Der Entscheid des Bundesrats war unmissverständlich: Seit Anfang März dürfen Beizer ihren Take-Away-Kunden keine Sitzgelegenheiten auf den Terrassen mehr bieten. Es kam zum Zwist zwischen Bund und Kantonen – Graubünden, Schwyz, Obwalden, Nidwalden, Uri, Glarus und Tessin waren der Meinung, der Bund dürfe ihnen in der Sache nichts diktieren – doch der Bundesrat setzte sich am Ende durch. Dachte er.
Denn am Samstag wurde dieses Verbot in Arosa GR von unzähligen Personen missachtet. In der Carmenahütte campierten Hunderte in der Sonne, weder Abstand noch Masken sind zu sehen. Auf BLICK-Anfrage bei der Kantonspolizei Graubünden heisst es, man sei bemüht, die Regeln des Bundes einzuhalten. Man habe am Samstag keine Informationen bekommen, dass die Terrassen-Regeln gebrochen werden und deshalb auch keine Einsätze diesbezüglich gehabt. Man würde die Kontrollen ernst nehmen, «Schwarze Schafe gebe es aber immer». In der Carmenahütte war am Samstagabend niemand zu erreichen. Ob der Vorfall ein Nachspiel für die Hütten-Betreiber hat, ist nicht bekannt.
Die Terrassen-Gallier von Arosa
Arosa präsentierte sich seit Beginn des Verbots als aufmümpfig. Man baute Schneeterrassen, um das Bundesratsverbot zu umgehen. «Wir in Arosa gelten schon seit vielen Jahren als Gallier der Berge», meinte Pascal Jenny (46), Kurdirektor des Ortes, lachend zu BLICK. «Ich würde sagen, unser Dorf ist in gesundem Masse ein wenig verrückt.»
Die Aktion sei allerdings auch als Zeichen an den Bundesrat gedacht. Dieser urteile bei der Terrassen-Frage zu pauschal, sagt Jenny: «Take-away in der Stadt funktioniert nicht gleich wie in einem Skigebiet. In Zürich nehmen sich die Leute ihr Essen nach Hause mit, das geht bei uns in Arosa nicht. Wenn man keine Menschen im Schnee haben will, dann müsste man Take-away im Skigebiet verbieten.» Lange verweilen würde auf den Schneestufen sowieso niemand. «Der Schnee ist kalt.»
Auf den Bilder von Samstag mus sich allerdings niemand in den Schnee setzen. Wer auf dem Holzboden keinen Platz findet, hilft sich mit Bierkisten oder anderen Untersetzern aus. (vof)