Es wurde geschaufelt, gegraben und geräumt. Tagelang fiel in Ilanz GR (705 m ü. M.) jede Menge Schnee vom Himmel – so viel wie noch nie! Satte 117 Zentimeter. So hoch wie ein Primarschüler. Absoluter Rekord. Die Stadt am Rhein wurde total zugeschneit. Alles wurde weiss. «Es ist unglaublich, wie viel Schnee vom Himmel fiel. So etwas habe ich schon lange nicht mehr erlebt», sagt Gemeindepräsidentin Carmelia Maissen (43) zu BLICK.
Um sich durch die Schneemassen zu kämpfen, mussten alle mitanpacken. «Der Werk- und Forstdienst, die Feuerwehr, das Team der Wasserversorgung, Landwirte, Bau- und Transportunternehmen haben kräftig mitgeholfen. Alle waren praktisch rund um die Uhr mit Räumen beschäftigt», so Maissen. Nicht nur in Ilanz, sondern auch in den umliegenden Gebieten.
Aber auch die Einwohnerinnen und Einwohner mussten mit Schneeschaufeln ran. Nicht nur vor der eigenen Türe. Die Feuerwehr rief die Bevölkerung dazu auf, die total eingeschneiten Hydranten frei zu graben. Natürlich griff auch die Gemeindepräsidentin selbst zur Schaufel. «Bei uns vor dem Haus hat sich inzwischen ein zwei Meter hoher Schneeberg aufgetürmt.»
«Eine schöne Entschädigung für das viele Schnee schaufeln»
Anstrengende Tage liegen hinter Ilanz. Jetzt heisst es erstmal ausruhen. Die Situation entspannt sich allmählich. Der Dauerschneefall ist zu Ende. «Heute haben wir strahlend blauen Himmel. Die Sonne scheint. Die Winterlandschaft ist einfach traumhaft. Eine schöne Entschädigung für das viele Schnee schaufeln», sagt die Gemeindepräsidentin. Gross und klein würden jetzt den Schnee geniessen. Schlitteln, Schneemänner bauen, Tunnel graben.
Abgesehen davon habe sich das Leben im Dorf kaum verändert. Die Supermärkte hätten weiter geöffnet, die Post würde weiter Briefe und Zeitungen zustellen. Maissen zu BLICK: «Trotz des Jahrhundertschnees waren wir, mit Ausnahme der Fraktion Pigniu, nie von der Aussenwelt abgeschnitten. Die grossen Strassen waren innerhalb kurzer Zeit frei. Das war vor 30 Jahren noch anders. Weil die Schneeräumung damals noch nicht gleich effizient und leistungsfähig war, kam es vor, dass Strassen über längere Zeit nicht befahrbar waren.»
Was sicher vielen Bewohner in die Karten spielte, war das Homeoffice. «Wegen Corona arbeite ich im Homeoffice, so wie viele andere in der Gemeinde. Das hat natürlich bei so viel Schnee seine Vorteile, wenn man nicht am Morgen mit dem Auto oder Velo zur Arbeit muss.»
Schnee sorgte für Chaos auf den Strassen
Nicht nur in Ilanz fiel jede Menge Schnee, sondern in weiten Teilen der Schweiz. Zwar nicht ganz so viel, wie in der Bündner Gemeinde, es reichte aber um auf den Strassen und Schienen für Chaos zu sorgen. Vielerorts kam es zu Unfällen, Züge verspäteten sich und fielen gleich ganz aus. Auch der Flughafen Zürich hatte mit dem Schnee zu kämpfen.
Und nicht nur das: Der Dauerschneefall verschärfte die Lawinengefahr in den Bergen erheblich. Am Wochenende bahnten sich mehrere Lawinen ihren Weg und rissen mehrere Wintersportler in den Tod. Wie zum Beispiel auf dem schwyzerischen Stoos . Dort wurde ein Freerider (†49) aus dem Kanton Zug von den Schneemassen begraben. Er konnte zwar gerettet werden, verstarb aber kurz darauf im Spital.