familien nicht ersetzen kann. «Aber wir versuchen, das Beste daraus zu machen», sagt er. «Wir müssen vernünftig sein.»
Ein weiterer Anbieter in der Region: das Samichlaus-Büro, unterwegs vor allem im Limmattal. Martin Erne hat neun Samichläuse im Einsatz – und wirbt auf der Homepage prominent mit einem Hygienekonzept. Wenn die Familien im Kanton Zürich einen Hausbesuch wünschen, bietet er das an. «Wir tragen dann eine Schutzmaske unter dem Bart. Das sieht man gar nicht.»
Mit dem Bart sei das zwar nicht gerade bequem, aber Erne nimmt es mit Humor. «2020 muss auch der Samichlaus kreativ sein», sagt er. Dazu gibt es Einweg-Handschuhe. «Die meisten Familien wünschen sowieso lieber ein Treffen mit dem Samichlaus im Garten oder im Wald.» Er versuche, auf alle Wünsche, so gut es geht, einzugehen, erklärt Erne. «Einfach mit gesundem Menschenverstand.»
In Sursee LU bleibt (fast) alles beim Alten
Lockerer geht es teils im Kanton Luzern zu und her: In Sursee LU kommt der Samichlaus nach wie vor zu den Kindern nach Hause, Masken werden nicht getragen. Dafür unterschreiben die Familien, dass in ihrem Zuhause die Abstände eingehalten werden. Und: «Wir haben auch auf Laternenträger und Zwergli verzichtet und verteilen nur noch verpackte Lebensmittel. Zudem passen wir auf, dass nicht mehr Personen im Raum sind als erlaubt», sagt Nicole Fischer von der Gruppe «Samichlaus Sursee.» Eine Schutzmaske sei für den Samichlaus nicht praktikabel. «Das würde mit dem Bart gar nicht gehen», erklärt sie. Aber: «Bei unseren Bärten ist der Mund fast komplett bedeckt, da geht keine Spucke durch.»
Klar ist allen befragten Samichläusen: Ihre Konzepte könnten durch eine Verschlechterung der Corona-Zahlen jederzeit auf den Kopf gestellt werden. Dann sind wieder neue Ideen gefragt. Diesen Winter muss auch der Samichlaus mit der Zeit gehen.
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